Es ist der Abschluss eines Projekts der Superlative: Die Fertigstellung der B 15 Westtangente Rosenheim. Bei einem großen Festakt wurde das finale Teilstück am 17. September feierlich für den Verkehr freigegeben. Von der A 8 München-Salzburg führt die Westtangente künftig westlich an Rosenheim vorbei, entlastet vom Durchgangs-, vor allem vom Schwerlastverkehr und verkürzt die Reisezeit.
„Ein wichtiger Tag für die Region Rosenheim“, betonte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Die Region ist durch Bahnstrecke, Lkw- und Urlaubsverkehr sehr belastet. Das ambitionierte Projekt mit 11,3 Kilometer Gesamtlänge und Kosten von rund 270 Millionen Euro ist eine super Entlastung für die Bürgerinnen und Bürger, verbessert die Lebensqualität und ergänzt hervorragend unser bayerisches Verkehrssystem. Die Zukunft unseres Landes liegt nicht nur in Technologie, Innovation und Forschung, sondern auch in unserer Infrastruktur. Wir setzen auf Schiene und Straße.“
Wichtige Verkehrsachse
Die B 15 ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in Südostbayern, sie verbindet die A 8 und A 93 im Raum Rosenheim mit der A 3 und A 93 im Raum Regensburg. Früher führte die B 15 direkt durch die Stadt Rosenheim, nun von der Ausfahrt Rosenheim-West an der A 8 über den Aicherpark zur B 15 im Norden von Rosenheim westlich vorbei.
Um das bestehende Straßen- und Wegenetz zu erhalten war es notwendig, unter anderem zwei größere Gewässer, ein Gewerbegebiet, drei Eisenbahnlinien und drei Staatsstraßen zu überbrücken. Dafür war der Bau von mehr als 30 Bauwerken verschiedener Größe und Komplexität erforderlich – darunter 20 Brücken. Zudem sind Durchlässe, Querungshilfen, Leitvorrichtungen für Amphibien und Wildtiere sowie Überflughilfen entstanden. Außerdem wurden rund 19 Hektar Kompensationsflächen angelegt.
„Wir sind am Ziel“, so Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU): „Mit Abschluss des letzten Bauabschnitts sind Durchgangsverkehr, Lärm und Abgase jetzt endgültig raus aus der Stadt Rosenheim und ihren Nachbargemeinden. Das steigert spürbar die Lebensqualität. Mein großer Dank gilt allen, die zum Gelingen dieses Jahrhundertprojekts beigetragen haben.“
Wegen des großen Umfangs waren die Arbeiten an der Gesamttrasse in vier Bauabschnitte aufgeteilt. Nach dem Spatenstich im August 2012 wurden die Abschnitte 1 und 4 in den Jahren 2015 und 2018 dem Verkehr übergeben. Im September 2023 wurde das Mittelstück der Westtangente fertiggestellt.
„Kernstück ist dabei die Aicherparkbrücke. Sie ist mit über 650 Metern die längste Brücke an Bundes- und Staatsstraßen in Bayern“, erklärt Bernhard Gehrmann, der zuständige Gesamtprojektleiter am Staatlichen Bauamt Rosenheim, das mit einem eigenen Projektteam den Bau der Bundesstraße realisiert hat. Die größte technische Herausforderung für die Arbeiten war dabei der Baugrund, der sogenannte Seeton, ein gering tragfähiger Untergrund, der bei Belastung zu großen, auch langandauernden Setzungen neigt.
Erst durch die Entwicklung eines neuen Gründungssystems, in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Geotechnik der Technischen Universität München, konnte der Bau der Aicherparkbrücke bei diesen Bodenverhältnissen realisiert werden.
Diese neue Gründungstechnik ging als „Rosenheimer Mischgründung“ in die Lehrbücher ein; sie kommt heute bereits mehrfach zum Einsatz. Die Aicherparkbrücke hält den Rekord für die leistungsfähigste Einzelgründung im Seeton weltweit.
Hauptbauwerk im letzten, 1,3 Kilometer langen Teilstück der Westtangente ist die Eisenbahnbrücke Wernhardsberg, die die Bahnlinie München-Rosenheim über die Trasse führt. Auch hier war der Seeton die größte technische Herausforderung. Der gesamte Bau musste unter dem rollenden Rad dieser wichtigen transeuropäischen Eisenbahnverbindung erfolgen.
Vier Bauabschnitte
Um die hohen Sicherheitsauflagen zu erfüllen, wurden sämtliche Arbeiten rund um die Uhr überwacht. „Diese Baustelle war die vermutlich am besten überwachte Baustelle in der Region“, so Gehrmann.
Im Jahr 2022 wurde die Tiefgründung für die Eisenbahnbrücke hergestellt. Der gesamte Bau der Brücke – Tiefgründung, Bodenplatte, Widerlagerwände und Überbauten in Herstelllage – erfolgte anschließend neben den Gleisen. Um Verschubgewicht zu sparen, wurde der Überbau in zwei Hälften hergestellt. Der Einschub erfolgte Ende des Jahres 2024.
Im Sommer 2025 erfolgte dann der Streckenbau, mit dem Bau der Straßenentwässerung und dem Asphaltbau. Im Anschluss wurden Schutzplanken, Bankette, Markierungen und Randbereiche hergestellt sowie Schutz- und Leiteinrichtungen für den Artenschutz. Mit der Freigabe der Gesamttrasse erwartet das Staatliche Bauamt Rosenheim nun die volle Entfaltung der verkehrlichen Entlastung für die Stadt Rosenheim, aber auch für die Nachbargemeinden. (Ursula Lampe, Bernhard Gehrmann)
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