Bauen

Der überstehende Sitzungssaal. (Foto: Landratsamt Forchheim)

04.10.2021

Ein überstehender Saal

Das Landratsamt in Forchheim wurde erweitert

Zentral gelegen in der Innenstadt von Forchheim ist der Raumbedarf für das Landratsamt seit Jahren Thema. Die Verwaltung musste deshalb in den letzten Jahrzehnten auf mehrere Standorte innerhalb der Stadt aufgeteilt werden. Unter anderem wurden in der ehemaligen Landwirtschaftsschule durch Aufteilung der Schulräume Büroräume geschaffen. Aufgrund des Zuschnitts, der Belichtung und der Raumhöhen erwiesen sich diese Büroräume für eine dauerhafte Nutzung als weniger geeignet. Auch wirtschaftlich betrachtet ist so eine Aufteilung mit den notwendigen Wegezeiten zwischen den Gebäuden, den erforderlichen EDV Standleitungen und teilweisen doppelten Strukturen auf Dauer nicht wünschenswert.

Bereits 2011 wurden daher erste Skizzen bezüglich eines möglichen Erweiterungsbaus am Hauptstandort des Landratsamts am Streckerplatz, und dadurch die Konzentration auf einen beziehungsweise wenige Standorte, durch das kreiseigene Bauamt vorgelegt.

Sanieren oder verkaufen?

Mit Aufnahme des Gebäudes der ehemaligen Landwirtschaftschule in der Löschwöhrdstraße in die Sanierungssatzung „Südlicher Altstadtrand“ der Stadt Forchheim stand der Landkreis nun vor der Frage, dieses Gebäude aufwendig als Bürogebäude zu sanieren oder zu einem relativ hohen Marktpreis zu veräußern. Eine hausinterne Arbeitsgruppe wurde gebildet. Diese sollte die weitere Vorgehensweise ausloten.

Mit der Option im Hintergrund, dass das Gebäude Löschwördstraße 5 zum Verkauf angeboten wird und die hierdurch freien Mittel in einen Neu- beziehungsweise Ergänzungsbau investiert werden könnten, kristallisierte sich immer mehr die Zentralisierung am Hauptstandort Streckerplatz als beste Lösung heraus. Ein Raumprogramm wurde erarbeitet. Mit Ausnahme der Dienststelle im 20 Kilometer entfernten Ebermannstadt wurden alle Außenstellen auf den Prüfstand gestellt. 2014 wurde entschieden, den Verkauf des Löschwöhrdgebäudes und die Konzentration auf einen Verwaltungsstandort anzustreben. Parallel dazu sollte die Verwaltung die geplante Größe, die Grundkonzeption und die Kosten des neu zu errichtenden Ersatzbaus weiter konkretisieren.

Nach Erstellung des Raumprogramms konzentrierte sich die Planung letztendlich auf zwei Baukörper beziehungsweise zwei Bauabschnitte mit Arbeitsplätzen für insgesamt 71 Personen. Baukörper und Bauabschnitt 1 mit dem Sitzungssaal im zweigeschossigen Bestand sollte abgebrochen und nunmehr als viergeschossiger, reiner Bürotrakt, neu aufgebaut werden. Dieser Bauabschnitt musste bis zum Verkauf des alten Landwirtschaftsgebäudes abgeschlossen werden, so dass die Mitarbeiter pünktlich in die neu geschaffenen Räume umziehen konnten. Zusätzlich sollte als Bauabschnitt 2 ein Erweiterungsbau an den vorhandenen Baukörper angefügt werden, der – nach dem Abbruch des altes Saales – auch einen neuen Sitzungssaal für den Kreistag beinhalten musste.

Nach einem VOF-Verfahren zur Findung eines geeigneten Architekten konnte der Sieger, das Büro Dotter + Payer aus Regensburg, bereits im September 2016 die ersten Planungen vorstellen. Die Planungen gingen von einer Brutto-Grundfläche von 3430 Quadratmetern und einem Investitionsvolumen von 8,7 Millionen Euro für beide Bauabschnitte aus. Zugute kam dem Landkreis das zwischenzeitlich aufgelegte Kommunalinvestitionsprogramm. Nachdem die alleinigen Aufwendungen für eine effektive Energieeinsparung besser in einem Ersatzneubau, als in der Sanierung des „Löschwöhrdgebäudes“ investiert wurden, konnte ein Zuschuss von rund einer Million Euro für den Bauabschnitt 1 gewährt werden.

Zeitlich und finanziell negativ wirkte sich der Fund von historischen Hinterlassenschaften in der Baugrube aus. Dies hatte zur Folge, dass eine Fertigstellung des Rohbaus vor Wintereinbruch unmöglich war und erst nach Beendigung der archäologischen Grabungen im darauf folgenden Jahr mit der eigentlichen Maßnahme begonnen werden konnte.

Nachdem der Bauabschnitt 1 als reines funktionales Bürogebäude mit einer Bruttogrundfläche von etwa 1600 Quadratmetern konzipiert war, waren die Vorgaben für den Bauabschnitt 2 vielfältiger. Neben dem großen Sitzungssaal für den Kreistag sollte im Erdgeschoss die Kfz-Zulassungsstelle einziehen. Im Kellergeschoss wurden weitere Besprechungsräume, die Technik sowie Lagerräume vorgesehen. Aufgrund veränderter Rahmenbedingungen wurde während der Bauarbeiten beschlossen, die Kfz- Zulassungsstelle an ihrem angemieteten Standort zu belassen und dafür die Erdgeschoss-ebene kostenneutral als Bürofläche auszubauen.

Das erste Obergeschoss wurde vom Landrat bezogen, da die bisher verkehrsgünstig am Haupteingang genutzten Räume von stärker von Bürgern genutzten Fachbereichen belegt werden sollen. Gleichzeitig ermöglichte es damit dem ebenfalls im Landrat-Büro angesiedelten Sitzungsdienst kürzere Wege in den neuen Sitzungssaal.

Die Anforderungen an den neuen Sitzungssaal sowie die ebenfalls auf dieser Ebene benötigten Räume waren umfangreich. Neben ausreichend Platz für 60 Personen plus Verwaltungsvertreter für Kreistagssitzungen, musste er auch technisch und akustisch die Anforderungen eines modernen Saales erfüllen. Für Empfänge, Ausstellungen und ähnliches musste zusätzlich auf gleicher Ebene ein etwa 65 Quadratmeter großes Foyer vorgesehen werden. Daneben eine Küche, Stuhllager und Technikräume.

Schlicht, aber modern

Diese Anforderungen konnten auf der vorhandenen Grundfläche nicht erfüllt werden. Die Architekten entschieden sich daher, den Sitzungssaal auf zwei Seiten überstehen zu lassen. Im Westen um einem Meter und im Norden um über zwei Meter. Diese zusätzlichen Flächen machten es möglich, neben den Funktionsräumen, auch einen Sitzungssaal mit rund 220 Quadratmetern zu verwirklichen.

Durch einen separaten Eingang mit Treppenhaus und Aufzug ist der Saal sowie das Foyer auch unabhängig von den Öffnungszeiten des Landratsamts für externe Veranstaltungen nutzbar. Aus diesem Grund wurden auch die Toiletten so geplant, dass sie vom Treppenhaus aus zugänglich sind. Das gläserne Treppenhaus mit innenliegendem Aufzug öffnet das Gebäude zur Straße hin.

Das Materialkonzept gab bei der Einrichtung einen schlichten, aber modernen Stil vor. Innentüren in Anthrazit stellen einen Kontrast zu den hellen Wänden dar. Der Sitzungssaal sowie das Foyer wurden mit einem strapazierfähigen Industrieparkett in Eiche ausgestattet. LED-Loop- Leuchten mit zusätzlichen Einzelstrahlern setzen Akzente und sorgen gleichzeitig für ausreichend Licht. (Holger Strehl)

 

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