Mit dem Spatenstich hatte Forstminister Helmut Brunner am 6. Juli 2015 die heiße Phase für den Bau des Baumwipfelpfads in Ebrach eingeläutet. In den folgenden rund acht Monaten wurde im Steigerwald ein imposantes Bauwerk errichtet. Es wird die Region touristisch aufwerten und Besuchern im Verbund mit dem Steigerwald-Zentrum in Handthal die Vorteile einer nachhaltigen Waldpflege und des nachwachsenden Wertstoffs Holz erlebbar machen.
„Die Wälder des Steigerwalds sind ein Musterbeispiel für die gelungene Verbindung von bewusstem Wirtschaften und gezieltem Naturschutz im Wald. Sie sind nicht trotz, sondern gerade durch eine

jahrhundertelange, pflegliche Bewirtschaftung überhaupt erst entstanden“, so Brunner, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Bauherrn Bayerische Staatsforsten ist. Erste Arbeiten für das Gastronomie- und Verwaltungsgebäude sowie den Parkplatz waren bereits für dem Spatenstich durchgeführt worden. Grund für den zügigen Beginn war der straff terminierte Zeitplan. Denn bereits am 19. März 2016 konnten die ersten Besucher den über 1,15 Kilometer langen Weg zurücklegen.
Kernstück des Pfads ist der Aussichtsturm, wo die Besucher in einer Höhe von 42 Metern den Blick über den Steigerwald genießen können. Die einzigartige, kelchförmige Bauweise des Turms sorgt für sich stets verändernde und aufregende Perspektiven, nicht zuletzt auf eine Buche, um die der Turm herum gebaut wurde. Besucher haben so die Möglichkeit, die mächtigen Bäume aus allen denkbaren Blickwinkeln zu erleben.
Der Pfad windet sich an der Außenseite des Turms zu einem kreisförmigen Umgang auf der obersten Ebene, der einen Rundumblick in die waldreiche Landschaft des Steigerwaldes ermöglicht. Das Design von Pfad und Turm prägen die Gestaltung der übrigen baulichen Anlagen und Einrichtungen.
„Die einzigartige Konstruktion und die besondere Lage machen den neuen Baumwipfelpfad zu einer touristischen Attraktion, von der wir uns einen wichtigen Impuls für die Region erwarten“, schwärmte der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, bei Baubeginn von dem Vorbildprojekt für naturnahe und nachhaltige Waldbewirtschaftung.
Auf dem Baumwipfelpfad können Besucher ansonsten nicht erreichbare Ebenen des Ökosystems Wald im Stamm- und Kronenbereich erfahren. Dabei werden die in ihrer natürlichen Umgebung vorhandenen

Elemente von Fauna und Flora nicht nur sichtbar, sondern auf dem ganzen Gelände auch erklärt. Der Baumwipfelpfad, der Turm und das Gastronomiegebäude eignen sich wegen ihrer Holzbauweise besonders gut zur anschaulichen Darstellung des im Rahmen der nachhaltigen Forstwirtschaft erzeugten Baustoffs Holz und seiner vielseitigen Verwendung im Innen- und Außenbereich. Ergänzt wird der Pfad durch einen Spielplatz und ein Gastronomiegebäude.
Der Gastraum in diesem Gebäude unterstreicht mit seiner Einrichtung den nachhaltigen Charakter des Projekts. In einem sowohl vom Gastraum als auch von der Terrasse aus gut erreichbaren Freeflow-Bereich können sich die Gäste mit warmen Menüs, Salaten, Snacks sowie kalten und heißen Getränken versorgen. Trotz des vergleichsweise geringen Raums, der für die Produktion und Ausgabe der Speisen zur Verfügung steht, ist die Küche darauf ausgelegt, auch zu den prognostizierten Stoßzeiten eine reibungslose Versorgung der Besucher sicherzustellen. Um den Nachhaltigkeitsgedanken auch im Menüangebot widerzuspiegeln, bietet sie ergänzend die Möglichkeit, frische Zutaten zu verarbeiten und Menüs mit einem hohen Anteil an regional produzierten Produkten anzubieten.
Was nach der Fertigstellung leicht und luftig wirkt, ist tatsächlich technisch höchst aufwendig und beeindruckend konstruiert. So wurden die Fundamente für die Stützen des Pfads mit Erdankern mit einer Länge von bis zu 15 Metern befestigt. Für den Bau des Baumwipfelpfads wurde hauptsächlich Douglasien- und Lärchenholz aus Bayern oder dem benachbarten Österreich verwendet. Dabei wurden mehr als 1400 Kubikmeter Holz verbaut und damit rund 1400 Tonnen CO2 langfristig gebunden.
Die Bayerischen Staatsforsten investieren mit Förderung durch den Freistaat fast neun Millionen Euro in dieses Leuchtturmprojekt, wobei der Freistaat das Projekt zu 90 Prozent als besondere Gemeinwohlleistung bezuschusst. Zehn Prozent der Baukosten übernehmen die Bayerischen Staatsforsten, die den Baumwipfelpfad auch selbst betreiben.
Wertschöpfung ist
in der Region geblieben
Um das Gelände überhaupt mit den Schwerlastkränen befahren zu können, wurden temporäre Baustellenzufahrten aus heimischem Schotter sowie mobile Baustraßen angelegt. Die Fahrzeuge

bewegten sich auf den mobilen Baustraßen bodenschonend auf Aluplatten, die auf rund 800 Kubikmetern Hackschnitzeln lagen. Die Aluplatten und die Hackschnitzel wurden nach Abschluss der Bauarbeiten wieder entfernt.
Als Generalunternehmer für den Baumwipfelpfad firmierte die Firma Wiehag, die umfangreiche Erfahrung mit dem Bau von Baumwipfelpfaden vorzuweisen hat. Im Rahmen des Ausschreibungsverfahrens für das Gastronomie- und Verwaltungsgebäude kamen auch einige Unternehmen aus der Region zum Zug: „Ich freue mich, dass schon in der Bauphase einiges von der Wertschöpfung in der Region bleibt“, sagte Neumeyer beim Spatenstich. „Möglichst viele Menschen in der ganzen Region sollen von den Investitionen profitieren.“
Für die erwarteten 175 000 Besucher pro Jahr wurden zudem Parkmöglichkeiten für 350 Pkw und zehn Busse geschaffen. Der Baumwipfelpfad ergänzt das „Steigerwald-Zentrum – Nachhaltigkeit erleben“ im benachbarten unterfränkischen Handthal und bildet durch die gelungene Verbindung von Waldpädagogik, Erholung und Erlebnis einen wichtigen Bestandteil des Gesamtkonzepts „Zentrum-Nachhaltigkeit-Wald“ im Steigerwald. (
FHH)
(Impressionen vom Baumwipfelpfad - Fotos: Bayerische Staatsforsten)
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