Am 30. Juli 2025 hat das Bundeskabinett die Hightech-Agenda Deutschland verabschiedet. Sie bündelt Investitionen in sechs Schlüsseltechnologien: Künstliche Intelligenz, Quantentechnologien; Mikroelektronik, Biotechnologie, Fusionsforschung sowie klimaneutrale Energie und Mobilität. Gestärkt werden zusätzlich Forschungsfelder wie Luft- und Raumfahrt, Gesundheit, Klima und Nachhaltigkeit. Ziel ist es, Deutschlands Innovationskraft auszubauen, Forschung zu beschleunigen und technologische Kapazitäten in Europa zu verankern.
Umso erstaunlicher ist es, dass die Bauwirtschaft in dieser Agenda nicht ausdrücklich berücksichtigt wird. Dabei sind gerade Technologien wie KI, klimaneutrale Mobilität oder Nachhaltigkeitsforschung für das Planen und Bauen von zentraler Bedeutung.
In der bayerischen Hightech-Agenda wird die Branche zumindest noch als „Dienstleister für Forschungsbauten“ erwähnt – ein wenig befriedigender Ansatz. Im bundesweiten Programm fehlt sie jedoch gänzlich. Das wird der Rolle der Bauwirtschaft als Leitbranche nicht gerecht.
Positiv ist, dass Bayern mit seiner Hightech-Agenda bereits 2019 vorangegangen ist. Mit einem Volumen von 5,5 Milliarden Euro und flankiert von der Transferstrategie „Hightech Transfer Bayern“ unterstützt der Freistaat gezielt den Technologietransfer von der Wissenschaft in Wirtschaft und Gesellschaft.
Technologiefeld „Built Environment“
Für die Bauwirtschaft wurde das Technologiefeld „Built Environment“ geschaffen, das in München unter anderem von den TUM Venture Labs betreut wird. Ziel ist ein dynamisches „Öko“system aus Start-ups, Wissenschaft, Investoren und etablierten Unternehmen, das Innovationen in der Bauwirtschaft vorantreibt. 2022 flossen erste Mittel gezielt in diesen Bereich.
Konkrete Wirkung zeigt sich auch an Projekten wie dem AN[ki]T-Zentrum der Hochschule Ansbach oder dem Technologietransferzentrum Neustadt an der Aisch. Beide Einrichtungen fördern den Einsatz Künstlicher Intelligenz auch im Baubereich und sind seit diesem Jahr strategische Kooperationspartner der Bayerischen Architektenkammer. Gemeinsam entwickeln wir Fortbildungen zu KI in der Architektur im Einklang mit dem EU AI Act – bald auch im „Train-the-Trainer“-Format, damit Planungsbüros Wissen eigenständig weitergeben und nachhaltig etablieren können. So entsteht eine Kultur des eigenverantwortlichen Lernens, die Zeit und Kosten spart und gleichzeitig höchste Qualität sichert. Der Transfer technologischer Fortschritte in die Praxis funktioniert also, wenn Wissenschaft, Wirtschaft und Berufsstand eng zusammenarbeiten.
Dieses Prinzip sollte auch für die bundesweite Hightech-Agenda gelten. Nur so lassen sich die Potenziale dieser milliardenschweren Investitionen wirksam im beruflichen Alltag der Akteure integrieren. Dabei darf die Politik kleine und mittlere Büros nicht aus dem Blick verlieren – ihre digitale Vernetzung und die Bündelung ihrer Daten und ihres Knowhows bieten Chancen, die über die Planungs- und Bauwirtschaft hinauswirken.
Passgenaue Förderangebote helfen
Passgenaue Förderangebote helfen den kleinen und mittleren Büros, die für sie notwendige Planungssicherheit zu gewinnen. Programme wie der Digitalbonus Bayern, der die freien Berufe bislang immer noch ausschließt, müssen daher dringend geöffnet werden, damit zentrale Akteure nicht außen vor bleiben. Förderungen in die Bauwirtschaft wirken stets überproportional und lösen ein Vielfaches an privat investiertem Kapital aus: Sie verbinden Materialproduktion, Handwerk, Logistik, Forschung und prägen zugleich die Baukultur.
Die Architektenschaft ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Wir setzen uns mit Chancen und Risiken der KI auseinander, entwickeln Modelle für Datensouveränität, Qualitätssicherung und Weiterbildung. Deshalb engagieren wir uns aktiv im branchenverbindenden BIM-Cluster Bayern und fördern über Formate wie den BIM-Salon, unsere Fortbildungsreihen und die Mitarbeit in bundesweiten Initiativen Orientierung, Wissenstransfer und den offenen Dialog. Dabei gilt: Digitalisierung und KI sind kein Selbstzweck. Sie müssen Baukultur, Ressourceneffizienz und Gemeinwohl dienen. Nur wenn Politik die richtigen Rahmenbedingungen schafft, kann die Bauwirtschaft ihre Hebelwirkung entfalten und so entscheidend zur nachhaltigen Transformation beitragen.
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