Bauen

Der kubische Erweiterungsbau. (Foto: Staatliches Bauamt Würzburg)

08.02.2013

Kubisch-schlicht

Neubau für die Philosophische Fakultät II der Uni Würzburg

Das Staatliche Bauamt Würzburg realisierte für die Julius-Maximilians-Universität Würzburg im Rahmen einer großen Baumaßnahme einen Neu- beziehungsweise Erweiterungsbau für die Philosophische Fakultät II am Wittelsbacherplatz. Diese wollte im Zuge der Baumaßnahme die vormals im Hauptbau verteilten Buchbestände zu einer zentralen Teilbibliothek zusammenführen. Außerdem waren Büroräume für die Fakultät und zwei neue Hörsäle mit zeitgemäßer Medienausstattung vorzusehen. Als Baufeld kamen nur der rückwärtige ehemalige Theatertrakt und der bestehende Hörsaaltrakt in Betracht.
Das Bauvorhaben befindet sich am heutigen Wittelsbacherplatz 1. Auf dem Grundstück wurde zwischen den Jahren 1894 und 1898 der denkmalgeschützte Altbau, das Königliche Schullehrer-Seminar, als repräsentatives gründerzeitliches Gebäude im Stil eines Schlosses errichtet. Die Anlage wurde 1936/37 im rückwärtigen Bereich durch den Hörsaaltrakt erweitert. 1938 wurden daran anschließend zwei Turnhallen erbaut, der so genannte ehemalige Theatertrakt. Dieser Gebäudeteil diente der Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1966 als Theaterersatz. Er wurde – einsturzgefährdet und seit 70 Jahren in unfertigem Zustand belassen – im August 2008 in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege abgerissen. Auch der Hörsaaltrakt befand sich in einem schlechten Bauzustand, die technischen Anlagen und sonstigen Einrichtungen waren veraltet.
 Aufgrund ihres schlechten Bauzustands wurden der ehemalige Theatertrakt und der Hörsaaltrakt in zwei aufeinander folgenden Bauabschnitten abgebrochen. Im August 2008 wurde mit dem ersten Bauabschnitt begonnen, in dem zwei neue Hörsäle, das Erschließungsgelenk und ein Großteil der Teilbibliothek entstanden sind. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnitts (Abbruch und Neubau) wurden ab den Sommerferien 2011 im zweiten Bauabschnitt die zwei alten Hörsäle abgebrochen. Anschließend entstanden dort die restlichen Bibliotheksflächen sowie Flächen für die Fakultät.
Durch diese Vorgehensweise standen auch während der Bauphase durchgehend zwei Hörsäle zur Verfügung. Dies war auch die Hauptmotivation für die notwendig gewordene Planungsanpassung nach Genehmigung der Haushaltsunterlage-Bau im Jahr 2007. Die freigewordenen Flächen im denkmalgeschützten Altbau wurden beziehungsweise werden nach den Umzügen saniert und sind ebenfalls Teil der großen Baumaßnahme.

Kontrast zum denkmalgeschützten Altbau


Das äußere Erscheinungsbild des Neubaus sollte einen Kontrast zum denkmalgeschützten Altbau darstellen. Das viergeschossige neue Gebäude (plus Staffelgeschoss) ist daher in seiner Erscheinung schlicht gehalten und kubisch ausgebildet. Die Fassade erhielt eine Verkleidung mit Faserzementtafeln. Hörsaaltrakt sowie Bibliotheks- und Fakultätstrakt sind in der Fassade deutlich ablesbar. Im Bereich des Erschließungsgelenks springt die Fassade auf die Flucht des Staffelgeschosses zurück. Dies betont die zentrale Erschließungsachse. Die Hauptbaukörper haben ein Flachdach mit massiver umlaufender – etwas erhöhter – Brüstung erhalten, hinter der eine Photovoltaik-Anlage vorgesehen ist. Das 4. Obergeschoss wurde mit einem flach geneigten Satteldach ausgebildet, das aufgrund der umlaufenden Attika nicht wahrgenommen wird.
Die städtebauliche Achse Seinsheimstraße/Wittelsbacherplatz führt direkt auf das zentrale Hauptportal des denkmalgeschützten Altbaus zu. Im Gebäude wird diese im Mittelbau fortgeführt. Der Erweiterungsbau wurde so konzipiert, dass die Haupterschließung der Teilbibliothek sowie der beiden Hörsäle über den Eingang des Altbaus am Wittelsbacherplatz erfolgt und im 2. Obergeschoss durch den Mittelbau, die so genannte ehemalige Kapelle, die in den zentralen Erschließungsteil des Neubaus führt. Von dort aus gelangt man sowohl in die Hörsäle als auch in die Bibliothek.
Durch diese Konzeption findet eine direkte Verzahnung zwischen Alt- und Neubau statt. Diese reagiert – durch die Anordnung im Schwerpunkt der baulichen Anlage – ideal auf die inhaltliche Bedeutung der zentralen Einrichtungen Teilbibliothek und Hörsäle. Hierdurch kann auch die vorhandene Raumqualität der ehemaligen Kapelle endlich wieder adäquat wahrgenommen werden.
Um der neu geschaffenen „Mitte“ für Studenten gerecht zu werden, wurde im 4. Obergeschoss über den beiden neuen Hörsälen eine Cafeteria mit Dachterrasse errichtet.

Besonderes Augenmerk
auf Barrierefreiheit gelegt


Die vier Ebenen des Freihandbereichs der Bibliothek sind intern durch eine eigene Treppe verbunden. Im 2. Bauabschnitt schließen sich im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss die Magazinflächen an, im 2. und 3. Obergeschoss befinden sich die Gruppenarbeitsräume der Bibliothek. Im Erdgeschoss sind außerdem zwei Seminarräume, im 2. und 3. Obergeschoss die Büroräume der Fakultät untergebracht.
Das Konzept beinhaltet einen weitestgehenden Verzicht auf Unterkellerung, da im Untergrund Fels ansteht, der nur mit hohem Kostenaufwand abgetragen hätte werden können. Die Technikzentrale befindet sich deshalb im zurückgesetzten Staffelgeschoss.
Vor Beginn der Arbeiten an den Außenanlagen wurde eine Kanalsanierung der gesamten Liegenschaft durchgeführt. Die beiden bestehenden Innenhöfe wurden neu gestaltet, da sie sich in einem schlechten baulichen Zustand befanden und nicht mehr den Anforderungen des Nutzers entsprachen. Ziel dabei war eine Verbesserung der bestehenden Situation im Hinblick auf eine großzügigere Begrünung und eine Neuordnung der Stellplätze. Darüber hinaus entstanden im südwestlichen Innenhof Bereiche für die Studierenden mit hoher Aufenthaltsqualität im Freien.
Besonderes Augenmerk wurde bei der Planung des Gebäudes auf die Barrierefreiheit und die möglichst uneingeschränkte Nutzbarkeit für sehbehinderte und blinde Menschen gelegt. Nicht nur, da in diesem Gebäude auch der Lehrstuhl für Sonderpädagogik untergebracht ist, sollten alle Weichen für eine vorbildliche Umsetzung gestellt werden.
Der Altbau weist aufgrund seiner Baustruktur schwer überbrückbare innere Barrieren auf. Daher wurden im Planungsprozess intensive Gespräche mit KIS der Universität Würzburg (= Kontakt- und Informationsstelle für Studierende mit Behinderungen und chronischen Krankheiten), der Stabstelle Arbeitssicherheit und dem Hauptpersonalrat der Universität geführt. Idealerweise konnte so neben der baulichen Barrierefreiheit auch ein Leitsystem für blinde und sehbehinderte Menschen entwickelt und umgesetzt werden.
Der Neubau hat eine Hauptnutzfläche von gut 3100 Quadratmetern. Die Gesamtkosten beliefen sich auf 14,2 Millionen Euro.
(Ulrike Burow / Eva Sacher) (Blick in die Bibliothek und den Hörsaal. Die Gesamtkosten für den Neubau beliefen sich auf 14,2 Millionen Eur - Fotos: Staatliches Bauamt Würzburg)

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