Die Vorgabe für den Neubau der ’Legionäre’ war klar“, schreibt Architekt Christian Höttger-Zeitschner vom mit der Planung des Sportinternats Regensburg beauftragten Büro Team Jung, Architekten + Ingenieure, Lappersdorf. „Die unterschiedlichen Nutzungen für Übungshallenbetrieb, Verwaltung, Gastronomie und Unterbringung von 30 Sportlern sollte in einem Gebäude direkt im Anschluss an das bestehende Baseballstadion mit den bestehenden Umkleiden geplant werden. Das Grundstück befand sich im Eigentum der Stadt Regensburg und war als Ausgleichsfläche für die Neugestaltung der Osttangente ausgewiesen.“
Auf die Anfrage, ob es denkbar ist, an dieser exponierten Stelle ein Internat errichten zu können, wurden das Büro Team Jung innerhalb von drei Wochen für einen Termin im Gestaltungsbeirat gebeten. Durch intensive Abstimmungen mit dem Bauherren wurde auf die Schnelle ein Grundkonzept entwickelt und mit einem Modell bei der Stadt eingereicht, berichtet Höttger-Zeitschner. Die ersten groben Skizzen

mussten zwar überarbeitet werden, aber in zwei weiteren Sitzungen wurde der Entwurf in heutiger Fassung ausgearbeitet und detailliert.
Das Gebäude sollte nach den Worten des Architekten ein Sockelgeschoss erhalten, in dem die Übungshalle, Haumeisterwohnung, Technik und Nebenräume untergebracht werden. Im Sockelgeschoss wurden die bestehenden Flutlichtmasten integriert. Durch die Erweiterung der Terrasse sollte einerseits ein gebührender Abstand – auch aus Brandschutzgründen – des Internats zum Stadion erzielt werden und anderseits den Zuschauern des Baseballsports genügend Platz eingeräumt werden, um die Spiele verfolgen zu können. Das 90 Meter lange Gebäude sollte im Sockelgeschoss so gestaltet werden, als ob es aus dem Boden wächst, erklärt Höttger-Zeitschner. Aus diesem Grund wurde auch das Hallendach auf der Nordseite abgeschrägt und mit einem Gründach versehen. Durch eine Außentreppe ist der direkte Zugang zur Bushaltestelle Baseball-Stadion gewährleistet.
Der öffentlich zugängliche Bereich der Gastronomie, der Verwaltung und des Stores sollten im

Erdgeschoss, also auf Höhe der Stadionebene, angelegt sein. Durch die umlaufende Glasfassade sollte darüber hinaus einerseits eine Transparenz erzielt werden und andererseits das darüber liegende Internat zäsieren.
In den beiden aufgesetzten Geschossen ist die Unterbringung von 30 Sportlern mit Wohn- und Essbereich sowie Dienstaufsicht entstanden. Die Fassadenkonstruktion aus Stahlbetonsandwichelementen beziehungsweise vorgehängten Fertigteilen ist aus Gründen der Beständigkeit gegen eventuelle Baseballeinschläge ausgebildet worden, erklärt Höttger-Zeitschner. Die dunkle Farbe entstand aus dem Gedanken, dass die Spieler auf dem Feld die weißen Bälle auf dunklem Hintergrund besser verfolgen können.
Der Bruttorauminhalt des Sportinternats Regensburg beträgt 13 770 Kubikmeter. Die Bruttogeschossfläche beläuft sich auf 3580 Quadratmeter und die Nutzfläche auf 2475 Quadratmeter. Die Übungshalle im Sockelgeschoss = Untergeschoss hat eine Fläche von 700 Quadratmetern.
Unauffällige,
tiefgraue Fassade
Das Sportinternat Regensburg hat seinen Ursprung im Jahr 2002. Mit dem Einzug der jungen Sportler in den Neubau auf dem Gelände des Baseballstadions an der Donaustaufer Straße beginnt ein neues Erfolgskapitel. Hinter der unauffälligen, tiefgrauen Fassade finden nicht nur 30 Internatszimmer mit Gemeinschaftsräumen Platz, sondern auch die Spielerumkleiden, die Verwaltung der Buchbinder Legionäre, eine eigene Gastronomie („Beach House – California Kitchen“) sowie eine Übungshalle. Hinter der Gesamtbaumaßnahme, die auch den Neubau eines kombinierten Baseball- und

Fußballplatzes einschließt, steht eine Investition von 7,5 Millionen Euro.
Sportliche Förderung, schulische Ausbildung und Persönlichkeitsentwicklung sind die drei Hauptsäulen, auf denen das Konzept des Sportinternats aufbaut. Die Verantwortlichen haben es sich zur Aufgabe gemacht, Nachwuchssportler im Rahmen der Begabten- und Eliteförderung entsprechend ihres Talents ganzheitlich zu fördern. War man 2002 mit fünf Spielern gestartet, so waren im Internat in der Von-Heyden-Straße in Tegernheim zuletzt 29 Athleten im Alter von 14 bis 19 Jahren untergebracht. Mit 20 Athleten stellen die Baseballer den Löwenanteil, hinzukommen neun Eishockey-Talente des EV Regensburg sowie ein italienischer Gastschüler. Grundsätzlich steht das von Martin Brunner geleitete Internat für alle Sportarten offen.
Das Sportinternat Regensburg bietet in Kombination mit dem Besuch der Regensburger Schulen alle Leistungen eines mit einer Schule verbundenen Vollzeitinternats. So werden die Schüler vom Wecken über das gemeinsame Frühstück, den Besuch des Unterrichts in der jeweiligen Schule, dem gemeinsamen Mittagessen, der schulischen Nachmittagsbetreuung, der gemeinsamen Freizeitgestaltung, dem gemeinsamen Abendessen bis zur Nachtaufsicht durchgehend durch Fachpersonal betreut.
Der Tages- und Wochenablauf eines jeden Schülers ist zeitlich individuell durch unterschiedliche Stundenpläne und Trainingszeiten geprägt. Das fordert ein hohes Maß an Flexibilität. Mit vier hauptamtlichen Mitarbeitern in den Bereichen Gruppenbetreuung, Schule und Hauswirtschaft und über 20 nebenberuflichen Kräften für die Betreuung im Internat kann auf die Bedürfnisse der verschiedenen Sportarten eingegangen werden und mit den Anforderungen der Schulen flexibel und individuell umgegangen werden.
Dass das Konzept funktioniert, wird durch sportliche Erfolge unterstrichen: Seit 2006 erhielten zehn Internatsschüler einen Baseball-Profivertrag, 19 Spieler wurden in die Herren-Nationalmannschaften ihrer Länder (14 x Deutschland, 3 x Tschechien, 1 x England, 1 x Niederlande) berufen.
Durch die ausgeklügelte Architektur des Internatsneubaus und die Verknüpfung mit den Trainingsmöglichkeiten können Lernen und Trainieren noch effektiver aufeinander abgestimmt werden. Das Erfolgskapitel wird fortgeschrieben.
(FHH)
(Das Baseballfeld und im Hintergrund das neue Sportinternat; Internatsschüler beim trainieren - Fotos: Hans-Christian Wagner)
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