Bauen

Blick in die lichtdurchflutete Badehalle. (Foto: Ulrich Schumann)

08.04.2021

Gespeist mit 18 000 Jahre altem Heilwasser

Die Modernisierung der Altmühltherme Treuchtlingen

Nach über 40 Jahren Hallenbad- beziehungsweise 20 Jahren Thermenbetrieb war die Altmühltherme in Treuchtlingen in einem technischen und baulichen Sanierungszustand. Seit dem Bau des einstigen Hallenbads in den 1970er-Jahren wurde die Anlage in den weit über 30 Jahren Betrieb in acht einzelnen Baumaßnahmen stets erweitert und zu einem wichtigen Gesundheitsstandort in Treuchtlingen weiterentwickelt.

Die Altmühltherme ist eine staatlich anerkannte Heilwassertherme mit angegliedertem Kurmittelzentrum. Umfangreiche Betonsanierungsarbeiten am Gebäude, die teilweise Ertüchtigung der Haustechnik und der Badewasseraufbereitungsanlagen haben, wie bereits erwähnt, eine Modernisierung dringend erforderlich gemacht.

Im Oktober 2016 wurde mit den umfangreichen Modernisierungsarbeiten begonnen. Die Umbauarbeiten wurden in zwei Bauabschnitte geteilt, damit die Arbeiten während des laufenden Betriebs stattfinden konnten. Neben der technischen und baulichen Sanierung wurden auch nahezu alle Gästebereiche modernisiert und attraktiviert. Aufgrund der Gliederung in Bauabschnitte war es möglich, stets einen Badebetrieb aufrechtzuerhalten und die Bereiche Therme und Familien & Aktivbad zumindest im Wechsel für die Gäste zugänglich zu halten. Eine Interimssauna auf der Freibadterrasse bot in der Modernisierungszeit ein Minimalangebot für die Saunastammgäste an.

Enormer Wasserverbrauch

Im ersten Bauabschnitt wurde das ehemalige Hallen-Wellenbad von Grund auf saniert und zu einem Sport- und Familienbad umgerüstet. Die ehemalige Wellenmaschine des Hallenbadbereichs wurde komplett zurückgebaut und das frühere Wellenbecken in ein reines Sportbecken umfunktioniert. Das einstmalige Wellenbad stammte aus den 1970er-Jahren und war damals als Alleinstellungsmerkmal bayernweit bekannt.

Damals standen weder die Energiekosten noch der Wasserverbrauch im Fokus. Wöchentlich wurde das Becken um etwa 60 Zentimeter abgesenkt für den Wellenbetrieb am Wochenende, um dann am Sonntagabend wieder gefüllt in den Sportbetrieb während der Woche zu starten. Dies führte zu einem enormen Wasserverbrauch. Es flossen jede Woche 300 000 Liter Wasser in den Kanal. Deshalb wird das Becken jetzt, gerade auch aus energetischen Gründen, nur noch als reines Sportbecken betrieben. Im Kursbecken wurden sämtliche Einbauteile in der Beckenwand und der Rinne erneuert. Der Kinderwasserspielgarten im Außenbereich wurde im Zuge der Neukonzeptionierung zurückgebaut und in den ganzjährig nutzbaren Innenbereich verlegt. Der neue, deutlich größere Familienbereich fand im ehemaligen Wintergarten, der vor der Modernisierung lediglich als Übergang vom Sport- zum Thermalbad fungierte, einen neuen und attraktiven Standort.

Die Nebenräume wie Eingänge, Umkleiden und sanitäre Anlagen wurden zentralisiert und zusammengelegt, da aufgrund der über mehrere Jahrzehnte gewachsenen Struktur oftmals eine Doppelung dieser Bereiche vorhanden war. Darüber hinaus wurden Sauna, Gastronomie und Umkleiden komplett neu angeordnet. Nach der Optimierung sowie das Zusammenlegen von Umkleidebereichen wurden rund 900 Quadratmeter Nutzfläche aus der vorhandenen Kubatur frei, die für die Erweiterung von zwei Seminar- und Gymnastikräumen sowie eines Gesundheitsstudios mit rund 400 Quadratmetern Fläche genutzt wurde.

Im August 2018 wurde der erste Bauabschnitt beendet und gleichzeitig der zweite Abschnitt mit der Modernisierung der kompletten Thermenanlage, dem Neubau der Saunaanlage samt Gastronomie, begonnen. Die Thermenanlage wurde konzeptionell erweitert, um neben Gesundheitsgästen auch andere (jüngere) Zielgruppen zu erschließen. Im Obergeschoss der weitläufigen, hellen Thermalhalle entstand eine Wasserbar mitten im wohlig warmen Thermalbecken.

Die Ruhe- und Aufenthaltsbereiche wurden mit hohen Qualitätsstandards wie Schaukelliegen, Lichttherapie und attraktiven Badeliegen ausgestattet. Um die Aufenthaltsqualität gerade im Bereich um die Badebecken zu steigern, wurde in der Thermalhalle eine akustisch wirksame Zylinderdecke eingebaut. Im Erdgeschoss entstand neben den vorhandenen Dampfbädern, dem Hotwhirlpool und dem Trinkbrunnen ein Fußreflexzonenpfad mit Fußwhirlpools.

Das Thermalaußenbecken musste aufgrund des baulich schlechten Zustands komplett neu aufgebaut und gefliest werden. Die Öffnung des Thermengartens zum Altmühlufer hin wurde ermöglicht, indem man vorhandene Pflanzstreifen aufgelöst hat. Einen Teil der Liegeflächen des Freibads wurden aufgelöst und der Therme mit ihrem Ganzjahresbetrieb zugeschlagen.

Schwitzen im Schienenbus

Die Sauna wurde vom fensterlosen Erdgeschoss in das lichtdurchflutete Obergeschoss, den Bereich der früheren Umkleiden der Therme, verlegt. Die dort neu entstandene Saunalandschaft auf über 3000 Quadratmetern Innen- und Außenbereich liegt direkt an der Altmühl. Besonders ist die Schwitzkabine im Schienenbus, passend zur damaliger „Eisenbahnstadt“ Treuchtlingen, als Alleinstellungsmerkmal hervorzuheben. Auf der großen Holzfreiterrasse wurden ein Saunawarmbecken und ein Saunatauchbecken eingebaut. Geschützt vom großen Sonnensegel entstanden attraktive Liegebereiche und eine Nasszone. Ebenso erhielt die Sauna einen neuen Saunagarten direkt bis zum Altmühlufer. Dies war aufgrund der Terrassierung möglich, die vom Obergeschoss der Saunalandschaft auf den gewachsenen Boden zum Ufer hin entstanden ist.

Um den Qualitätsansprüchen einer hochwertigen Sauna zu entsprechen, erhielt die neue Saunalandschaft eine eigene Umkleide mit 125 Umkleideschränken. Eine eigens für den Saunagast errichtete Gastronomie rundet das Angebot der Sauna optimal ab.

Die hochwertige Badgastronomie wurde zwischen dem Familien & Aktivbad sowie dem Thermalbereich eingebaut und ist nun von allen Badbereichen gut erreichbar. Außerdem dient die Gastronomie mit seinem Standort im Atrium der Therme und den bequemen Loungemöbeln der Aufenthaltsqualität der Gäste.
Im Mai 2020 wurde der zweite Bauabschnitt abgeschlossen und anschließend die gesamte Anlage mit Corona-Beschränkungen wieder in Betrieb genommen.

Der Treuchtlinger Marmor wurde bei der Entwicklung des Gestaltungskonzepts über die gesamte Bade- und Saunalandschaft zum Leitmotiv. Die Optik des Jura- Kalksteins zieht sich wie ein roter Faden durch das Gebäude. Im Saunabereich entstand, mit einer innenliegenden Holzfassade und -decke versehen, ein ganz besonderer Raumeindruck in Kombination mit dem notwendigen Blickschutz nach außen. Das neue Gestaltungskonzept stellt ein deutlich zurückhaltendes Farbkonzept dar und wirkt klassisch, elegant und gefällig. Mit der gering polarisierenden Farbwahl der Oberflächen ist das Bad dadurch zeitlos.

Durch das geänderte Konzept der Altmühltherme wurden auch einige Becken und somit auch die zugehörige Technik modernisiert. Für das Kinderplanschbecken ist eine neue Badewasseraufbereitung mit Mehrschichtfilter errichtet worden. Das Therapiebecken im Patientenbereich wurde mit einer Ozonanlage ausgestattet, um den Patient*innen eine zuverlässige Keimabtötung zu gewährleisten. Alle weiteren Anlagen der Badewasseraufbereitungstechnik wurden im Rahmen der Planung bezüglich der Umwälzung überprüft und konnten unter kleinen Änderungen und Ertüchtigungen nach der Maßnahme weiterbetrieben werden. Hier sind neben den klassischen Mehrschichtfiltern auch Ultrafiltrationsanlagen und Kombiblöcke im Einsatz.

Die Altmühltherme betreibt insgesamt 14 Badebecken mit einer Wasserfläche von 2700 Quadratmetern. Die Badebecken werden von der eigenen Burgstallquelle mit staatlich angerkannten, 18 000 Jahre altem Heilwasser gespeist. Das zertifizierte Wasser enthält lebenswichtige Mineralien und Spurenelemente, die einen wichtigen Beitrag zur Rehabilitation und zur Steigerung des Wohlbefindens beitragen können. Gebadet wird in Treuchtlingen nach dem Balneologischen Konzept bei unterschiedlichen Wassertemperaturen zwischen 28 und 37 Grad Celsius.

Im Rahmen der fast vierjährigen Modernisierungsarbeiten der Altmühltherme waren insgesamt 80 Handwerksfirmen sowie acht Planungs- und Ingenieurbüros beteiligt. Die geplanten Gesamtkosten der Modernisierung lagen bei rund 16 Millionen Euro, davon wurden 5,6 Millionen Euro vom Freistadt Bayern gefördert. (Ronja Tremel, Joey Trumpp)

 

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