Bauen

Die neue Kita, hier vom Garten aus gesehen, verfügt über drei Kindergarten- und drei Krippengruppen für maximal 111 Kinder. (Foto: Johannes Hessberger)

01.12.2023

Platz für 111 Zwergerl

Neue Räume für die Kita „Kleine Originale“ in Aschaffenburg

Insgesamt überzeugt der Entwurf durch seine städtebaulich nachvollziehbare Anordnung, seine innenräumlichen Qualitäten sowie die funktionale und effiziente Grundrissanordnung.“ So urteilte das Preisgericht am 2. September 2019 und prämierte den Entwurf des Frankfurter Architekturbüros Scheffler + Partner Architekten mit dem 1. Platz des Realisierungswettbewerbs „Neubau einer Kindertagesstätte“, ausgelobt durch das Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft der Stadt Aschaffenburg.

Im größten Neubaugebiet der Stadt Aschaffenburg, am „Anwandeweg“, entstehen aktuell 750 neue Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern sowie in Geschosswohnungsbauten. Der Stadtteil Nilkheim wächst damit um etwa 1800 Bewohner und Bewohnerinnen auf 8000 Einwohner und Einwohnerinnen. Deshalb sieht der Bebauungsplan außerdem zwei Kindertagesstätten sowie ein Schulgebäude vor.

Seit Mitte September 2023 ist die erste neue Kindertagesstätte mit drei Kindergarten- und drei Krippengruppen für maximal 111 Kinder in Betrieb. Im gleichen Gebäude hat die Stadt Aschaffenburg den 5. Familienstützpunkt eröffnet, dessen Zielsetzung es ist, die Bildungs- und Sozialarbeit im Stadtteil zu unterstützen. Die Angebote für den Stadtteil und alle Interessierte spannen den Bogen von Beratungen über Workshops bis zu einem Generationen-Café.

Der zweigeschossige, L-förmige, kompakte Baukörper vervollständigt die Bebauung des neuen Quartierszentrums. Er setzt einen markanten städtebaulichen Akzent am Übergang zur Parkanlage. Nach Nordosten hin öffnet sich auf dem Grundstück ein großer geschützter Freibereich, zu dem alle Gruppenräume und der Mehrzweckraum orientiert sind.

Zentral am geplanten Quartiersplatz liegen der Haupteingang sowie der Eingang zum Familienstützpunkt. Der Personaleingang ist von den Stellplätzen aus zu erreichen. Über einen separaten Zugang, über den auch die Anlieferung erfolgt, verfügt die Küche.

Im Erdgeschoss befindet sich das Zentrum des Neubaus, der Foyer- und Wartebereich. Er erhält Licht von zwei Seiten und verbindet den Haupteingang mit dem Garten. An ihn grenzen der Bereich der Kita-Leitung sowie der Ess- und der Mehrzweckraum. Von hier aus erreicht man auch die Gruppenräume für die Kinder unter drei Jahren.

Über eine breite einläufige Treppe oder über den Aufzug erreicht man die Gruppenräume der Kita-Kinder im Obergeschoss. Alle haben einen direkten Zugang ins Freie.

Die Gruppenräume sind in beiden Geschossen über breite und gut belichtete Spielflure erschlossen. Bei schlechtem Wetter können sie als zusätzliche Bewegungsfläche genutzt werden.

Da die Therapieräume zu einem Nutzungscluster zusammengefasst sind, dessen Mittelpunkt der Aufzug bildet, sind sie über kurze Wege und barrierefrei zu erreichen.

Das zweigeschossige Gebäude in Holzbauweise steht auf einer massiven Bodenplatte und ist nicht unterkellert. Durchgehend in Holzrahmenbauweise sind die Wände erstellt. Die Geschossdecke sowie die Dachkonstruktion bestehen aus einer Holzbalkendecke aus Nadelholz. Eine horizontale Lärchenschalung, die mit einer Vergrauungslasur beschichtet ist, bekleidet die Außenwände. Auf die Beschichtung verzichtet hingegen die Gestaltung der überdachten Terrassen, die sich zu den Freianlagen orientieren.

Das extensiv begrünte Flachdach ist mit einer PV-Anlage ausgestattet.

Die Raumausstattung folgt dem offenen Konzept der pädagogischen Einrichtung. Einbauten und Ausstattungen der Gruppenbereiche gliedern sich in die Einheiten „Bauen und Konstruieren“, „Theater und Rollenspiele“ sowie „Malen und Gestalten“.

Entsprechend ihrer therapeutischen Nutzung wurde die Möblierung für Ergotherapie und Logopädie gewählt. Im Snoezelraum erzeugen unterschiedliche Lichtquellen verschiedene visuelle Effekte, die gemeinsam mit Klangmelodien zur Entspannung und zum Wohlbefinden der Kinder beitragen.

Täglich wird das Essen in der komplett ausgestatteten Vollküche frisch zubereitet.

Snoezelen –
schnüffeln und dösen

In dem Baugebiet ist die Abwasserentsorgung im Trennsystem ausgelegt. Da der Regenwasserkanal an eine zentrale Muldenversickerung angeschlossen ist, wird das Regenwasser wieder dem Grundwasser zugeführt.
Die Kindertagesstätte ist in Passivhausbauweise errichtet.

Eine Grundwasser-Wärmepumpe betreibt die Heizungsanlage. Über Pufferspeicher wird die erforderliche Energie gespeichert und dann je nach Bedarf an das Gebäude abgegeben. Alle Räume sind mit einer Warmwasser-Fußbodenheizung ausgestattet, die im Sommer auch kühlen kann.

Auf dem Dach erfolgte die Installation einer PV-Anlage mit 6 kWp, die auf den Eigenverbrauch dimensioniert ist.

Die Raumlufttechnik entspricht den Voraussetzungen und Regeln der Passivhausbauweise. Drei Lüftungsgeräte be- und entlüften 56 Räume und besitzen eine CO2-Steuerung.

Alle Gruppenräume verfügen über einen überdachten Außenbereich mit Holzterrasse oder -balkon. An der frischen Luft haben die Kinder zusätzlich viel Platz in den naturnah angelegten Freianlagen mit Hügelausbildungen, Spielinseln und einem „Erd-Sandkasten“. Sogar ein alternatives Klettergerüst steht ihnen zur Verfügung, sobald die „umgestürzt gepflanzten“ Baumweiden zusammengewachsen sind. Um dieses Gelände führt ein kleiner asphaltierter Rundkurs, der sich sowohl als Rennstrecke für alle Bobby-Car-Experten und -Expertinnen als auch für Lauf- und Hüpfspiele nutzen lässt.

15 neu gepflanzte Laub- und Obstbäume wachsen mit den Kindern im Kita-Garten, dessen Begrenzung mit heimischen Sträuchern dicht ausgebildet worden ist: ein „Dschungel“, der zu Abenteuern ruft.

Rund 200 000 Euro mehr als die veranschlagten 7,03 Millionen Euro kostet das komplette Bauvorhaben. Bedenkt man die aktuell schwierige Bauzeit mit den hohen Preissteigerungen im Baugewerbe, ist das Ergebnis dennoch sehr beachtlich, da unter normalen Umständen Preissteigerungen von 3 Prozent in der Kostenfeststellung bereits als Punktlandung gelten.

Bezuschusst wird die Maßnahme durch den Freistaat Bayern nach Art. 10 des Finanzausgleichsgesetzes mit rund 1,74 Millionen Euro und nach dem Investitionsprogramm „Kinderbetreuungsfinanzierung“ mit etwa 1,22 Millionen Euro. 

Als Betreiber konnte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Lukas aus dem Stadtteil Nilkheim gewonnen werden, die bereits eine Kindertagesstätte und einen Kinderhort betreibt. Das pädagogische Personal hat der neuen Kita den Leitsatz „Kleine Originale packen das Leben an“ gegeben und wird mit Erfahrung und mit viel Engagement Kinder in ihrer Persönlichkeit stärken und fördern. (Johannes Hessberger)
 

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