Für die beliebte Reiseform mit Zelt, Wohnwagen und Wohnmobilen gibt es jetzt einen neuen Trend. Er nennt sich „Glamping“, was soviel heißt wie „luxuriöses Camping“. Doch neben den Luxusvarianten, wie Campen im Schlosspark, erfanden findige Köpfe extravagante, vielleicht etwas abgefahrene Wohnmöglichkeiten, die den Aufenthalt in der Natur zu einem ganz besonderen Erlebnis machen sollen.

Auch Architekten sind interessiert, wenn sie von diesen kreativen Neuheiten mal ein bisschen mondän, sportlich oder sogar etwas abenteuerlich erfahren. Und die Natur bietet auch für diesen Trend die entsprechende Kulisse dazu.
Eine besonders attraktive Region für das Glamping befindet sich im französischen Aquitanien zwischen der attraktiven Stadt Bordeaux und dem Atlantik, besser gesagt dem Golf der Gascogne.
Im kleinen und sehr alten Dörfchens Mézos wird man in puncto Glamping schnell fündig. Neben einer ebenso wuchtigen wie schmucklosen Kirche aus dem 13. Jahrhundert lädt ein Boutiquehotel zum Übernachten ein. Doch das Interesse gilt eher dem ockerfarbenen Schäferwagen, der ganz idyllisch am Ufer eines Teichs steht. Der nach historischem Vorbild in Handarbeit nachgebaute Wagen besitzt Räder, Fensterläden, Türen und sogar eine kleine Sitzrampe und ist außen ebenso funktionsfähig wie innen.
Die Ausstattung des Holzwagens mit praktischem Schrankdesign aus dunklem Holz und das auf kleinstem Raum eingebaute Bad mit Dusche und Toilette wirkt nostalgisch und gemütlich wie einst vor 100 Jahren, entspricht jedoch den modernen Ansprüchen. Auch der gut gepolsterte Alkoven verspricht beste Schlafqualität.
Aus Holz und
Safarituch konstruiert
Der nächste Treffpunkt liegt ganz in der Nähe des Atlantiks. Dort befindet sich das 17 Hektar große Gelände Camping Eurosol von Francoise Albaladejo und Patrick Benneker. Der Holländer Benneker, der sich stets für neue Wohnformen interessiert, erklärt: „Ich entwickle gerne ausgefallene Wohnprojekte

und stelle dann fest, dass sie großen Zuspruch bekommen. Wie zum Beispiel die neuen Tentlodges (50 Quadratmeter). Sie sind aus Holz und Safarituch konstruiert.“ Die praktische und zugleich gemütliche Urlaubsbehausung ist für sechs Personen geeignet. Eine eingebaute, rustikale Wohnküche, zwei geräumige Schlafzimmer und ein überdachter Vorbau zum Beispiel für den abendlichen Sundowner mit Blick in den Pinienwald sind perfekt für Familien oder Gruppen.
Besonders stolz ist Benneker, der sich professionell auf Messen und bei Herstellern nach den neuesten Trends umsieht und sie bei Camping Eurosol dann umsetzt, auf eine Neuheit, die sich „Glamping unter Sternen“ nennt. Die Holzkonstruktion auf Pfählen, gedacht für ein oder zwei Personen, mit einer elastischen Liegefläche, bietet freiem Blick in den Himmel.
„Palika Lodge“ liegt etwas im Landesinneren bei dem Ort Castets und bietet Komfortglamping im eleganten, indischen Stil. Marie Lurier, die den fernöstlichen Chic selbst entwirft, zeigt indische Edelzelte (42 Quadratmeter) mit überdachter Terrasse. „Das Mobiliar, die Stoffe, Korbstühle und Teppiche habe ich selbst in Indien gekauft“, so Lurier, die selbst 15 Jahre durch Indien gereist ist. Feinste Bambustische und -kommoden, Figuren und Wandschmuck ergeben das stilvolle Ambiente. Die professionell zusammengestellte Ausstattung im indisches Design und die Gestaltung des Gartens mit Steinbrücken und -bänken vermag in seiner Zusammenstellung auf die Stimmung und das Denken zu wirken.
Schlafen in
Baumkronen
Bei der Stadt Leon, ein paar Kilometer westlich, wartet schon Hubert Avataneo in Handwerkermontur. Am Boden des schattigen Pinienwalds ist zunächst nichts zu erkennen, was auf Glamping schließen lässt. Kein Wunder, denn gewohnt wird bei Avataneo oben in den Baumkronen. Der erfinderische Schreiner und Tischler kreiert Holzhäuser in allen Variationen, mal rund wie eine Kugel, mal in sieben Metern Höhe in eine Eiche gebaut oder als sechseckiges Pfahlhaus im Geäst.
„2007 begann ich die ersten Häuser zu entwerfen“, erzählt der geschickte Allrounder und Bastelfreak. Heute sind die luftigen Bleiben besonders bei Familien mit Kindern beliebt. „Auch Pärchen verschwinden gerne in der Holzkugel, nachdem sie die wackelige, freischwebende Holzbrücke erfolgreich überwunden haben.“ Bei Avataneo wohnen sogar die Hennen, Hähne und Gänse in einer eigenen Villa. Doch wie bei seinen Gästen muss auch das Gefieder erst über eine Leiter hinaufklettern bis es ins Nest geht. Für den geschickten Handwerker eignen sich die Baumhausmodelle bestens, seine architektonischen Ideen umzusetzen. Und wie oft wurden schon große Architekturen zuerst im Kleinen entwickelt.
(Eva-Maria Mayring)
(Blick in den Schäferwagen und ein Baumhaus zum Wohlfühlen - Fotos: Mayring)
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