Bauen

Gesamtansicht des Neubaus von Osten. (Foto: Staatliches Bauamt Augsburg)

25.05.2012

Endlich alle Einrichtungen vereint

Neubau für Kunst und Musik an der Universität Augsburg

Mit dem Neubau eines Institutsgebäudes für Kunst und Musik sind ab 2012 alle Einrichtungen der Universität Augsburg auf dem Campus an der Universitätsstraße vereint. Die bisher am Standort Schillstraße im Norden der Stadt in den Gebäuden der ehemaligen pädagogischen Hochschule untergebrachten Disziplinen der Kunst- und Musikpädagogik, die zwischenzeitlich mit der Musikwissenschaft und Teilen der ehemaligen Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg in das neue Leopold-Mozart-Zentrum der Universität integriert wurden, konnten nun auf den Campus umziehen.
Das Staatliche Bauamt Augsburg erhielt im Dezember 2007 den Auftrag für die Planung der Baumaßnahme. Nach der Auslobung eines Architekturwettbewerbs durch das Staatliche Bauamt stand das Architekturbüro Knoche und Partner aus Leipzig als erster Preisträger fest. Baubeginn war im Frühjahr 2009. Zum Sommersemester 2012 konnte das Gebäude in Betrieb gehen. Der Freistaat investierte 21,5 Millionen Euro aus dem Sonderprogramm „Zukunft Bayern 2020“ in den Hochschulstandort Augsburg.
Die Lehrstühle der Kunst- und Musikwissenschaften werden nun auf 3600 Quadratmetern Hauptnutzfläche sehr gute Voraussetzungen für ihre Arbeit finden. Das Grundstück für das neue Institutsgebäude liegt im nordöstlichen Bereich des Universitätscampus, zwischen den Fachbereichgebäuden Jura und der begrünten Uferzone des Universitätssees. Der flache, ruhige Baukörper für die Fächer Kunst und Musik bildet nun nach Norden den Abschluss des Universitätscampus.
Das große, im Grundriss etwa 60 x 60 Meter quadratische Gebäude liegt wie selbstverständlich im Gelände und ist eingebunden in das vorhandene Fußwegenetz des Campus. Es nimmt das Gefälle des Grundstücks in sich auf. Dabei ist das Erdgeschoss rückseitig etwa zur Hälfte in das ansteigende Gelände eingebunden, so dass hier eine Art Untergeschoss entsteht.
Der Baukörper wird geprägt durch drei eingeschnittene Innenhöfe, die sich jeweils auf unterschiedlichen Höhenniveaus befinden und den Kontakt mit der Umgebung ermöglichen. So orientiert sich der Eingangshof auf dem untersten Niveau nach Südosten und bindet an die Haupterschließungsrichtungen an. Auffällig ist die stützenfreie Eingangsfassade im Bereich des zurückspringenden Erdgeschosses, die zweigeschossig frei vor dem Innenhof schwebt.

Helle
Außenfassade


Die Dachterrasse auf dem oberen Niveau blickt als „Seeterrasse“ nach Osten zum See, während sich der für die Bildhauer geschaffene Skulpturenhof auf dem mittleren Niveau nach Westen orientiert und eine direkte Andienung ermöglicht. Durch das im Anschluss an den Eingangshof unterschnittene Sockelgeschoss erfolgt die wichtigste Orientierung zum Grüngürtel, zum See und zum Erschließungsweg zwischen Parkpalette und Campus.
Das Gebäude ist gekennzeichnet durch seine klare architektonische Haltung und seine horizontale Anlage mit seiner hellen Außenfassade, die in den beiden Obergeschossen gleichmäßige, geschossweise versetzte Fensteröffnungen aufweist. Die farblich und im Material abgesetzten Fassadeneinschnitte an den nach außen orientierten Höfen und die bewegte Dachlandschaft vermeiden dabei, dass die schnörkellose Grundfigur und die langen Fassadenabwicklungen als abweisend empfunden werden.
Entstanden ist ein Baukörper, der dem künstlerisch-kreativen Charakter der Fächer Musik- und Kunsterziehung, deren Offenheit und Kommunikationsbestreben in weitem Maße entgegenkommt, ohne die Ausbildungsinhalte durch bauliche Festlegungen zu sehr festzulegen.
Eine zentrale Bedeutung als Bereich für externes Publikum hat das Auditorium, das direkt am Haupteingang im Sockelgeschoss angeordnet ist. Ein geschützter Vorbereich und ein großzügiges Foyer empfangen den Besucher. Das Auditorium selbst ist gestuft ausgeführt und lässt sich über die Bühne durch den daran anschließenden Probenraum erweitern. Eine kleine Empore erweitert die Sitzplatzkapazität auf insgesamt maximal 470 Sitzplätze. Da das Auditorium sowohl als Konzertsaal als auch für Vorlesungen und weitere andere Veranstaltungen genutzt werden soll, lässt sich die Akustik jeweils entsprechend anpassen. Die Orientierung zum Grüngürtel und den Universitätssee bereichert die Atmosphäre des Raums zusätzlich.
Die als Vertikalerschließung dienende Haupttreppe im durchgehenden Luftraum des zentralen Foyers erlaubt Blickbeziehungen in alle Ebenen des Gebäudes und lädt ein, dieses in allen Ebenen zu entdecken. Die weitere Erschließung ist über drei peripher angeordnete Fluchttreppenhäuser möglich.
Die Anordnung der Räume für die Fächer Kunst und Musik ergibt sinnvolle Nachbarschaften und vermeidet gegenseitige Störungen. Die einzelnen Räume sind teilweise schachtelartig über- und nebeneinander um den zweigeschossigen Konzertsaal angeordnet. Die Terrassen und Lichthöfe lockern die klare äußere Form nach innen auf und ermöglichen so nahezu allen Räumen Zugang zu direktem Tageslicht und Fensterlüftung. Die Übergänge sind fließend und die gegenseitige Bereicherung wird gefördert durch ein hierarchieloses Wegesystem, durch Fluraufweitungen und Nischen sowie durch unterschiedlich belichtete Ausstellungs- und Präsentationsmöglichkeiten.
Das Gebäude wurde wegen der geringen Anforderung an Flexibilität sowie wegen der hohen Anforderungen an den Schallschutz aus Stahlbeton in Massivbauweise erstellt. Die Aussteifung erfolgt über Stahlbetondecken und Stahlbetonwände. Die Dachdecken sind Flachdecken mit außen liegender Wärmedämmung und extensiver Begrünung (Warmdach).
Als besondere Bauteile sind die Verbundträger und die weitgespannten, wandartigen Träger zu nennen, die die stützenfreien Zonen realisieren. Hier ist ein sensibles Spiel zwischen Installation, Anordnung von Türöffnungen und Tragwerk innerhalb der Geschosse zu beachten, um die Ableitung der Schubkräfte zu gewährleisten. Die Abschlussdecke unter dem auskragenden Bereich der Übungsräume wird zur Krafteinleitung voutenförmig über den Stützen verstärkt. Die Fassade ist eine mehrschalige Wand mit tragender Stahlbetonscheibe und aufgesetztem Wärmedämmverbundsystem. Die gleichmäßige Putzoptik verleiht dem Neubau eine schlichte Haltung und lässt den Bau in klarer Ruhe erstrahlen.

Gelb eingefärbte Sichtbetonmauer


Für den Neubau wurden zwei Kunstwettbewerbe durchgeführt. Ein beschränkter Wettbewerb für freie Künstler ergab als Preisträger das Kunstwerk „Promenade“ des Künstlers Benoit Tremsal. Eine gelb eingefärbte Sichtbetonmauer stellt dabei im Relief die ersten zwölf Takte der Promenade des Stücks „Bilder einer Ausstellung“ von Modest Mussorgski dar und verbindet den Eingangshof des Neubaus mit dem Universitätssee. Mit ihren rhythmischen Zacken bricht die Konstruktion mit der Regelmäßigkeit der Architektur, ohne jedoch mit dieser in Konflikt zu geraten.
Mit einem zweiten Wettbewerb bekamen Studenten der Kunstpädagogik Gelegenheit, Vorschläge für ein weiteres Kunstwerk auf der Nord-Westseite des Neubaus zu entwickeln. Als Preisträgerin ging aus diesem Wettbewerb der Entwurf „to sit“ der Studentin Alexandra Lohner hervor. Die Verfasserin schlägt eine aus drei Teilen bestehende Installation vor. Die einzelnen Objekte stellen aufgeklappte Quader dar, die den Formen der Höfe und der Seeterrasse des Institutsgebäudes nachempfunden sind. Die Verwendung von zwei unterschiedlichen Materialien (Edelstahl und Cortenstahl) soll jeweils die Innenflächen und Außenflächen der aufgefalteten Objekte sichtbar machen. Die vorgeschlagene Sitzskulptur soll zur Belebung des Campus beitragen, indem die Studierenden sich in diese „hineinsetzen“ können. (Annette Bubmann) (Der Eingangshof und das Foyer - Fotos: Staatliches Bauamt Augsburg)

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