Bauen

Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. (Foto: Tobias Hase)

24.07.2025

„Die Wirtschaft profitiert von Migration“

Kammer-Kolumne: „Kammer ist verlässlicher Partner des Staates“

Die Charta der Grundrechte der Europäischen Union garantiert Bürgerinnen und Bürgern die Freiheit, sich in jedem Land der Europäischen Gemeinschaft niederzulassen und zu arbeiten. Das ist eine historische Errungenschaft, die vielen Menschen große persönliche Entfaltungsmöglichkeiten geschaffen hat.

Davon profitieren aber nicht nur die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmen, die Mitarbeiter suchen. Im Baubereich hat die Arbeitsmobilität eine jahrhundertealte Tradition. Handwerker und Baumeister zogen schon immer übers Land. Baustile und Bautechniken entwickelten sich über Landesgrenzen hinweg. Infolge der Globalisierung hat sich die Arbeitsmobilität über Europa hinaus entwickelt. Die meisten Unternehmen und auch der öffentliche Sektor könnten ohne Migration ihre Arbeit nicht erledigen. Grund dafür ist unter anderem der demografische Wandel. Es ist aber zu eng betrachtet, die Entwicklung nur aus der Brille des steigenden Fachkräftemangels zu sehen.

Die Wirtschaft profitiert auf vielfältige Art und Weise von Migration. Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen bringen neue Ideen und andere Arbeitsmethoden mit. Das kann, wenn es positiv aufgenommen wird, Projekte stärken. Und es ist ja nicht so, dass Deutschland von sich behaupten kann, in der Projektumsetzung Weltmeister zu sein.

Die Internationalisierung der Mitarbeiterschaft in Planungsunternehmen hilft, die Positionierung in internationalen Märkten über den europäischen Binnenmarkt hinaus zu verbessern. Technisches Know-how ist eine fundamentale Grundlage, jedoch ohne kulturelles Verständnis oft fehlgeleitet.

Chancen nutzen

Unternehmen sollten die Chancen des „Voneinander-Lernens“ nutzen. Nur die Aufgabe zu sehen, ausländische Arbeiternehmer an unsere Verhältnisse heranzuführen, ist etwas einseitig gedacht.

Physik kennt keine Grenzen. Die technischen Basics der Ingenieurausbildung sind universell. Trotzdem gibt es Unterschiede im Umfang der Studiengänge. Infolge des Bolognaprozesses hat sich eine viel größere Vielfalt – national wie international – entwickelt. Die Ingenieurgesetze der Bundesländer machen aus gutem Grund sehr konkrete Vorgaben, welcher Studienumfang und -inhalt gelehrt werden muss, damit jemand die Berufsbezeichnung Bauingenieur führen darf. Der Beruf des Bauingenieurs ist eng verknüpft mit Dienstleistungen, die im allgemeinen gesellschaftlichen Interesse stehen. Dazu gehört der Schutz von Gesundheit und Leben sowie der natürlichen Lebensgrundlagen.

Aus der Reglementierung ergeben sich gewisse Einschränkungen in der Freiheit der Berufsausübung. Um als Bauingenieur in Deutschland arbeiten zu dürfen, ist die Anerkennung des im Ausland erworbenen Berufsabschlusses notwendig.

Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau hat per Gesetz die Aufgabe, ausländische Ingenieurabschlüsse zu prüfen und anzuerkennen. Es ist eine kluge Entscheidung des Gesetzgebers, die Aufgabe bei der Kammer anzusiedeln. Die berufsständische Vertretung der am Bau beteiligten Ingenieure hat die besten Kompetenzen hierfür.

Als Körperschaft des öffentlichen Rechts, finanziert und geführt aus dem privaten Sektor sowie überwacht vom Bayerischen Staatsministerium für Bauen, Wohnen und Verkehr, übernimmt die Kammer staatliche Aufgaben. Sie finanziert sich dabei aus Mitgliedsbeiträgen und benötigt kein Steuergeld. Ihre Leistungsfähigkeit zeigt sich durch die Bearbeitung von rund 340 Anträgen auf Berufsanerkennung aus über 50 Ländern allein im Jahr 2024. Die Antragsteller kommen aus allen Kontinenten der Erde.

Gelungenes Beispiel für Public Privat Partnership

Richtlinien des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission fordern für den europäischen Binnenmarkt in jedem Land einen „Einheitlichen Ansprechpartner“ für alle Fragen im Bauwesen zur Erbringung von Dienstleistungen. Auch diese Aufgabe liegt nach Vorgaben des Gesetzgebers für den Bereich der Ingenieurdienstleistungen im Bauwesen bei der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.

Die Arbeit der Kammer ist ein gelungenes Beispiel für Public Privat Partnership.Die Berufsanerkennung ist der erste Schritt. Sie allein garantiert noch nicht den Erfolg. Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau hat es sich zur Aufgabe gemacht, ausländische Ingenieure in ihrer Integration in den Berufsmarkt zu unterstützen. Denn schließlich ist alles vergebens, wenn wir als Gesellschaft es nicht schaffen, dass Menschen aus anderen Ländern bei uns glücklich werden. Sie werden weiterziehen.

 

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