Bauen

Die Fassade des Klosters zeigt sich in barocker Gliederung mit gemalten Lisenen und Geschossbändern in hellem Terrakotta. (Foto: Julia Schambeck)

31.05.2019

Neues Leben in alten Mauern

Der 1. Bauabschnitt der Wiederbelebung von Kloster Heidenheim ist abgeschlossen

Kloster Heidenheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ist bekannt wegen seiner beeindruckenden, im Kern romanischen Kirche. Die Klausur erscheint heute von außen barock, besitzt jedoch noch romanische Innenwände und auf drei Seiten einen spätgotisch gewölbten Kreuzgang.

Heidenheim wurde im Jahr 752 von dem angelsächsischen Prediger und Mönch Wunibald mithilfe seines älteren Bruders Willibald, des ersten Bischofs von Eichstätt, gegründet. Seine Schwester Walburga führte es nach seinem Tod im Jahr 761 bis 779 weiter. Mit dem Tod Willibalds spätestens 788 endete die erste Klosterphase. Nun über Jahrhunderte ein Stift für Säkularkanoniker, erfolgte ab 1153 die Wiederbelebung als Benediktinerkloster, verbunden mit einem Neubau von Kirche und Klausur.

Im Zuge der Reformation der Markgrafschaft Ansbach wurde das Kloster 1551 aufgelöst. Die Kirche wurde Pfarrkirche der evangelischen Kirchengemeinde, die Klausur als markgräfliches Amt verwendet. Als die Ämternutzung um 1960 endete, wurden Wohnungen eingebaut, die jedoch ab etwa 1990 langsam leer fielen. Ein nur minimaler Bauunterhalt hinterließ ein wenig attraktives Gebäude.

2004 versuchte der Eigentümer der Klausur, der Freistaat Bayern, die Gebäude als entbehrliches Staatseigentum zu veräußern. Die in einer online gestellten Anzeige veröffentlichte Absicht sorgte vor Ort für große Empörung. Dies war verständlich vor dem Hintergrund, dass der Bund kurz zuvor die Schließung der erst 1973 begründeten Hahnenkamm-Kaserne umgesetzt hatte. Innerhalb kürzester Zeit war die strukturschwache Region im Süden Mittelfrankens erneut von einer übergeordneten staatlichen Entscheidung betroffen.

Bald darauf traf sich ein kleiner Kreis engagierter Bürger, darunter Altlandrat Karl-Friedrich Zink. Ihm war aus München bedeutet worden, dass ein Verkauf nur verhindert werden könne, wenn aus der Region ein tragfähiges Konzept für eine zukünftige Nutzung vorgeschlagen wird. Der Kreis erweiterte sich um den evangelischen Dekan Klaus Kuhn und Bürgermeister Ewald Ziegler. Die Direktion für ländliche Entwicklung Ansbach übernahm die Koordination des Arbeitskreises.

Bereits im März 2005 wurde die Gründung eines Zweckverbands diskutiert, wobei die Teilnahme des Markts Heidenheim und des evangelisch-lutherischen Dekanats als grundlegend erachtet wurde. 2006 erfolgte seine Gründung. Zehn Jahre vergingen, bis 2015 ein Erbbaurechtsvertrag mit dem Freistaat Bayern geschlossen wurde. In einem ersten Sanierungsschritt wurde nun der Hauptflügel der Klausur instand gesetzt und zu einem Ort für Begegnung, Bildung und Dokumentation ausgebaut. Am 9. März 2019 konnte mit einem Festakt die Eröffnung gefeiert werden. Neben Innenminister Joachim Herrmann (CSU) waren der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke und die Regionalbischöfin des Kirchenkreises Ansbach-Würzburg Gisela Bornowski nach Heidenheim gekommen, um den besonderen ökumenischen Charakter des Projekts zu würdigen.

Die alte Klosterpforte erschließt die Räume im Erdgeschoss und den Kreuzgang. Die Tür ist mit Metallplatten belegt. Großformatig findet sich hier das Logo des Klosters, ein Dreipass. Dahinter empfängt ein großzügiger Raum mit Empfang, Tourismusinformation und einem gut ausgestatteten Klosterladen die Besucher. Es ist geplant, rund um den Kreuzgang eine Ausstellung zur Geschichte des Klosters und der Christianisierung Altmühlfrankens aufzubauen. Zwei jetzt eingerichtete große Räume im Erdgeschoss, die später den Abschluss des Rundgangs bilden werden, sind dem Pilgern und dem Christentum heute gewidmet.

Im Obergeschoss liegen um ein zentrales Foyer, das auch für Vorträge für bis zu 100 Personen geeignet ist, drei Räume für Wechselausstellungen. Je nach Charakter der Ausstellungen dienen sie gleichzeitig der Begegnung von Besuchern in verschiedenen Veranstaltungsformaten.

Der Raum soll
für sich sprechen

Ziel des architektonischen Konzepts war es, die vorgefundene Banalität der Räume zu brechen. Es galt, einen charaktervollen Ort zu schaffen: schlicht und einfach, weit und offen; nicht beliebig, sondern charaktervoll; mit wenigen, natürlichen Materialien in traditioneller Handwerksarbeit gestaltet; behutsam repariert, wo immer möglich, der gewachsenen Form folgend, ohne Begradigung.

Der Raum soll für sich sprechen. Er soll gleichzeitig vielen Formen der Nutzung offen stehen. Die beiden Geschosse unterscheiden sich in ihrem Charakter grundsätzlich. Das Erdgeschoss mit dem Kreuzgang und den teils dicken romanischen Wänden wirkt von vornherein kräftiger und schwerer als das Obergeschoss, dessen großzügiger Ausbau mit geputzten Fachwerkwänden aus dem 19. Jahrhundert stammt.

Dem folgend ist der Fußboden im Erdgeschoss als „opus signinum“, ein Ziegelsplit-Terrazzo nach römischem Vorbild, ausgeführt. Ziegelestrich war bei archäologischen Grabungen gefunden worden. In den Ausstellungsräumen liegen breite Eichendielen. Die geputzten Wände sind weiß, jedoch mit einem zum Terrazzo passenden Rotanteil gestrichen. Das Obergeschoss ist hell gestaltet. Der Boden aus weiß geölter Weißtanne harmoniert mit gebrochen weiß gestrichenen Wänden.

Für einen freundlichen Empfang der Besucher ist die Inneneinrichtung in schlichten Formen und hellen Farben gestaltet. Im Klosterladen ist das Möbelholz Weißtanne. Handwerklich bearbeitete schwarze Metallplatten setzen kontrastierende Akzente. Das Beleuchtungskonzept in zeitgemäßer, ruhiger Haltung unterstreicht die klare und stimmungsvolle Atmosphäre der neu gestalteten Räume.

Die Fassade zeigt sich in barocker Gliederung mit gemalten Lisenen und Geschossbändern in hellem Terrakotta. Die Farbe ist frei gewählt, es gab keine klaren Befunde. Die neuen Verbundfenster sind außen mit handwerklich hergestelltem Glas eingeglast, sodass sie reflektieren und damit Teil der Fassade sind.
(Hans-Heinrich Häffner)

(Der neu gestaltete Eingangsbereich und der Klosterladen - Fotos: Julia Schambeck)

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