Bauen

Der Kopfbau ist das einzige der trapezförmig um den Innenhof angeordnete Gebäude, das zweigeschossig ist. (Foto: Günter Blank)

21.11.2025

Handwerk und Denkmalpädagogik Tür an Tür

Neuer KulturBauhof im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim

43 Jahre nach der Eröffnung des Fränkischen Freilandmuseums in Bad Windsheim ist das mit Gesamtkosten von rund 12,5 Millionen Euro bislang finanziell aufwendigste Gebäude der Einrichtung in der Trägerschaft des Bezirks Mittelfranken eingeweiht worden. Dabei handelt es sich ausnahmsweise um kein historisches, sondern ein zukunftsweisendes Bauwerk: Der „KulturBauhof.Zentrum für historisches Handwerk und Denkmalpädagogik“ ist weit mehr ist als ein Betriebsbauhof, wie schon die Namensgebung vermuten lässt.

Jahrzehntelang war der Bauhof des gesamtfränkischen Museums mit seinen aktuell rund 140 Häusern und Bauwerken auf einem angemieteten Areal nördlich des 45 Hektar großen Museumsgeländes angesiedelt. 2017 entschieden die Verantwortlichen des Bezirks Mittelfranken, den zuletzt bis Ende September 2025 befristeten Pachtvertrag nicht zu verlängern, sondern auf eigenem, rund 4600 Quadratmeter und damit ähnlich großem Grund neu zu bauen.

Im Sommer 2023 erfolgte der Spatenstich, Mitte September 2025 wurde Einweihung gefeiert. Unter Federführung des Herzogenauracher Architekturbüros Babler und Lodde realisierten 19 Planungsbüros und 86 Firmen das Projekt. Mehrere, in Anpassung an das Grundstück zu Trapezform verbundene Hallen umschließen mit den Toren den Innenhof.

Hier, im Nordwesten des Museums gelegen und damit etwas abgesetzt, aber durch das Wegenetz gut angebunden an die historischen Baugruppen, finden die 17 Museumshandwerker und acht Freiwilligendienst Leistenden deutlich verbesserte Arbeitsbedingungen vor. Maurer, Metallbauer, Schreiner, Zimmerer und das Kfz-Team profitieren durch die Anordnung ihrer Werkstätten ebenso von Synergieeffekten wie Maler, Elektrofachkräfte und Hausmeister. Fahrzeug- und Waschhallen, eine Remise, Stuhl- und Materiallager der Gärtner, Technikräume und anderes runden das Raumangebot ab.

Ein Schmankerl für Museumsbesucher: Sie können durch ein Panoramafenster von Außen den Zimmerern in der Abbundhalle bei deren Arbeit über die Schulter schauen. Holz ist der dominierende Baustoff. Beton- und Sichtmauerwerk kamen nur als Brandwände in Waschhalle und Schmiede zum Einsatz. In der Dachkonstruktion finden sich Stahlträger nur dort, wo Statik oder Brandschutz dies erforderlich machen. Die Außenfassade trägt eine vorbewitterte, vertikale Holzverschalung, deren unregelmäßige Anordnung eine Lebendigkeit der großen Flächen erzeugt.

Photovoltaik
und Pelletheizung

Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit, Ökologie und Energieeffizienz wurden großgeschrieben. Umstände, die es dem Bezirkstag und der Bezirkstagsverwaltung leichter machten, trotz knapper Kassen das Projekt zu realisieren. So ist die Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von rund 90 Kilowatt so dimensioniert, dass sie in Zukunft an sonnenintensiven Tagen das komplette Museum mit Strom wird versorgen können.

Die Pelletheizung des Betriebsbauhofs mit ihren beiden je 150 Kilowatt starken Brennkesseln und dem 9000 Liter fassenden Pufferspeicher sei in der Lage, auch die über 30 Häuser der Baugruppe West mit Wärme zu versorgen. Alles gute Argumente für Zuschussgeber, den Neubau zu unterstützen. So steuerte das bayerische Bauministerium 200 000 Euro aus dem Holzförderprogramm bei.
„Der Gebäudekomplex im Westen des Geländes verbindet die Bewahrung historischer Baukultur mit Wissensvermittlung, er vereint die Werkstätten der Museumshandwerker mit einem flexibel nutzbaren Raum [. . .] und mit einer aufschlussreichen Ausstellung“, hatte das Museum mitgeteilt. Gelebt wird dieser Anspruch vor allem im einzigen zweigeschossigen Flügel des Komplexes. Dieser „Kopfbau“ beherbergt nicht nur Büros sowie Sozial- und Aufenthaltsräume für rund 30 der etwa 90 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Museums.

Im Parterre befindet sich besagter, bis zu 80 Personen fassender Multifunktionsraum, in den Teile des Kursangebots des Museums umziehen werden. Der 94 Quadratmeter große Raum bietet den Museumspädagogen neue Möglichkeiten, auch die Seminare zur Vermittlung und Bewahrung historischer Handwerkstechniken oder Mitmachprogramme wie die Holzwerkstatt werden fortan hier angeboten. Und er kann mittels verschiebbarer Trennwand um 35 Quadratmeter in das Foyer des Kopfbaus hinein erweitert werden. Ebendort wird in der Saison 2026 die Dauerausstellung „Wie kommen die Häuser ins Museum?“ eröffnet.

Der Neubau des KulturBauhofs mit seinen 3040 Quadratmetern Nutzfläche bei einem Bruttorauminhalt von rund 25 800 Kubikmetern war nicht nur finanziell ein großer Wurf. Der kurz nach der Einweihung in den Ruhestand verabschiedete langjährige Museumsdirektor Herbert May sprach von einem „Quantensprung“, sei hier doch der neue Maschinenraum des Museums, gar eine „denkmalpädagogische Vermittlungsstelle“ entstanden.

Immerhin sei das Museum in Bad Windsheim „unter den deutschen Freilichtmuseen das Kompetenzzentrum für historisches Handwerk“, wie May schon 2023 proklamiert hatte. Folglich dürfte sich auch der Wunsch von Mittelfrankens Bezirkstagspräsident Peter Daniel Forster erfüllen, der neue KulturBauhof möge „ein zentraler Ort der Wissensvermittlung und der Museumspädagogik“ werden. (Günter Blank)
 

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