Im November 2016 hat das Staatliche Bauamt München 2 das neue Forschungsgebäude nach zweieinhalbjähriger Bauzeit an das Deutsche Herzzentrum München übergeben. Das Deutsche Herzzentrum im Münchner Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg ist ein renommiertes Fachkrankenhaus für Herz- und Kreislauferkrankungen. Es wurde als erstes Herzzentrum in Europa in den Jahren 1972/1973 gegründet mit der Zielsetzung, alle Herz- und Kreislauferkrankungen unter

einem Dach zu behandeln. Besondere Synergieeffekte ergeben sich durch das Nebeneinander von Krankenhaus und Forschung. Träger ist das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, dem das Deutsche Herzzentrum direkt unterstellt ist.
Der Neubau war dringend erforderlich geworden, da die Forscher in Bestandsgebäuden arbeiteten, die nicht mehr aktuellen Standards entsprachen. Für die praxisnahe Forschung, die das Herzzentrum in eigenen Forschungsabteilungen betreibt, stehen der Klinik in dem neuen Gebäude Laborflächen mit einer Nutzfläche von rund 2000 Quadratmetern zur Verfügung. Diese Laborflächen sind nun fast doppelt so groß wie zuvor und bieten Raum für rund 100 Forscher, die an wegweisender Grundlagenforschung im Bereich der Herz- und Kreislaufmedizin arbeiten.
Um das neue Forschungsgebäude realisieren zu können, musste auf der Liegenschaft des Herzzentrums zunächst das ehemalige Rotkreuzkrankenhaus, das bereits seit einigen Jahren kaum noch genutzt worden war und schadstoffbelastet war, rückgebaut werden.
Der Forschungsneubau ist als klarer, kompakter Kubus konzipiert. Durch die weiße Metallfassade mit horizontalen Fensterbändern wird der Bezug zum Klinikhauptgebäude mit den ebenfalls vorgehängten

weißen Fassadenpaneelen hergestellt. Die verglaste Eingangsfassade ist zum Innenbereich der Liegenschaft orientiert und bildet das Gegenüber zum denkmalgeschützten „Zenettibau“. In diesem Sichtziegelbau, der um 1870 von Arnold von Zenetti errichtet worden war, befindet sich die Verwaltung des Deutschen Herzzentrums. Rund um die geschützten Bäume, die zwischen dem Forschungsneubau und dem „Zenettibau“ stehen, wurde ein Platz gestaltet, der mit Sitzmauern zum Verweilen einlädt.
Nicht nur von außen zeigt sich der Neubau als klarer Baukörper, auch im Inneren haben die Architekten Heinle, Wischer und Partner aus Stuttgart auf eine funktionale und übersichtliche Gliederung Wert gelegt. Vertikal ist das Gebäude in drei Bereiche aufgeteilt: die Eingangs- und Kommunikationszone, die Erschließungsspange und die Laborbereiche.
Durch den Haupteingang des Forschungsneubaus betritt man das schmale Atrium, das sich mit den angrenzenden Besprechungs- und Aufenthaltsräumen über die gesamte Gebäudebreite erstreckt. Eine einladende Atmosphäre entsteht durch die Eichenholzverkleidung der Atriumrückwand. Ein Luftraum verbindet das Erdgeschoss mit den Obergeschossen. Die Kommunikationsbereiche des Atriums sollen dazu beitragen, den interdisziplinären Austausch zu fördern. Die beiden Treppenhäuser, der Aufzug, die WC-Anlagen und die Installationsschächte für die Haustechnik befinden sich in der angrenzenden Erschließungsspange.
Die Forschungsflächen werden von drei Fachbereichen genutzt: Herz- und Gefäßchirurgie, Herz- und Kreislauferkrankungen sowie Kinderkardiologie. Die Laborgrundrisse gliedern sich jeweils in zwei seitliche Laborspangen und einen Kopfbereich mit Sonderlaboren. Die innenliegende, ringförmige Erschließung gewährleistet eine sehr

gute Orientierung und kurze Wege innerhalb der Laborbereiche. Nebenräume wie Sonderlabore, Umkleide- und Lagerräume liegen im Gebäudekern.
Mit Ausnahme der unterschiedlich farbig gestalteten Wände dieses innenliegenden Kerns sind alle Laborbereiche hell und in neutralen Farbtönen gehalten. Um alle erforderlichen Forschungsflächen unterzubringen, hat man im Forschungsneubau – mit Ausnahme einzelner Auswerteplätze – fast ausschließlich Laborflächen realisiert. Die dazugehörenden Büroflächen werden in einem Bestandsgebäude auf der Liegenschaft eingerichtet.
Umschlossen werden die Forschungsbereiche von zwei Technikgeschossen, in denen die Lüftungszentrale, Wasseraufbereitung sowie die Elektroverteilung untergebracht sind. Die Versorgung mit Heizwärme, Kälte und Dampf erfolgt über die Technikzentrale der Liegenschaft. Bei einem Wirtschaftlichkeitsvergleich stellte sich die zentrale Versorgungsstruktur als vorteilhafter heraus als eine dezentrale. Im Rahmen einer unabhängig von der Neubaumaßnahme durchgeführten Energiespar-Contracting-Maßnahme wurden die Kapazitäten der zentralen Betriebstechnik erweitert und die Leitungstrassen zum Forschungsneubau erstellt.
Es ist gelungen, das neue Forschungsgebäude in die bestehende Struktur des Deutschen Herzzentrums optimal zu integrieren und hochwertige Forschungsflächen zu realisieren.
(Anja Lauber)
(Das Atrium; farbig gestaltete Wände der Kernzonen; die Labore sind hell und neutral gehalten - Fotos: Michael Heinrich)
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