Bauen

Zeichnung der olympischen Anlagen von Carlo Weber. (Foto: Architekturmuseum der TUM)

25.08.2022

Großes Lob für die Architektur

Eine Ausstellung im Architekturmuseum der TUM vermittelt Einblicke in den Aufstieg Münchens zur Olympiastadt

Die Austragung der Olympischen Sommerspiele 1972 sowie die Errichtung der Anlagen der olympischen Sportstätten, des Olympischen Dorfes und des Olympiaparks zählen zu den wichtigsten Ereignissen sowohl der Geschichte Münchens wie auch der Bundesrepublik. Die Ausstellung im Architekturmuseum der Technischen Universität München (TUM) vermittelt Einblicke in den Aufstieg Münchens zur Olympiastadt, erläutert die Planungen und liefert einen Ausblick auf die Auswirkungen der Spiele für die Stadtentwicklung.

„Es kommt weniger darauf an zu erklären, dass es ein anderes Deutschland gibt als es zu zeigen.“ Das Zitat von Otl Aicher am Eingang der Ausstellung verdeutlicht das Motto der Münchner Olympiade 1972. Mit heiteren Spielen wollte sich die Stadt vom Missbrauch der Spiele 1936 in Berlin durch das NS-Regime abgrenzen und der Welt das Bild eines gewandelten Deutschlands vermitteln. Dies gelang insbesondere über das von Otl Aicher gestaltete visuelle Erscheinungsbild einer künstlichen Landschaft mit farbenfrohen Akzenten, errichtet aus und in den Trümmern des Schutts des Zweiten Weltkriegs.

Allerdings verschattete das Attentat vom 5. September, das mit dem Tod aller israelischen Geiseln endete, die Spiele. Bis in die heutige Zeit findet die Architekturleistung der olympischen Anlagen von Behnisch & Partner sowie Frei Otto, Heinle, Wischer und Partner und die Landschaftsgestaltung von Günther Grzimek internationale Anerkennung.

Die Planung der Anlagen erfolgte bereits im Hinblick auf ihre Nutzung nach den Spielen. Es sollte ein nachhaltiges Olympia werden, von der Grafik bis zur Stadtplanung. Eine damals revolutionäre Idee. So wurde nach den Spielen aus dem Olympischen Dorf der Männer und dem der Frauen eine moderne Wohnanlage sowie eine Studentensiedlung. Das Rundfunk- und Fernsehzentrum verwandelte sich zur Hochschulsportanlage der TUM, die Pressestadt zu einer Wohnanlage mit Einkaufszentrum und die olympische Landschaft entwickelte sich zum Sport- und Erholungsparadies für die Münchner.

Diese Idee passte zum Zeitgeist, denn seit Anfang der 1960er-Jahre befand sich München in einem rapiden Stadtumbau: Der Mittlere Ring sowie U- und S-Bahnen entstanden. Die Vergabe des sportlichen Großereignisses 1966 an München löste einen weiteren Schub aus und ab 1970 wurde die von Bernhard Winkler konzipierte Fußgängerzone realisiert, deren Originalmodell in der Ausstellung zu sehen ist.

Am Beginn der Ausstellung entfaltet Alexander Kluge, damals Mitglied des Kunstausschusses für das Kulturprogramm der Spiele, in einem filmischen Prolog assoziativ seine Gedanken über das Wesen der olympischen Idee. Im Anschluss wird anhand von sieben Themen – München im Aufbruch / München wird Olympiastadt / Die Olympiabauten und der Olympiapark / Visuelles Erscheinungsbild / Olympischer Sommer: Architektur, Kultur, Terror / Das Erbe des Olympiaparks, Nachhaltige Stadtentwicklung: München im Vergleich mit anderen Olympiastädten – ein dichtes und farbiges Bild der Ereignisse nachgezeichnet und damit gleichzeitig der Weg Münchens in die Moderne.

Die Themen sind begleitet von der zeitgenössischen Kritik an den Olympischen Spielen sowie aktuellen Problemen der Stadtgesellschaft wie Wohnungsnot, Nachhaltigkeit und Gentrifizierung. Als Ausblick holt eine Filminstallation von Nicole Huminski den Olympiapark in die Ausstellung und lässt die Besucher*innen die einzigartige Atmosphäre der Anlage, die den Rang eines Weltkulturerbes beansprucht, erleben.
Zahlreiche zeitgenössische Dokumente, darunter Modelle des Wettbewerbs für die olympischen Anlagen 1967, filmische Stellungnahmen einiger Akteure – Fritz Auer & Carlo Weber, Jochem Jourdan, Peter Lanz, Frei Otto, Karsten de Riese – sowie eine Darstellung des gescheiterten Umbaus des Olympiastadions aus dem Jahr 2000 vermitteln ein dichtes und farbiges Bild des Aufbruchs Münchens zur „Weltstadt mit Herz“ und schärfen den Blick auf das Selbstverständnis der jungen Bundesrepublik.

Zeitgenössische Fotografien von Karsten de Riese, Sigrid Neubert und Verena von Gagern-Steidle runden authentisch die Ereignisse ab.

In der Sammlung des Architekturmuseums befindet sich nahezu die gesamte Olympiaplanung von Behnisch & Partner. Aus diesem reichhaltigen Schatz wird in der Ausstellung eine signifikante Auswahl gezeigt, darunter erstmals in der Öffentlichkeit das einzig erhaltene Originalmodell aus dem Jahr 1967 der olympischen Sportstätten von Behnisch & Partner. Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Januar 2023 im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen. (Sonja Vodicka)
 

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