Bauen

Schloss Grünsberg in Altdorf, Mittelfranken. (Foto: BR)

12.04.2013

Kulturgut für die Nachwelt erhalten

DVD-Reihe "Leben in einem Denkmal"

Anlässlich 40 Jahre Bayerisches Denkmalschutzgesetz bringt der Bayerische Rundfunk (BR) in Zusammenarbeit mit dem Kunstministerium und der Hypo-Kulturstiftung eine DVD-Edition mit acht Beiträgen aus der Sendereihe „Unter unserem Himmel“ heraus. Unter dem Titel „Leben mit einem Denkmal“ stellt die Filmemacherin Sybille Krafft Menschen aus Bayern vor, die sich um den Erhalt von Denkmälern bemühen.
Am 25. Juni 1973 wurde das Bayerische Denkmalschutzgesetz verabschiedet, dass den Eigentümern von Denkmälern eine verantwortungsvolle Rolle beim Erhalt von historischer Bausubstanz überlässt. Was das heißt, und wie viel Zeit, Mühe und Emotionen Menschen in den Wiederaufbau historischer Gebäude stecken, zeigt Sybille Krafft sehr einfühlsam in ihren Filmen. Dafür recherchierte sie in ganz Bayern nach besonderen Denkmalsgeschichten und lernte Besitzer kennen, die liebevoll über ihre „alten Schatzkästchen“ erzählen.
Beispielsweise die Familie Fiedler aus Bamberg. Sie lebt heute in einer restaurierten Faktorei, einem zweistöckigen Lagerhaus der ehemaligen elektrotechnischen Fabrik Groß & Bohrer aus der Zeit um 1911. Für die behutsame Sanierung des in den 1970er Jahren stillgelegten Fabrikgebäude-Ensembles erhielten sie 2010 den Denkmalpreis der Hypo-Kulturstiftung.
Von der Bogenlampe bis zum Zierfries haben sie die Backsteinbauten originalgetreu instandgesetzt. Zwei Jahre richteten sie das gesamte Areal mit Kesselhaus und Werkstätten mit viel Liebe zum Detail wieder her. Die früheren Funktionen der Werkstätten konnten sie teils aktivieren. Ihre Leidenschaft für Denkmäler begann 1995 mit dem Kauf eines alten Bauernhofs, später folgten zwei Siedlerhäuser in Bamberg. „Wir haben uns an immer größere Projekte herangewagt“, sagt Fiedler, als Elektro- und Haustechniker ist er vom Fach.
Die Fiedlers könnte man als Sammler historischer Zeitzeugen bezeichnen, denn die Fabrik ist nur eines von insgesamt zehn Denkmälern, die sie im Zeitraum von 18 Jahren vor dem Verfall gerettet haben. Sie sanieren und verkaufen wieder und finanzieren so das nächste Projekt. Ihr Ziel ist es, diese geschichtsträchtigen Gemäuer wieder zu neuem Glanz erstrahlen zu lassen. „Zuerst lacht man über uns, dann staunen die Leute“, erzählen Andrea und Stephan Fiedler stolz. Nun sind sie schon wieder an einem neuen Projekt dran – es ist das Barockschlösschen „Auf Seßhöflein“ –, ein ehemaliges Wasserschloss bei Bamberg.
Ein eigenes Schloss wollte auch Monika Maria Merl haben. Per Zufall entdeckten sie und ihr Lebenspartner, der Schreiner Roland Frank, in der Oberpfalz das leerstehende Hammerherrenschloss Vilswörth. Für 200 000 Euro kauften sie 2002 die baufällige Barock-Ruine aus dem Jahr 1730 auf drei Hektar Grund, mit Stallungen und Schmiede. Doch dann geschah das Unfassbare: Zehn Tage nach dem Kauf brannte das Schloss durch einen Kabelschwelbrand bis auf die Grundmauern nieder.

„Wir lieben unser Schloss“


Merl und Frank ließen sich nicht entmutigen, lebten knapp ein Jahr im Bauwagen und rekonstruierten das historische Anwesen mit Putzbändern und schwarzen Eck-Quadern. Sie fingen mit der Dachsanierung an und arbeiteten sich über einen Zeitraum von drei Jahren Raum für Raum bis zum Erdgeschoss hinab. Bis auf die finanzielle Unterstützung aus dem Entschädigungsfonds des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege investierten sie ihr eigenes Geld und viele Stunden Freizeit. Warum sie sich diese Mühe auferlegen, darauf haben sie nur eine Antwort parat: „Wir lieben unser Schloss.“
Seit 2005 ist die Filmemacherin Krafft im Auftrag des BR unterwegs, um solche Denkmalgeschichten in Bayern zu finden. Die Idee zu dieser Filmreihe entstand durch „eigene leidvolle Erfahrung“, wie Krafft es nennt. Als Vorsitzende des Historischen Vereins in Wolfratshausen gelang es ihr nicht, ein altes Tagelöhnerhaus, das so genannte Vierjahreszeitenhaus vor dem Abriss zu retten. „Das Haus stand nicht auf der Denkmalliste“, erinnert sich Krafft.
Mit dieser Filmreihe will sie ihren Beitrag leisten, „um die Wertschätzung gegenüber Denkmälern und ihren Besitzern, die so ein Kulturgut für die Nachwelt erhalten, zu erhöhen“. Krafft sucht vorwiegend positive Beispiele und lässt dabei nicht außer Acht, dass „wir nicht in einer Oase des Denkmalfriedens leben“, wie sie sagt. Es geht ihr darum, Mut für die Denkmalpflege zu machen, trotz aller Hürden und notwendigen Ausdauer. Entstanden sind acht Filme mit insgesamt vierzig Beispielen unter den Titeln: Häuser-, Mühlen-, Turm-, Schloss-, Bahnhofs-, Werkstatt- und Fabrikgeschichten. Für die Burggeschichten aus dieser Reihe wurde Krafft 2011 mit dem Deutschen Preis für Denkmalschutz ausgezeichnet. (Andrea Weber) (Das Hammerherrenschloss Vilswörth als Ruine und nach dem Wiederaufbau als Schmuckkästchen; die Oberndorfer Mühle, eine ehemalige Getreidemühle, in Ipsheim (Mittelfranken) - Fotos: BR)

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