Mit dem Anbau für das Landratsamt Schwandorf konnten 74 zusätzliche Büroarbeitsplätze auf drei Stockwerken neu geschaffen werden. Dies war erforderlich geworden, nachdem die Mitarbeiterzahl in den letzten Jahren stetig angewachsen ist.
Ebenerdig ist Mitte Februar das Sachgebiet 4.3 Verkehrswesen, Straßen- und Wegerecht mit neuer Zulassungsstelle und neuer Führerscheinstelle eingezogen. Die beiden oberen Geschosse wurden im März im Wesentlichen vom Kreisjugendamt bezogen.
Das Tiefgeschoss und der Treppenhauskern wurden in Massivbauweise errichtet und die oberen drei Geschosse in Holzbauweise. Die äußere Gestaltung des Anbaus soll den Holzbau auch erkennbar machen. So erhielt das ebenerdige Geschoss der Zulassung eine Fassade mit Holzleisten und die beiden oberen Stockwerke eine Holz-Glas-Fassade. Der massive Treppenhauskern, in dem sich auch der Aufzug befindet, erhielt eine Glasfassade mit den Wappen der 33 Landkreisgemeinden. Auch im Innenbereich wurde sowohl in den einzelnen Büros als auch in den Fluren möglichst viel von der Holzkonstruktion sichtbar gelassen.
Die Entwurfsgedanken des Architekten Christian Schönberger aus Oberviechtach waren: „Holzbauweise mit weitestgehender Sichtholzanforderung an die Tragkonstruktion. Die Maßgabe, Holz auch außen sehen zu wollen, führte letztlich zu der Überlegung, die Lärchenholzfassade mit einer hinterlüfteten Glasfassade zu schützen, die in diesem Zusammenhang auch entsprechende klimaregulierende Funktionen erfüllen konnte. Gemeinsam mit der OTH Amberg-Weiden wurden verschiedene Szenarien errechnet, um zusammen mit der Bauteil-Temperierung und -Kühlung mit geringem Energieeinsatz entsprechende beste Arbeitsbedingungen auch an warmen Sommertagen herzustellen.
PV-Anlage auf dem Dach
Die Glasfassade als geschuppte Lamellenfassade schützt die Lärchenholzfassade, kühlt im Sommer durch Reflexion und Hinterlüftung und fängt Sonnenenergie im Winter ein.
Analog zum Ziegelsichtmauerwerk des Bestands zeigt der Holzbau auch nach außen seine Materialität.
Massive Bodenaufbauten ermöglichen ähnlich wie im Massivbau Bauteilaktivierungen, Wärme- und Kältespeicherung sowie besten Trittschall zwischen den Arbeitsbereichen. Die Kombination aus Holzwänden und feuchtespeichernden Vorsatzschalen mit Schallschutzanforderungen ermöglicht einen ausgeglichenen Feuchtehaushalt.
Das Energiekonzept rundet eine von außen nicht sichtbare Dachphotovoltaikanlage ab. Das Landratsamt Schwandorf zeigt als öffentlicher Bau in einer holzreichen Region, wie mit dem Baustoff Holz auch Großprojekte verwirklicht werden können.
Neben viel Holz im Innenraum wurden die wenigen sonstigen Materialien reduziert und materialgerecht verwendet. So zeigt auch das Treppenhaus mit seinen betonierten Wänden Betonoptik, geölten Stahl und Oberpfälzer Granit in der oberpfalztypischen Schlichtheit und Fokussierung auf das Wesentliche.
Das Ziel, optimale Arbeitsbedingungen für die Nutzer herzustellen, wurde durch ein umfassendes, modernes Büroausstattungskonzept ergänzt.
Im Jahr 2019 wurden zunächst das Tiefgeschoss und der Treppenhauskern in Massivbauweise errichtet. Im Spätherbst 2019 wurden der Holzbau aufgestellt und parallel dazu bereits die Fenster eingebaut. Somit konnte im Jahr 2020 der komplette Innenausbau erfolgen.
Im Untergeschoss wurde die neue Zulassungsstelle mit ebenerdigem, barrierefreiem Zugang direkt neben dem vorhandenen Parkplatz eingerichtet. Die Räume wurden hell, modern und freundlich gestaltet. Für die Bürger*innen wurde somit eine zeitgemäße und funktional optimierte Zulassungsstelle geschaffen. So ist zum Beispiel ein eigener großzügiger separater Wartebereich vorhanden und die Schalterplätze der Zulassungsstelle wurden mit diskreten Einzelplätzen neu konzipiert sowie ein Schalter auch barrierefrei ausgebildet.
In den beiden oberen Geschossen wurden die Räume des Jugendamts untergebracht. Das im gesamten Haus verteilte Sachgebiet wird dadurch wieder zusammengeführt. Damit ist die Funktionsstruktur im gesamten Landratsamt wieder eindeutiger erkennbar, was für die Bürger*innen eine Erleichterung bei der Orientierung im Gebäude darstellt.
Der neue insgesamt viergeschossige Baukörper ist kompakt gehalten, funktional mit Mittelflurerschließung gebaut und hat eine Grundfläche von etwa 12,50 Metern Breite und 41,60 Metern Länge. Die Doppelbüros sind in der Regel 20,5 Quadratmeter und die Einzelbüros 13,4 Quadratmeter groß.
Archiv im Untergeschoss
In den Büros bleibt jeweils eine Wand weiß und eine Wand wurde als Holzsichtseite gestaltet. Als Bodenbelag wurde ein Kugelgarnteppich gewählt und beheizt werden die Räume über eine Fußbodenheizung. Über diese können die Räume im Sommer auch in einem gewissen Maß temperiert werden.
Im Altbau des Landratsamts wird nach dem Umzug der jetzige Großraum der Zulassungsstelle zu Büros umgebaut. Dies ist unter anderem auch erforderlich, damit der neue Anbau und der Altbestand ebenfalls im Erdgeschoss eine Flurverbindung erhalten. Diese Räumlichkeiten sind nach dem Umbau dann unter anderem für das Jugendamt vorgesehen, deren Räume sich im Erdgeschoss des Neubaus anschließen. Aktuell laufen derzeit noch die Arbeiten an den Außenanlagen.
Im Zuge der Umsetzung der Maßnahme wurden durch den Bauausschuss des Kreistags auch Entscheidungen zur Verbesserung des Dämmstandards, der Errichtung einer PV-Anlage und auch für eine Komplettunterkellerung zur Vorbereitung für einen späteren Sitzungssaal getroffen.
Im Tiefgeschoss befinden sich nun Archivräume sowie Nebenräume, die für einen angedachten neuen Sitzungssaal vorbereitet wurden, der in einer eigenen Maßnahme zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden soll.
Mit zusätzlich getroffenen gestalterischen Entscheidungen zum Beispiel für die Holz-Glasfassade und erheblichen konjunkturell bedingten Preissteigerungen werden sich die Kosten für den Verwaltungsanbau letztendlich bei rund 6,3 Millionen Euro bewegen. (Hans Prechtl)
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