Bauen

Schloss Marienburg. (Foto: Neumann)

03.08.2018

Hier gab es sogar warmes Wasser

Schloss Marienburg vor den Toren Hannovers zählt zu den bedeutendsten neugotischen Baudenkmälern in Deutschland

Darüber würde sich Königin Marie von Hannover sicherlich auch heute noch sehr freuen: Nach gut 200 Jahren hat ihr Schloss, die prächtige Marienburg, nichts von ihrer märchenhaften Ausstrahlung verloren. Die romantische Anlage, die im Dörfchen Pattensen vor den Toren der Landeshauptstadt Niedersachsens liegt, gehört in der heutigen Zeit zu den bedeutendsten neugotischen Baudenkmälern in Deutschland.

Georg V. hatte das Schloss 1858 seiner Frau, Königin Marie, zu ihrem 40. Geburtstag geschenkt. Die ehemalige königliche Sommerresidenz mit ihren kleinen Türmchen und Zinnen sowie einer nahezu vollständig erhaltenen historischen Innenausstattung – verteilt auf 130 Zimmer – zieht jährlich über 200 000 Besucher an und befindet sich immer noch im Familienbesitz. Sie gehört dem Urururenkel von Königin Marie und König Georg V., Ernst August Erbprinz von Hannover.

Königin Marie hatte genaue Vorstellungen von ihrem Geburtstagsgeschenk: Sie plante ein Schloss in Form einer mittelalterlichen, gotischen Höhenburg in romantischer Lage – weithin sichtbar über dem Leinetal. Damit lag es ganz in der Nähe des ehemaligen Stammhauses der hannoverschen Welfen, der Burg Calenberg. Vom Bauherrn geschickt gelöst: Durch die Abtragung eines Steinbruchs erweckt die Marienburg von Weitem den Eindruck einer mittelalterlichen Festung.

Die offizielle Grundsteinlegung der Schlossanlage erfolgte im Oktober 1858 in Anwesenheit der königlichen Familie. Geplant war diese Anlage als Sommerresidenz, Jagdschloss und späterer Witwensitz. Die Marienburg wurde – in der Tradition eines barocken Residenzbaus – auf einem achsensymmetrischen Grundriss gebaut. Vier Gebäudeflügel entstanden um einen geschlossenen Innenhof, der wiederum von einem Bergfried überragt wurde. Türme mit Schießscharten, mächtige Mauern und Torbauten, Burggraben mit Zugbrücke und Fallgitter sollten den Anschein einer historischen Burganlage suggerieren.

Der Clou aber war der Innenausbau der Marienburg: Die Außentüren ließen sich in den Boden versenken; es gab sogar eine Warmwasserheizung im Inneren des Schlosses. Für Stabilität sorgten die neugotischen Säulen aus Gusseisen, die als Raumstützen dienten. Die Innenräume der Marienburg, wie zum Beispiel Rittersaal, Billardzimmer und Salon der Hofdamen, entstanden – auf Wunsch von Königin Marie – im Stil der englischen Neogotik. Im nördlichen Flügel des Schlosses waren der Marstall mit seinen zwei Pferde-ställen sowie die Kutschenremise untergebracht. Heute befindet sich hier das Schlossrestaurant mit Terrasse.

Renovierungskosten
in Millionenhöhe

Die Außenanlagen der Marienburg waren vergleichbar mit einem englischen Landschaftsgarten: Im Innern des Ringwalls befanden sich kleine schmale Wege, künstliche Felsen, ein Wasserfall sowie Steintreppen. Für die Pferde gab es einen eigenen Reitplatz in der Nähe der Gärtnerei; dort stand auch das Gärtnerhaus.
Königin Marie (1818 bis 1907) wohnte nur kurze Zeit im Schloss, denn 1867 folgte sie ihrem Gemahl mit ihren Kindern ins österreichische Exil. Sie sah ihre Marienburg nie wieder. Das Schloss blieb viele Jahre unbewohnt; erst nach dem Zweiten Weltkrieg zog Ernst August zu Braunschweig-Lüneburg mit seiner Frau in die Marienburg ein.

Seit 2005 ist die Marienburg auch für Besucher öffentlich zugänglich. Während der Schlossführung sind nicht nur die Prunk- und Privaträume der königlichen Familie, sondern auch viele interessante Objekte aus der Zeit der Welfenherrschaft zu sehen. Komplett erhalten ist beispielsweise die Schlossküche.

Die Marienburg bereitet ihren Besitzern seit vielen Jahren Sorgen, denn der Unterhalt der Anlage kostet mittlerweile ein Vermögen. Eigentlich müsste die ziemlich verwitterte Burg dringend renoviert werden. Auch hat der Hausschwamm die Mauern befallen. Durch die Erosion an den steilen Hängen der künstlichen Schlucht ist darüber hinaus keine Standfestigkeit mehr gewährleistet. Einige Bereiche mussten deshalb gesperrt werden. Außerdem ist auch das Dach marode. Man spricht von mehreren Millionen Euro an Renovierungskosten. (Sabine Neumann)

(Die komplett erhaltene Schlossküche - Foto: Neumann)

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