Gerresheimer, ein globaler Partner für die Pharma-, Biotech-, Kosmetik- sowie Lebensmittel- und Getränkebranche hat nach mehr als zwei Jahren Planungs- und Bauzeit ein umfassendes Modernisierungs- und Erweiterungsprojekt im unterfränkischen Lohr am Main abgeschlossen. Die besondere Herausforderung: Die Modernisierungs- und Erweiterungsarbeiten fanden im laufenden Betrieb statt. Insgesamt hat Gerresheimer rund 100 Millionen Euro investiert, um Gebäude zu erweitern, die notwendige Infrastruktur für die Produktionstechnik auf den neuesten Stand zu bringen und damit die Kapazitäten für das künftige Wachstum auszubauen. Die Investition ist ein klares Bekenntnis zum Standort und sichert rund 500 Arbeitsplätze in der Region.
Im Behälterglaswerk in Lohr produziert Gerresheimer aus Kalk, Sand, Soda und Glasscherben aus recyceltem Glas eine Vielzahl von Glasprodukten – von Sirup-, Tropf-, Tabletten- und Infusionsflaschen für die Pharmabranche bis hin zu Glasbehältern und Flaschen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In großen Schmelzwannen – eine für Braunglas, eine für Weißglas – werden die Bestandteile zu flüssigem Glas geschmolzen. In automatisierten Produktionsanlagen werden die flüssigen Glastropfen in die jeweilige Form gepresst oder geblasen, danach abgekühlt, einer Qualitätskontrolle unterzogen und anschließend verpackt.
Glas eignet sich in besonderem Maße als Primärverpackung, da es weder Geschmack noch Geruch aufnimmt oder abgibt und keine schädlichen Stoffe an die verpackten Produkte überträgt. Zudem ist Glas zu 100 Prozent unendlich oft recycelbar. Gute Gründe, warum namhafte Unternehmen die Gerresheimer Glasbehälter und Flaschen für ihre Pharmaprodukte, Saucen, Gewürze, Milchprodukte, Babynahrung oder Säfte nutzen.
Das Werk in Lohr ist eines von drei Behälterglaswerken in Deutschland und von insgesamt acht Behälterglaswerken der Gerresheimer weltweit. Der Produktionsstandort in Unterfranken hat eine lange Tradition. Bereits seit 1889 werden hier Flaschen und Glasbehälter hergestellt. Seit 1971 gehört das Werk zu Gerresheimer. Der Standort ist in den letzten Jahrzehnten stetig gewachsen und wurde laufend modernisiert. Schmelzwannen in der industriellen Glasproduktion werden in der Regel nach acht bis zwölf Jahren ausgetauscht. Dazwischen läuft die Produktion rund um die Uhr 365 Tage im Jahr.
Herzstück des Erweiterungs- und Modernisierungsprojekts in Lohr war demnach der Austausch einer der beiden Schmelzwannen gegen eine hochmoderne, energieeffiziente Oxy-Hybrid-Schmelzwanne sowie der Austausch einiger Produktionslinien gegen Linien der neuesten Generation.
Die neue Technik erlaubt den Betrieb der Wanne mit bis zu 50 Prozent Strom, reduziert die CO2e-Emissionen gegenüber konventioneller Wannentechnologie um bis zu 40 Prozent und die Stickstoffemissionen um 50 Prozent. Schon heute stammen etwa 70 Prozent des benötigten Stroms am Standort aus erneuerbaren Quellen, bis 2030 soll dieser Anteil auf 100 Prozent steigen.
Sowohl die Erweiterung der Produktionskapazität als auch der Umstieg auf die neue Wannentechnologie erforderten umfangreiche Baumaßnahmen am Standort. So wurde eine neue Halle für Logistik und Verladung errichtet. Mehrere Produktionsgebäude inklusive des Reinraumbereichs wurden erweitert.
Der höhere Strombedarf der neuen Wanne erforderte darüber hinaus neue Zuleitungen sowie ein neues Gebäude für die Stromverteilung und Absicherung. Auch in eine neue, adiabatische Kühlung wurde investiert, die nicht nur energieeffizienter ist, sondern auch weniger Wasser verbraucht.
Mehr als zwei Jahre wurde das Projekt von den Gerresheimer Experten akribisch geplant und im laufenden Betrieb umgesetzt. Die ersten Bauarbeiten für die Erweiterungsbauten und die Stromzuleitungen begannen im Frühjahr 2024. Der tatsächliche Wannentausch mit Abriss der alten Wanne und Neubau der Oxy-Hybrid-Wanne erfolgte ab Januar 2025 in knapp vier Monaten. Rund 120 000 Spezialbausteine und 460 Tonnen Stahl kamen dabei zum Einsatz. Die Braunglasproduktion mit der zweiten Wanne lief am Standort während der aufwendigen Bauphase ohne Unterbrechung weiter.
Mehr als 80 Partner – vom Planungsbüro über Spezialisten für den Wannenbau von Horn Glass Industries bis hin zu den Stadtwerken Lohr waren in das Projekt involviert. In der Spitze waren mehr als 150 Mitarbeiter von Projektpartnern auf der Großbaustelle. Alle unterschiedlichen Gewerke und Projektpartner mussten koordiniert werden – ein hochkomplexes Projekt, das im Mai 2025 schließlich erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Das Glas lief wieder. (Jutta Lorberg)
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