Bauen

Dank BIM lässt sich per Knopfdruck ausrechnen, welche Auswirkungen eine begrünte Fassade auf den Energieverbrauch eines Hauses hat. (Foto: dpa/Sascha Steinach)

21.08.2020

Digitale Bauplanung steht noch vor vielen Hürden

Building Information Modeling (BIM) soll Projekte schneller, kostengünstiger und einfacher machen

Wie häufig im Leben brachte erst eine Krisensituation das Umdenken. Fast zeitgleich explodierten bei drei großen Bauprojekten in Deutschland die Kosten (und die Fertigstellung verzögerte sich um Jahre): beim Bahnhofsprojekt Stuttgart 21, bei der Hamburger Elbphilharmonie und beim Berliner Flughafen BER. Nicht zuletzt deshalb verabschiedete die Bundesregierung 2015 den Aktionsplan Großprojekte. Der sieht einen stufenweisen Einsatz von sogenanntem Building Information Modeling (BIM) vor – einer Methode des vernetzten Arbeitens, mit der sich alle für den Bauprozess relevanten Informationen digital bündeln lassen.

Seit diesem Jahr ist es bei allen öffentlichen Infrastrukturprojekten verbindlich vorgeschrieben. Die Privatwirtschaft steht dabei hierzulande schon in den Startlöchern, es hakt aber bei vielen öffentlichen Auftraggebern, vor allem kleineren Kommunen – so die Einschätzung einer Studie der Unternehmensberatung PWC.

Dabei lässt sich mit BIM eine Menge Geld und Zeit sparen. Bisher musste jeder an einem Projekt beteiligte Architekt oder Bauingenieur eigene Pläne erstellen und sich über Änderungen seiner Kollegen gesondert informieren. BIM dagegen schafft zwar zu Beginn mehr Aufwand, weil viele Daten eingespeist werden müssen – später geht es dafür umso schneller.

Ein Beispiel: Ein Gebäude soll saniert werden. Als kurzfristige Änderung vorgesehen ist beispielsweise eine begrünte Fassade. Dank BIM lässt sich per Knopfdruck ausrechnen, welche Auswirkungen das auf den Energieverbrauch des Hauses hat. Eines der größten aktuellen Bauprojekte im Freistaat, bei dem BIM zum Einsatz kommt, ist die Errichtung des Siemens-Forschungsgeländes im Süden von Erlangen.

Zu den BIM-Anwendern gehört auch die Bauer Gruppe aus Schrobenhausen, eine der größten deutschen Baufirmen. Allerdings seien „die meisten Auftraggeber nicht darauf vorbereitet“, verrät Arnulf Christa, Geschäftsführer des Bereichs Spezialtiefbau. „BIM wird erst dann zu einem großen Vorteil, wenn durchgängig über das ganze Projekt von allen Beteiligten in einem Modell geplant wird. Das findet in Deutschland so kaum statt“, erläutert Christa.

Beim Bayerischen Gemeindetag bittet man um Verständnis: „Selbstverständlich bietet die Digitalisierung im Baubereich Chancen und faktisch wird sie – so auch BIM – nicht aufzuhalten sein“, so Matthias Simon, der Leiter des Baureferats. „Wichtig ist nur, dass wir allen Gemeinden in ihrer ganzen Unterschiedlichkeit die Zeit geben, sich darauf einzustellen. Und schließlich weisen wir darauf hin, dass der Staat, der die Standards setzt, sich immer auch Gedanken zur Finanzierung machen muss.“

Damit liegt der Ball beim bayerischen Bauministerium. Dort fordert man zwar, dass BIM „als Arbeitsmethode in den nächsten Jahren im Infrastrukturbau sukzessive implementiert werden soll“, und verweist darauf, das BIM Cluster Bayern eingerichtet zu haben. Tatsächlich war der Ersatzneubau einer S-Bahnüberführung an der A99 im Jahr 2017 bundesweit das erste Projekt im Bereich Straßen- und Brückenbau, das durchgängig mit BIM geplant und gebaut wurde. Doch zu der vom Gemeindetag angemahnten finanziellen Unterstützung schweigt das Ministerium. (André Paul)

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