Bauen

Das neue Ottobrunner Gymnasium. (Foto: Oliver Heinl)

16.08.2016

Farblich gestaltete Lernlandschaften

Neubau des Gymnasiums Ottobrunn

Im Rahmen eines europaweit ausgeschrieben Architektenwettbewerb innerhalb eines VOF-Verfahrens für den Neubau eines Gymnasiums in Ottobrunn ging die Arbeit der Bernhard Heid Architekten, Fürth, als 1. Preis hervor. Im Nachgang des Verhandlungsverfahrens wurde dem Architekturbüro (Umwandlung am 1. Januar 2016 in Heid + Heid Architekten) der Auftrag zugesprochen. Als bauliches Rückgrat und neue Orientierungsachse wurde der Hauptbaukörper in die Tiefe des Grundstücks entwickelt und definiert so klar formulierte Freiräume und die städtebauliche Wirkung an der Karl-Stieler-Straße. Der Neubau verbindet den Bestand und orientiert die Klassenzimmer auf die ruhige Wald/Pausenhofseite. Ein der Schule angemessener Vorbereich zur Straße entsteht, im Inneren der Campus, die Freibühne und der Werkhof. Die spätere Anbindung der Dreifachturnhalle, ist problemlos möglich. Der Campus schafft mit den Parkplätzen und der Freibühne eine Verbindung des nördlichen Naturraums mit dem südlichen Waldstück. Der im Eingangsbereich zurückgeschnittene dreistöckige Riegel bildet den überdachten Vorplatz. Der eingeschossige Verbindungsbau zur Mensa lässt Sonne in den Campus und bildet eine Begrenzung für den Vorbereich, der wie bisher genutzt werden kann.
Leseinseln sind im Inneren der Bibliothek eingestellt und lassen Blickbeziehungen ins Foyer der Schule zu. Die Mensa erweitert sich zum Campus im Sommer. Der über die bisherige Bauflucht heraustretende Baukörper signalisiert den Eingang und die öffentliche Funktion des Gebäudes in der homogenen Bebauung und definiert den Ort. Die vielfältigen, abwechslungsreichen Raumangebote fügen die Schule in die Umgebung ein und bieten eine hohe Aufenthaltsqualität in und um die Schule. Die Eingangsebene verteilt die Schüler zu den einzelnen Gebäudeteilen, der Mensa, dem Bestand, den Turnhallen. Gemeinsamkeit stiftende und öffentliche Funktionen sind hier untergebracht. Über die Treppenhäuser können die Schüler unmittelbar zu ihren Klassen im 2. Obergeschoss oder zu den Fachklassen im 1. Obergeschoss gelangen. Über dem überdachten Eingangsplatz ist ebenfalls im 1. Obergeschoss das Eltern- und Lehrkräfteforum untergebracht. Hier ist eine zweite Verteilerebene, die in die einzelnen Klassenstufen mit ihren Unterrichtsräumen führt. Innenhöfe belichten die Flure und lassen Freiklassen/Ausstellungen zu. Im 2. Obergeschoss sind die Klassenräume als einzelne Cluster, Lernlandschaften, den Jahrgängen entsprechend angeordnet. Jedes Jahrgangshaus hat einen von oben belichteten zentralen Gemeinschaftsbereich und eine Dachterrasse. Über die Innenhöfe gibt es zusätzliche Verbindungen der Ebenen untereinander. So nimmt das Individuelle der Jahrgangsklassen stockwerksweise zu, während das Gemeinschaftliche abnimmt.
Die einzelnen Lernlandschaften sind unterschiedlich farblich gestaltet und die Klassen-/Lernbereiche weisen verschiedene Grade der Abschottung auf. „Trennmöbel“, Trennwände mit Aufbewahrungsfunktion in Verbindung mit Türen bieten hier eine Vielzahl von Möglichkeiten.
Der Rettungsweg geht von Raum zu Raum der Unterrichträume und von da über jeweils zwei notwendige Treppenhäuser von jedem Nutzungsbereich mit etwa 450 Quadratmetern ins Freie. Dadurch können die inneren Flure als zweiter Rettungsweg nachhaltig und vielseitig für Lernen, Spielen und Lesen genutzt werden. Eine nachhaltige und umweltfreundliche Bauweise und der Einsatz von langlebigen Materialien wurde vorgeschlagen und umgesetzt, um die Folgekosten/Unterhaltskosten gering zu halten. Dies sind für die Fassaden hinterlüftete Faserzementplatten, hochgedämmt mit Steinwolle, und Aluminiumfenster thermisch getrennt. Eine Begrünung der Dächer auf Warmdachkonstruktion mit Wärmedämmung auf Dampfbremse wurde eingebaut. In den Eingangs-, Flurbereichen und der Treppe ist Steinboden, im ersten Obergeschoss Linoleum beziehungsweise Kautschuk eingebaut. Im 2. Obergeschoss, den Lernlandschaften und der Bibliothek, wurde akustisch wirksamer Teppichboden mit Filzrücken gezielt eingesetzt. Die Wände sind hell gestrichen, punktuell mit Farbakzenten versehen. Beim Innenausbau ist Eichenholz-Dickfunier verarbeitet, an besonders beanspruchten Bauteilen mit Schichtstoff ergänzt. Sämtliche Deckenflächen und ein ein Meter hohes Wandfries in den Hauptnutzflächen wurden mit akustisch wirksamen Plattenelementen gestaltet. Die vorgestellten vertikalen Sonnenschutzelemente lassen immer die optimale Tagesbelichtung zu.
Für die Energieversorgung wird ein Fernwärmeanschluss aufgebaut, gekoppelt mit der Nutzung von Grundwasserkühlung. Raumlufttechnische Anlagen mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung ergänzen das energetische Konzept. Die EnEV wird um 50 Prozent unterschritten und die Photovoltaikanlage auf dem Hauptdach deckt die Eigenstromversorgung ab. Die Lage des Gymnasiums Ottobrunn ist gekennzeichnet durch die Einbindung in ein waldartiges Gebiet, das sich im Norden und Süden anschließt und den grünen Rahmen gibt. Den unterschiedlichen Gebäudefunktionen sind entsprechend maßstäbliche Frei- und Vorflächen klar zugeordnet. So setzt sich die Großzügigkeit der Eingangshalle im Westen durch einen Baumbestandsplatz mit geordnetem Baumraster, der die Geometrie des Gebäudes aufnimmt, fort. Unmittelbar neben dem Baumplatz befindet sich ein überdachter Vorplatz. Ein ähnliches Baumraster befindet sich im Norden im Bereich der Parkplätze, die unter einem „Baumdach“ Platz finden und den Abschluss der Pausenhoffläche bildet. Der Pausenhof beinhaltet unterschiedliche Zonierungen entsprechend den Nutzungsansprüchen der Jugendlichen. So bietet die Pausenfläche Räume für Entspannung und Erholung, Treffpunkte für Kommunikation und auch eine großzügig angelegte Freibühne, die für Schulveranstaltungen und sonstige Festivitäten genutzt werden kann. Im Süden der Schule erhalten die Innenräume wie Musik-, Werk- und Kunstraum entsprechende Außenräume, ebenso ist der Cafeteria im Norden eine Terrasse vorgelagert.
So entstehen Verzahnung zwischen Innen -und Außenräumen. Die Innenhöfe im Obergeschoss erhalten Baumtröge mit Sitzmöglichkeiten. Auch dort haben die Schüler die Möglichkeit, unter einem kleinen Baumdach zu sitzen. Die Innenhöfe des 1.Obergeschosses setzen sich im 2. Obergeschoss als Terrassenhöfe fort. (Volker Heid) (Der Eingangsbereich, die Bibliothek und eine Lernlandschaft - Fotos: Oliver Heinl)

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