Das neue Landratsamt des Landkreises Landshut nimmt Gestalt an – und das nicht nur baulich, sondern auch landschaftlich. Am Ortsrand der Marktgemeinde Essenbach ist ein moderner Verwaltungsbau entstanden, der sich harmonisch in die offene Landschaft einfügt und gemeinsam mit der benachbarten Musikschule sowie der Veranstaltungshalle ESKARA ein zukunftsweisendes Quartier formt.
Nach dem Grundsatzbeschluss durch den Kreistag im Jahr 2017, ein neues Landratsamt in Essenbach zu bauen, wurde nach intensiver Planungsphase im Jahr 2019 ein Architektenwettbewerb ausgelobt, den das Büro dasch zürn + partner aus Stuttgart für sich entscheiden konnte.
Harmonisch eingefügt
Um auf dem freien Markt besser agieren und flexibel reagieren zu können, hat der Landkreis Landshut ein eigenes Kommunalunternehmen mit dem Namen LAKUBAU gegründet, das für den Bau und den späteren Unterhalt des Gebäudes zuständig ist. Dieses wird von Thomas Stöckl als Vorstandsvorsitzender geführt, der gleichzeitig Sachgebietsleiter des kreiseigenen Hochbaus am Landratsamt Landshut ist. Das Landratsamt selbst agiert hier als Vermieter.
Offene Struktur
Der indizierte Kostendeckel liegt bei 108 Millionen Euro, die tatsächlichen Baukosten werden sich auf rund 95 Millionen Euro belaufen.
Im Inneren zeigt sich das neue Landratsamt Landshut von seiner besten Seite. Die große, zentral gelegene Halle verknüpft alle Nutzungsbereiche miteinander und erleichtert durch ihre offene Struktur die Orientierung im Gebäude. Drei sorgfältig ausgewählte Materialien – Holz, Glas und Sichtbeton – prägen das Innenraumkonzept und schaffen eine warme, gleichzeitig moderne Atmosphäre.
Glasflächen sorgen für Transparenz und viel Tageslicht, während Holz als natürlicher Werkstoff Akzente setzt und Behaglichkeit vermittelt. Beton bildet das stabile Rückgrat des Gebäudes und steht für Beständigkeit und Funktionalität. Die harmonische Abstimmung dieser Materialien erzeugt ein Arbeitsumfeld, das sowohl funktional als auch einladend wirkt.
Auf über 21 000 Quadratmetern Fläche finden künftig rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Platz. Damit werden Außenstellen, die aus Platzgründen in den vergangenen Jahren ausgelagert werden mussten, wieder in einem Haus zusammengeführt. Ausnahmen bilden natürlich die Zulassungsstellen in Rottenburg und Vilsbiburg sowie die Bauhöfe und Entsorgungseinrichtungen. Auch das Staatliche Gesundheitsamt verbleibt am bisherigen Standort in Landshut-Achdorf, das als medizinischer Standort weiterentwickelt werden soll.
Energieautark
Neben gestalterischen Aspekten wurde auch großer Wert auf Nachhaltigkeit und Flexibilität gelegt. Der gesamte Baukörper wurde im Rastermaß von 1,25 Metern errichtet – ein Konzept, das flexible Grundrisslösungen und spätere Anpassungen ermöglicht. Eine Erweiterung des Gebäudes um etwa 25 Prozent ist im Bedarfsfall durch die Verlängerung eines Gebäudeflügels baulich bereits mit eingeplant.
Das Landratsamt Landshut vereint künftig verschiedenste Nutzungsformen unter einem Dach. Neben den Verwaltungsbüros wurde auch auf Besonderheiten, die die vielfältigen Sparten einer Landkreisverwaltung mit sich bringen, eingegangen. Dank eines großzügigen Schalterbereichs im Eingangsbereich können hier die Bürgerinnen und Bürger zügig ihre Anliegen abwickeln. Ein weiteres Beispiel ist die Einrichtung einer Kreiseinsatzzentrale als besonderes Element. Hier werden bei größeren Schadenslagen, etwa nach Unwettern, die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehren und weiterer Blaulichtorganisationen effizient koordiniert. Damit kann sich die Integrierte Leitstelle auch unter solchen Umständen auf das Notfallgeschehen konzentrieren.
Das gesamte Gebäude wurde im KfW 40 EE-Standard für Nichtwohngebäude erbaut, was auch mit Fördermitteln in Höhe von über 6,7 Millionen Euro bedacht wird. Vier verschiedene Energiequellen werden künftig die Energieversorgung des neuen Verwaltungsbaus sichern.
Freiraum mit Struktur
Das Herzstück bildet ein innovativer Eisspeicher im Keller des Gebäudes, der die freigesetzte Energie, die bei der Änderung des Aggregatszustands von Wasser entsteht, für den Gebäudebetrieb genutzt. Hinzu kommt eine großflächige Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie Luft-Wärme-Pumpen, die nachhaltig Energie erzeugen. Damit kann das Gebäude energieautark versorgt werden. Als Rückfallebene haben die Planer auf einen Erdgasanschluss gesetzt, mit dem mögliche Verbrauchsspitzen im Bedarfsfall abgefangen werden könnten
Bei den Außenanlagen steht dabei das Zusammenspiel von neu geschaffenen öffentlichen Räumen und den bestehenden Grünstrukturen im Mittelpunkt. Ehemalige Acker- und Grünlandflächen wurden behutsam in das Gestaltungskonzept eingebunden. So entsteht ein natürlicher Übergang zur offenen Landschaft, der das Gebäude mit seinem Umfeld verzahnt.
Die extensiv begrünte Dachfläche trägt zur Regenwasserpufferung und zum Mikroklima bei. Ein großzügiger Vorplatz Richtung Altheimer Straße bildet den repräsentativen Zugang zur viergeschossigen Eingangshalle und dient zugleich als öffentlicher Treffpunkt.
Die klare Wegeführung sowie eine durchdachte Freiraumgestaltung sorgen für ein angenehmes Ankommen – sowohl für Besucherinnen und Besucher als auch für die Mitarbeiter des Hauses. Direkt vor dem Gebäude wurde eine Bushaltestelle gebaut: Seit dem 1. Oktober 2025 wird die Linie 307 im Takt verstärkt, damit das Landratsamt auch über öffentliche Verkehrsmittel gut erreicht werden kann.
Das neue Landratsamt an der Josef-Neumeier-Allee in Essenbach ist mehr als nur ein Verwaltungsgebäude. Es ist ein Symbol für ein modernes, bürgernahes und nachhaltig geplantes Verwaltungshandeln – eingebettet in eine offene Landschaft, verbunden mit der Region und bereit für die Zukunft. (Carina Weinzierl)
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