Bauen

Ralf Wulf, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. (Foto: Tobias Hase)

29.09.2025

„Kein Science-Fiction. Es ist eine klare Notwendigkeit“

Kammerkolumne zu „Das Ingenieurbüro der Zukunft: Mehr als nur ein Plan“

Die Kräne ragen gen Himmel, der Beton wird gemischt, die Bagger graben unermüdlich. Baustellen sind Sinnbilder für Fortschritt und Wandel. Was man von außen nicht sieht, das Herzstück dieser Innovationen. Das Ingenieurbüro. Es ist der Ort, an dem Ideen zu Plänen werden, wo die Zukunft Gestalt annimmt. Aber wie sieht dieses Büro der Zukunft aus, das die Herausforderungen der kommenden Jahrzehnte perfekt meistern soll?

Es ist nicht nur ein Ort, an dem Pläne am Reißbrett auf Papier gezeichnet oder am Bildschirm gerendert werden. Das Ingenieurbüro der Zukunft ist ein digitaler Knotenpunkt. Es ist ein Raum, in dem künstliche Intelligenz (KI) nicht mehr nur ein Schlagwort ist, sondern ein stiller, aber unverzichtbarer Kollege.

KI optimiert
Bauabläufe

KI-gestützte Software analysiert in wenigen Minuten, wofür ein Mensch Tage brauchen würde. Sie optimiert Bauabläufe, identifiziert zuverlässig potenzielle Schwachstellen in statischen Berechnungen und schlägt effizientere, nachhaltigere Lösungen und Materialien vor. Die künstliche Intelligenz wird Ingenieure nicht ersetzen, sondern entlasten, ihnen den Rücken freihalten für die wirklich komplexen, kreativen Aufgaben.

Ein weiterer Eckpfeiler ist die Nachhaltigkeit. In Zeiten des Klimawandels ist es nicht mehr genug, ein Bauwerk einfach nur funktional, sicher und robust zu gestalten. Das Ingenieurbüro der Zukunft denkt in Kreisläufen. Es konzipiert Gebäude, die nicht nur Energie sparen, sondern sie sogar erzeugen. Es plant mit recycelten Baustoffen und entwickelt modulare Systeme, die am Ende ihrer Lebenszeit einfach demontiert und wiederverwendet werden können. Ein solches System wurde im Juli 2025 von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau mit dem ersten Platz beim Wettbewerb „Building Outside the Box“ ausgezeichnet. Denn: Nachhaltigkeit muss von einer Nischenstrategie zum Standard werden.

Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Flexibilität ist. Das Ingenieurbüro der Zukunft ist keine starre Institution mehr. Es ist ein hybrides Arbeitsmodell, das Mitarbeitenden die Freiheit gibt, dort zu arbeiten, wo sie am produktivsten sind – ob im Büro, von zu Hause aus oder von der Baustelle per mobilem Endgerät.

Werkzeuge wie Cloud Computing und digitale Zwillinge machen diese nahtlose Zusammenarbeit möglich. Ein Ingenieur in Garmisch kann in Echtzeit mit Kolleginnen und Kollegen in München und Statikerinnen und Statikern in Bayreuth an einem gemeinsamen 3D-Modell arbeiten.

Talente anziehen
und fördern

Doch bei all der Technologie dürfen wir das Wichtigste nicht vergessen, den Menschen. Das Ingenieurbüro der Zukunft ist ein Ort, der Talente anzieht und fördert. Es ist ein Umfeld, in dem der Nachwuchs nicht nur Fachwissen, sondern auch soziale Kompetenzen und Kreativität erlernen kann. Es investiert in die Weiterbildung der Mitarbeitenden, damit diese mit den rasanten technologischen Entwicklungen Schritt halten können. Denn am Ende des Tages sind es die klugen Köpfe und nicht die Maschinen, die die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft stellen.

Das Ingenieurbüro der Zukunft ist kein Science-Fiction. Es ist eine klare Notwendigkeit. Es ist die Antwort auf die Fragen unserer Zeit: Wie bauen wir schneller, nachhaltiger und intelligenter? Die Antwort liegt in einer Symbiose aus Mensch und Maschine, aus Tradition und Innovation. Und ich bin mir sicher, in Bayern sind wir gut aufgestellt, um diese Zukunft nicht nur zu planen, sondern auch zu bauen.

Das alles werden wir auch beim Zukunftsforum: Arbeitswelt und Baubranche im Wandel diskutieren, das die Bayerische Ingenieurekammer-Bau am 9. Oktober 2025 in der Katholischen Akademie in München ausrichtet.

Weitere Informationen und Anmeldungen hierzu über den Link: www.bayika.de/de/zukunft/. In diesem Sinne: Lasst uns den Wandel wagen.

 

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