Die Viktoria-von-Butler-Schule in Schönbrunn ist eine Förderschule für geistig und körperlich behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Die Schule beherbergt die drei Schularten Grundschule, Mittelschule und Berufsschule unter einem Dach. Um eine leichte Orientierung zu erreichen, setzt sich die Schule aus vier Häusern – den sogenannten Clustern – von denen zwei östlich und zwei westlich einer zweigeschossigen Magistrale angeordnet sind, zusammen.
In den den beiden Clustern um den Eingangsplatz befinden sich übergeordnete Einrichtungen wie die zweigeschossige Aula und die Verwaltung im Norden sowie Turnhalle mit Bewegungsbad im Süden. Die beiden Cluster um den Pausenhof beinhalten die Klassenzimmer und Werkräume.
Die beiden Schulcluster sind als Lernhäuser mit einer Doppelflur-Typologie aufgebaut. Die Unterrichts- beziehungsweise Werkräume liegen an den Fassaden mit Blick durch großformatige Fenster in die umgebende Landschaft oder die Höfe. Zwischen den Räumen ordnet sich jeweils ein Gruppenraum an, der auch individuellen Einzelunterricht in nächster Nähe zur Klasse erlaubt. Glastrennwände zu den Fluren sorgen für Transparenz und ermöglichen Blickbezüge. Zusätzlich versorgen sie an dieser Stelle die Kreuzungspunkte in der Mittelzone mit Tageslicht, an denen die Garderoben als wichtige Bezugspunkte für die Schüler angeordnet sind.
Die Mittelzone wird von Nebenräumen, wie den Sanitärbereichen mit WC und Pflegebad für pflegeintensive Schüler, belegt. Ergänzt wird das Raumkonzept durch offene Arbeitsbereiche an den Stirnseiten im Westen und Osten, die über großformatige vertikale Fenster tagesbelichtet werden.
Massivbauweise
Das Raumkonzept des Schul-Neubaus ist eng mit den Nutzern abgestimmt und auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen zugeschnitten. Es bietet verschiedene Möglichkeiten zur Umsetzung eines bedarfsorientierten Bildungsangebots, um die individuelle Entwicklung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Schüler zu erkennen, zu fördern und zu stärken und sie so bei einer möglichst selbstbestimmten und selbstständigen Lebensgestaltung zu begleiten.
Im Erdgeschoss des Eingangsgebäudes können ein Mehrzweck- und ein Rhythmusraum zu einem großen Saal verbunden werden, der bei Veranstaltungen über eine bewegliche Wand zur Aula und zu einem abgesenkten Zuschauerraum geöffnet werden kann.
Der Schulbau, der unterschiedliche Altersstufen und Funktionen beherbergt, hat ein einheitliches Gestaltungskonzept, das durch die Verwendung von Eichenholzelementen in Form von Parkettbelag, Wandverkleidungen und Einbaumöbeln in Kombination mit einer neutralen Farbgestaltung von Wänden und Decken im weißen Farbton einen sehr atmosphärischen Charakter aufweist und ausreichend Spielraum für farbliche Akzente lässt. Zur Orientierung innerhalb des Gebäudes dienen Leitfarben, die in den Einbaumöbeln, Sanitärräumen und dem Beschilderungskonzept aufgegriffen werden, und die verschiedenen Funktionsbereiche kennzeichnen.
Ziel des Klima- und Energiekonzepts ist es, für Schüler und Lehrkräfte eine optimale Tageslicht- und Frischluftversorgung zu gewährleisten sowie einen hohen visuellen, thermischen und akustischen Komfort bei minimiertem Energiebedarf zu bieten. Durch die bewusste Entscheidung für eine Massivbauweise aus Mauerwerkswänden und Stahlbetonkonstruktion für Decken können die freiliegenden Betonspeichermassen durch entsprechende Anordnung der Schulbaukörper und Staffelung der Gebäudehöhen zur passiven Kühlung im Sommer genutzt werden.
Die Fassadenkonstruktion der Lochfasssade besteht aus einer massiven Außenwand aus zwei Mauerwerksschalen. Der tragenden inneren Wandschale mit 25 Zentimetern Dicke ist eine nichttragende äußere Wandschale bestehend aus 25 Zentimeter starken Wärmedämmziegeln als Klimahaut vorgestellt.
Die Schule wird komplett mechanisch be- und entlüftet. Zusätzlich wird eine manuelle Fensterlüftung angeboten. In Kombination mit Stoßlüftung über die Fensterflügel wird eine optimierte Luftqualität bei minimalem Stromenergiebedarf für Luftförderung gewährleistet. Durch eine Kombination von Dreifach-Isoliergläsern mit hoher Lichttransmission mit einem U-Wert der Verglasung von 0.6 W/m²K und optimierten Rahmenkonstruktionen wird ein hoher Nutzerkomfort erreicht.
Eine hohe Tageslichtversorgung wird durch teilverglaste Flurwände gewährleistet. Externe solare Wärmelasten werden durch einen außenliegenden Sonnenschutz wirksam reduziert. Die Minimierung des Transmissionswärmebedarfs erfolgt durch die Ausführung der Gebäudehülle im Passivhausstandard.
Geringe Gebäudehöhe
Die Entscheidung für den Neubau ist damit begründet, dass die Kosten für die Sanierung des Bestandgebäudes zu hoch waren. Auf einer Bruttogrundfläche von 10 750 Quadratmetern gibt es jetzt 17 Klassenzimmer für jeweils zwölf Schüler*innen.
Im dem Eingangsgebäude gegenüberliegenden Gebäudeteil sind die Turnhalle als Einfeldturnhalle und das Bewegungsbad mit zugehörigen Funktionsräumen untergebracht. Der Nutzung entsprechend sind alle Sporträume erdgeschossig. Daher weist der Baukörper eine geringere Gebäudehöhe auf. Bei der Wahl der Sportausstattung wurde auf die körperlichen Bedürfnisse der Schüler besonderer Wert gelegt.
Die Wärmeversorgung der Förderschule erfolgt über eine Nahwärmeanbindung an die Wärmezentrale von Schönbrunn. Sie wird aus mehreren regenerativen Quellen bereitgestellt
Die Gebäude erhielten eine verputzte Lochfassade mit Leichtmetallfenstern und Laibungsrahmen aus eingefärbtem Sichtbeton. Die mit Dachziegeln eingedeckten flach geneigten Satteldächer schließen an den Traufen bündig mit der Fassade ab und nehmen somit ein Thema der ländlichen Architektur der Umgebung zeitgemäß auf. Textile Markisen bilden den außenliegenden elektromotorisch gesteuerten Sonnenschutz.
Das Schulgebäude definiert durch seine versetzten Baukörper die Zonierung der Außenanlagen in mehrere Höfe. Der Eingangshof mit einer Baumgruppe in der Mitte bildet die neue Adresse der Schule. Der Gartenhof in Verlängerung der Aula nach Osten dient als Pausen- und Spielhof für die Grund- und Mittelschulstufe. Eine mit blühenden Pflanzen bewachsene Pergola schließt den Hof nach Osten hin ab. Im nördlichen Außenhof erhalten die Berufsschüler einen Freibereich mit Ruhezone. Der südliche Außenhof ist mit verschiedenen Hochbeeten und einem Pizzaofen für die Schüler ausgestattet. (FHH)
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