Bauen

Das neue Parkhaus am Petersweg in regensburg. (Foto: Patrick Reinig für SWR)

23.05.2014

Mehr und breitere Stellplätze

Neues Parkhaus der Stadtwerke Regensburg am Petersweg

Die Parkplatzsituation in der UNESCO-geschützten Altstadt ist seit dem 16. April 2014 spürbar entspannt. Mit der Eröffnung des Parkhaus-Neubaus am St.-Peters-Weg nahe des Fürstlichen Schlosses ist die südliche Altstadt, insbesondere das Obermünsterviertel, für Autofahrer wieder gut zu erreichen. Das Parkhaus ist das zweitgrößte der derzeit drei von der Stadtwerke Regensburg GmbH (SWR) betriebenen Parkhäuser.
Der Vorgängerbau war seit 1967 in Betrieb und damit das älteste Regensburger Parkhaus in SWR-Hand. Die tragende Konstruktion war sanierungsbedürftig, die Funktionalität veraltet. Der zur Verfügung stehende Platz wurde zudem nicht optimal ausgenutzt: Unter anderem war dem alten Parkhaus das Gebäude einer stillgelegten Tankstelle vorgelagert.
2009 lobte die SWR einen Ideenwettbewerb zum Neubau des Parkhauses aus. Acht Architekturbüros aus ganz Deutschland beteiligten sich. Der Wettbewerb war in zwei Aufgabenstellungen untergliedert. In erster Linie sollte für die SWR ein Realisierungsvorschlag für den Neubau des Parkhauses gemacht werden. Zum anderen sollten für die Stadt Regensburg Ideen für die Gestaltung der angrenzenden Straßen und Plätze eingebracht werden. Hauptentscheidungskriterien: die städtebauliche Einbindung und die Funktionalität. Dabei spielten die Gesamthöhe des Gebäudekomplexes, die Strukturierung der Dachlandschaft und des Baukörpers eine wesentliche Rolle.

Acht Entwürfe


Bis September 2009 wurden die acht Vorschläge ausgewertet, zwei kamen in die engere Wahl: die Entwürfe der Regensburger Architekten Dotter + Payer sowie die Entwürfe der Stuttgarter Architekten Herrmann + Bosch. Beide erhielten gemeinsam den ersten Preis. Beide mussten vor allem hinsichtlich der Fassadengestaltung jedoch nochmals überarbeitet werden. Die Entscheidung fiel im Januar 2010 auf die Architekten Dotter + Payer.
Ein wesentlicher Punkt war nach einhelliger Meinung des Preisgerichts die bei diesem Entwurf in besonderem Maße gelungene Integration der großen Baumasse in das kleinteilige Altstadtgefüge. Die Ausstrahlung des Entwurfs vermittelte laut Jury durch die Gliederung und Strukturierung des Baukörpers, die Geschlossenheit und das Fassadenmaterial den notwendigen Respekt zur Altstadt. Insbesondere die vorgeschlagenen, differenziert gestalteten Natursteinfassaden stellte sie als besondere Stärke der Arbeit heraus.
Der spektakuläre Abriss begann am 2. Januar 2012. Am 16. April 2014 wurde das neue Parkhaus Petersweg offiziell neu eröffnet. Auf sechs lichtdurchfluteten Ebenen stehen 560 Stellplätze und damit 110 Stellplätze mehr zur Verfügung als im alten Parkhaus. Die Parkdecks haben eine Durchfahrtshöhe von zwei Metern. Die regulären Parkbuchten sind mit 2,50 Meter um 20 Zentimeter breiter als vorher; sie sind schräg angelegt und dadurch einfacher anzusteuern. Zusätzlich stehen zehn großzügige Familien- und Behindertenparkplätze zur Verfügung. Das Erdgeschoss bietet elf Frauenparkplätze.
Neu ist die Zufahrtsregelung: Die Ein- und Ausfahrten für rund 1500 Fahrzeuge täglich führen jetzt einheitlich und übersichtlich über eine Straße an der Südseite des Parkhauses. Dadurch wird das Verkehrsaufkommen auf der Nord-, sprich Altstadtseite des Parkhauses wesentlich verringert.
Sowohl infrastrukturell als auch architektonisch ist der Nutzbau ein Highlight. Das von den Regensburger Architekten entworfene Parkhaus fügt sich harmonisch ins Bild der Weltkulturerbestadt. Die Fassade besteht aus rund 20 000 rechteckigen Natursteinen, insgesamt 3500 Quadratmeter. Die Steine aus Wachenzeller Dolomit aus einem Steinbruch in der Nähe von Kelheim passen aufgrund ihrer Farbgebung und Oberflächenstruktur gut zu den Fassaden der unmittelbaren Umgebung. Schmale Fugen zwischen den Steinen sorgen für interessante Lichteffekte und natürliche Durchlüftung.

Historisches Kellergewölbe

Die Dachkonstruktion, die aus vierzehn Dächern mit unterschiedlicher Neigung besteht, integriert das Parkhaus auch aus der Vogelperspektive in die Altstadt. Die Autos sind durch die Überdachung im Winter vor Eis und Schnee und im Sommer vor starker Sonneneinstrahlung geschützt.
Das Haupttreppenhaus wirkt durch Glasfronten, die sich über zwei Ebenen erstrecken, hell und offen. Vom gläsernen Treppenhaus aus und durch große Fenster in allen Parkdecks schweift der Blick über die Regensburger Altstadt. Der große Lichthof bringt ebenso wie die Fenster Licht ins Parkhaus und sorgt für die Belüftung der Parkdecks.
Ein Team von Architekturpsychologen hat ein intuitives Wege- und Farbleitsystem erarbeitet. Die Nutzer des Parkhauses werden auf kurzem Weg durch die einzelnen Ebenen zum Ausgang und zu den Kassen gelotst. Freundliche Farben mit hoher Unterscheidungskraft kennzeichnen die einzelnen Stockwerke und erleichtern den Besuchern die Orientierung. Ebenso wegweisend: Eine spezielle Bodenbeschichtung aus Epoxid- und Polyurethanharzen schützt die betonierten Fahrbahndecken gegen Tausalze und macht sie haltbarer. Das moderne, energiesparende Beleuchtungskonzept setzt auf LED-Technik. Ist es draußen hell, wird die Beleuchtungsstärke angepasst und heruntergeschaltet. Die 600 LED-Lampen sparen dadurch im Vergleich zu herkömmlicher Beleuchtung 50 Prozent Energie.
Arbeiten auf engstem Raum, Asbest in den Abstandshaltern der Betonwände, denkmalgeschützte Bausubstanz im Keller: Abriss und Neubau waren eine Herausforderung für die Regensburger Stadtwerke. Die Bohrpfähle wurden außerhalb der bestehenden Kellerräume gebohrt, sodass die historischen Kellergewölbe nicht beeinträchtigt wurden. Für die inneren Stützenreihen konnten teils vorhandene Stahlbetonstützen des alten Parkhauses verwendet werden. Einige Stützen mussten die Arbeiter neu erstellen. Teils wurden bei früheren Bauarbeiten der Vorbesitzer für die Einbringung der Stützen historische Gewölbe durchbrochen. Diese konnten nun, zum Teil mit Originalsteinen, die im Untergeschoss gefunden wurden, behutsam restauriert werden. Das Untergeschoss wird voraussichtlich ab Herbst 2014 drei Diskotheken beherbergen. Jede Diskothek hat einen eigenen Eingang. Im Erdgeschoss eröffnet ein Café.
Das nächste Parkhaus-Projekt der SWR steht bereits an: Die Tiefgarage am Theater im Westen der Regensburger Altstadt wird ab Mitte des Jahres saniert. Zudem ist ein viertes SWR-Parkhaus im Nordosten der Innenstadt auf dem Jakobigelände in Planung; der Bau soll mit einem Jugendhotel kombiniert werden. Die SWR betreibt außerdem die Park + Ride Anlage West im Westen der Stadt sowie das Parkhaus am Dachauplatz im Osten der Altstadt. (BSZ) (560 Stellplätze stehen im neuen Parkhaus zur Verfügung - Fotos: Patrick Reinig für SWR)

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