Bauen

Markus Hennecke. (Foto: Tobias Hase)

15.11.2023

„Digitalisierung darf nicht zum Sargnagel der klein- und mittelständischen Wirtschaftsstruktur werden“

Kammer-Kolumne zum Thema „Bayerischen Digitalbonus für die freien Berufe öffnen!“

Frage:
Werden freie Berufe gefördert?

Antwort:
Nein. Freie Berufe sind von der Förderung ausgeschlossen, auch solche, die in einer gewerblichen Rechtsform ausgeübt werden.
Dieses Frage-Antwort-Spiel zum Digitalbonus für Unternehmen ist auf der Website des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie zu finden. Das Ministerium positioniert sich damit sehr eindeutig. Die freien Berufe sind vom Digitalbonus, einem finanziellen Zuschuss für die digitale Transformation von Unternehmen, ausgeschlossen.

Anderen klein- und mittelständischen Unternehmen wird der hilfreiche Bonus hingegen gewährt. Die Bundesregierung sowie andere Bundesländer sehen die Förderung des Mittelstands und der freien Berufe positiver. Deren Programme unterstützen auch die freien Berufe. Und damit liegen sich richtig!

Unverzichtbarer Schritt

Zu der Gruppe der freien Berufe gehören hoch qualifizierte Menschen, die ihre Arbeit persönlich, eigenverantwortlich und unabhängig erbringen. Sie dienen der Gesellschaft. In ihrer Tätigkeit stehen die verschiedenen Professionen der freien Berufe im engen Austausch mit der öffentlichen Hand und der gewerblichen Wirtschaft. So übernehmen zum Beispiel die Prüfingenieure und die Prüfsachverständigen im Bereich des Bauwesens hoheitliche Aufgaben.

Aufgrund der Aufgaben der freien Berufe ist die Etablierung digitaler Prozesse und Tools in den Unternehmen ein elementarer Baustein für die digitale Transformation von Gesellschaft und Wirtschaft.
Für die im Bauwesen tätigen Ingenieure*innen, die Mitglieder der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, ist die Digitalisierung ein unverzichtbarer Schritt in die Zukunft. Sie verbessert nicht nur die eigenen Unternehmensprozesse, was einem intrinsischen Ansatz von Unternehmen entspricht, sondern beschleunigt Planungs- und Genehmigungsprozesse, was im öffentlichen Interesse ist.

Die Digitalisierung fordert zeitnah hohe Investitionen in verschiedenen Themenfeldern.

Im Zusammenhang mit der Digitalisierung des Bauwesens steht oft die Einführung und Umsetzung von Building Informationen Modelling (BIM) im Vordergrund. BIM ist nicht nur eine neue Software, sondern ein Gesamtpaket von Hardware, Lizenzen und Ausbildung der Mitarbeiter*innen. Für eine erfolgreiche Implementierung der Methode im Bauwesen reicht es nicht aus, wenn einzelne größere Unternehmen sich dies leisten, sondern die Umsetzung muss sich in der Breite vollziehen. Für kleine- und mittlere Ingenieurbüros sind damit hohe, belastende Kosten verbunden.

Ein weiteres wichtiges Element ist die Umsetzung von Cloudlösungen für kollaboratives Arbeiten. Daraus folgen finanzielle Belastungen für die Nutzung von Clouddiensten sowie die Etablierung von Prozessen durch eigene Entwicklungsarbeit und externe Beratung.

Das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik weist immer dringlicher auf die Verschärfung der Sicherheitslage im Bereich der Cyberkriminalität hin. Die Vorstellung dies sei allein das Problem der Unternehmen ist falsch, da auch der Staat betroffen ist, wenn Ingenieurbüros, die öffentliche Projekten bearbeiten, nach einem Angriff ausfallen oder der Angriff auf andere Stellen übergreift.

Finanzielle Hilfe nötig

Es ist verantwortungslos, Unternehmen mit diesen Themen allein zu lassen. Die Investitionen in den Bereich der Informationssicherheit sind hoch, um Systeme anzupassen und Ressourcen bereitzustellen.
Die Digitalisierung darf nicht zum Sargnagel der erfolgreichen klein- und mittelständischen Wirtschaftsstruktur werden. Grundsätzlich hat die bayerische Staatsregierung dies erkannt. Jedoch die freien Berufe nimmt sie aus. Es stellt sich die Frage nach der Wertschätzung der freien Berufe.

Die Ingenieurbüros, in denen die freiberuflich tätigen Ingenieurinnen und Ingenieure arbeiten, benötigen dringend finanzielle Unterstützung für die Umsetzung der Digitalisierung. Ein Digitalbonus erstattet nicht die Kosten, gibt aber Investitionsimpulse. Es ist löblich, dass die Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag ankündigen, die Ausweitung des Digitalbonus’ auf die freien Berufe prüfen zu wollen. Der ergebnisoffene Ansatz reicht aber nicht aus. Eine wahre Anerkennung der Bedeutung der freien Berufe kann nur eine definitive Ausweitung des Digitalbonus auf die freien Berufe sein.
 

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