Bauen

Andrea Gebhard. (Foto: Privat)

26.02.2021

Grüne Konzepte für intakte Lebenswelten

Die Landschaftsarchitektin Andrea Gebhard setzt auf intensive Objektplanung

Freiraumplanung als ausgewogenes Verhältnis zur Siedlungsfläche zählt heute zum unverzichtbaren Konzept für den urbanen Raum. Die moderne Landschaftsarchitektur nimmt sich dieser Aufgabe in all ihren Facetten an, um intakte Lebenswelten sowie Raum für Kreativität und gelebte Kommunikation zu schaffen. Expertin auf diesem Gebiet ist Andrea Gebhard, die nach ihrem Studium der Landschaftsarchitektur, Geografie und Soziologie zuerst in renommierten Architekturbüros arbeitete, bevor ihr die Geschäftsführung der Bundesgartenschau München 2005 GmbH übertragen wurde.

Seit 2009 ist sie Gesellschaftspartnerin im Büro Mahl Gebhard Konzepte. Als erste Frau im Präsidentenamt stand sie dem Bund Deutscher Landschaftsarchitektur erfolgreich vor. Wie hat es die couragierte, professionelle Powerfrau geschafft, in den bislang von Männern dominierten Architektenberufen an die Spitze zu kommen?

Als Tipp für ihren Erfolg hat sie eine kurze, aber anscheinend effektvolle Erklärung. Für sie gilt die Devise, sich nicht durch Männer, die in den Gesprächsrunden meist sehr dominant sind, das Wort abschneiden zu lassen, sondern genauso klar und deutlich die eigene Meinung zu formulieren. Dann klappt auch im Büro mit 40 Kolleginnen und Kollegen trotz unterschiedlicher Konstellationen und fachlicher Vertiefungen die Zusammenarbeit.

Urbanes Grün

„Wir sind ein Büro, das sich intensiv mit der Objektplanung von Kindergärten, Schulen, Wohnanlagen, Infrastrukturen oder großen Parkanlagen beschäftigt“, definiert Gebhard den Planungsradius. Doch das Thema Stadtentwicklung steht ebenfalls auf der Agenda. „Wir fragen uns, wie wir den Handel in den Altstädten wieder verbessern oder mit einem Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzept (ISEK) ganze Gemeindegebiete und interkommunale Zusammenschlüsse weiterentwickeln können“.

Da der Freiraum die grundsätzliche Basis der Landschaftsarchitektur ist, gilt es trotz der „großen Flächenkonkurrenz“ zwischen Freiraum und bebautem Raum, eine Balance zu finden. Die Landschaftsarchitektin setzt auf eine sogenannte doppelte Innenentwicklung der Städte, die im Bestand nicht nur im Sinne einer baulichen Verdichtung zu betreiben sei, sondern sich auf Erhaltung, Weiterentwicklung und Qualifizierung des urbanen Grüns richte.

Dass die erfahrene Landschaftsarchitektin auch in punkto Hochwasserschutz, Naturschutz und Naherholung bestens Bescheid weiß, beweist die Renaturierung der Isar, die mit Hochwasserschutz und einer positiven Landschaftsentwicklung kombiniert wurde. „Planung ist das Billigste, was es gibt“, sagt sie und setzt auf den Freiraum der Aue.

Für Andrea Gebhard steht die dänische Hauptstadt ganz oben als Vorbild für eine freiheitliche, architektonische Gestaltung. „In Kopenhagen spielt die Verzahnung zeitgenössischer Architektur, gemeinschaftlichen Zusammenlebens und die Nutzung der vorhandenen Landschaft eine zentrale Rolle“, erklärt sie. Mit dieser Vorgabe könnten immer wieder neue Konzepte umgesetzt werden, die in punkto Mobilität, auf öffentliche Räume oder Sozialwohnungsbau übertragbar seien.

Ihr ganz persönlicher Lieblingsort jedoch heißt Dinkelsbühl, wo sie aufgewachsen ist und ihre Umgebung, die vertrauten Begegnungsräume persönlich erleben konnte. Als besonders positive Räume in Dinkelsbühl bezeichnet Gerhard die Wallanlagen der Stadtbefestigung, die im Rahmen der Landesgartenschau 1988 erweitert sowie verbessert wurden und heute als Stadtpark genutzt werden. „Hier liegen Streuobstwiesen mit altem Baumbestand und vielfältiger Flora. Außerdem ist es der Übergang von der mittelalterlichen Stadt Dinkelsbühl mit ihren hervorragenden Bauten in die freie Landschaft, die den Ort zum Sehnsuchtsort machen.“

Nachverdichtung

Als „innovative Wohntypologie“ mit grünem Rückgrat bezeichnet Andrea Gebhard die Nachverdichtung der 1992 erbauten Messestadt Riem. „Auf der Riemer Achse wären multicodierte, gemeinschaftliche Nutzungen möglich, die nicht nur zur Nachverdichtung beitragen, sondern gleichzeitig eine städtebauliche Qualität für Riem entwickeln“, so die Landschaftsarchitektin. Die Planung sieht vor, den öffentlichen Freiraum durch einen großzügigen Boulevard aufzuwerten und statt des „toten Rückens“ zur Messe hin entsteht ein neuer Raum für experimentelle Wohntypologien. Vorgesehen sind auch Verwaltungs- und Bürohäuser.

Im Konzept integriert sind außerdem Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss. Die Landschaftsarchitektin plant zudem eine intensive Begrünung auf der Dachterrasse inklusive Mietergärten.
Überzeugend, couragiert und professionell setzt sich Gebhard auch für vielfältige Freiraumkonzepte bei Schulen oder Parks ein. Die Idee, den Nutzen mit der Gestaltung zu verbinden wie bei der BUGA, wo temporäre Stellplatzflächen der Messe München bei Bedarf wieder in artenreiche Blühwiesen verwandelt werden können, nimmt sie gerne in ihre Planung mit auf.

Auch mehrere Aspekte wie ein Schulkonzept und das Gestalten von Grünflächen zu vereinen, beweist das Gymnasium Grünwald, das sie mit dem Büroteam Mahl Gebhard Konzepte 2014 konzipierte. „Zum einen ist es das Raumerlebnis und zum anderen der Wohlfühlfaktor für die Schülerinnen und Schüler, aber genauso für die Lehrerinnen und Lehrer. Auf der persönlichen Entfaltung liegt unser besonderes Augenmerk, denn nicht nur in Ganztagsschulen sind die Schulhöfe die Gärten unserer Kinder“, definiert sie die Komponenten, die ein Ganzes ergeben. (Eva-Maria Mayring)

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