Die vor viereinhalb Jahren begonnene energetische Sanierung der Alten Pinakothek ist beendet. Seit Dienstag, dem 3. Juli 2018, wurden wieder alle 13 Säle im Obergeschoss zugänglich gemacht. Die Absperrungen wurden beseitigt, ein vollständiger Rundgang ist wieder möglich. Im Laufe des Juli verschwanden dann auch das Wetterdach, die Zäune und Gerüste am Außenbau.
Bereits zu Pfingsten wurden die Säle im östlichen Erdgeschoss für das Publikum geöffnet, in denen altdeutsche Gemälde gezeigt werden. In diesen Räumen am Klenzeportal befand sich seit 2005 der Sonderausstellungsbereich, der jetzt in den Westtrakt verlegt ist.
Wer noch im Frühjahr 2017 durch das Treppenhaus in die Säle emporstieg, wird sich über die blinden, von
Schlieren und Verfärbungen entstellten Fenster gewundert, vielleicht auch geärgert haben. Der Klebstoff des Verbundglases hatte sich durch Wärmeeinwirkung über die Jahre aufgelöst. Ein ähnliches Bild bot die für den Besucher nicht sichtbare Dachverglasung über den Oberlichtsälen.
Zu diesem ästhetischen Desaster addierte sich ein energetisches: Der Dachraum hatte nie eine Dämmung erhalten. Dies hatte zur Folge, dass im Winter der gesamte Bereich beheizt werden musste, damit nicht in den darunterliegenden klimatisierten Sälen Kondenswasser von der gläsernen „Staubdecke“ tropfte; im Sommer musste der Dachbereich aufgrund der Hitze mit hohem Energieaufwand belüftet werden, damit das konservatorisch geforderte Raumklima der darunterliegenden Galerie keinen Schaden nahm.
Das Kunstlicht
brannte mit voller Stärke
Ein Drittes kam hinzu: Aufgrund der defekten und längst stillgelegten Verschattungsanlage war die Staubdecke über viele Jahre mit großen Stoffbahnen abgedeckt, um direkte Sonneneinstrahlung in den Sälen zu verhindern. Dies wiederum hatte zur Folge, dass von morgens bis abends, sommers wie winters, das nicht dimmbare Kunstlicht mit voller Stärke brannte. Fast 20 Jahre lang waren die Gemälde in den großen Sälen nicht mehr bei natürlichem Licht zu sehen.
Die vom Staatlichen Bauamt München 1 begleitete energetische Sanierung nahm die gesamte Außenverglasung des Hauses, Verschattung, Dämmmaßnahmen und Optimierung der Beleuchtung ins Visier.
Eine Totalschließung des Hauses war keine Option. So wurde seit Frühjahr 2014 – bei unvermindertem Besucherbetrieb in den geöffneten Bereichen – in drei Bauabschnitten unter dem Dach und an den Fenstern gearbeitet.
Zunächst waren in den leergeräumten Oberlichtsälen mit großem Aufwand Wände und Böden vor Staub und mechanischer Beschädigung zu schützen. Dann wurden raumhohe Gerüste aufgebaut, die durch die demontierte Staubdecke hindurch bis in den Dachfirst hinaufreichten. In der Regel wurde in drei Sälen gleichzeitig gearbeitet, im zweiten Bauabschnitt 2016/2017 gleich in den sechs Sälen der beiden Kopfbauten. Diese Gerüste trugen die Plattform für die Arbeiten im Dach, als da waren: Verstärkung der Tragwerkskonstruktion, Erneuerung der Oberlichtverglasung, Einbau der Verschattung und der nach wie vor notwendigen Belüftungsanlage, Dachstuhldämmung.
Schadstofffunde führten zu erheblichen Verzögerungen
Da die Dächer zwangsläufig geöffnet waren, musste zuvor für jeden Bauabschnitt ein schützendes Wetterdach errichtet werden. Unerwartete Schadstofffunde (Asbest) im ersten Bauabschnitt 2014/2015 führten zu erheblichen Verzögerungen, die später nur zum Teil aufgefangen werden konnten.
Gleichzeitig mit den Dacharbeiten wurden in jedem Bauabschnitt die Gläser der Fenster ausgetauscht. In allen Fensternischen der Nord-, West- und Ostseite musste aufgrund vorhandener schimmelanfälliger Kältebrücken der Putz abgeschlagen und durch einen mehrlagigen Isolierputz ersetzt werden. Rund 1400 defekte Fensterscheiben waren gegen modernes Isolierglas auszutauschen. Die ebenfalls schadhaften Gläser der Dachschräge, durch die die Säle ihr Licht erhalten, wurden durch modernes Glas mit idealen Dämmeigenschaften ersetzt; die Staubdecken in den Sälen erhielten Gläser mit optimaler Lichtdurchlässigkeit und -streuung.
Bereits jetzt ist spürbar, dass sich diese Maßnahmen positiv auf den Energieverbrauch des Museums auswirken. Das erklärte Ziel, den „ökologischen Fußabdruck“ der Alten Pinakothek zu verkleinern, wurde erreicht.
Zugleich wird nun die Kunst in besseres Licht gesetzt: In Zukunft kann in der Alten Pinakothek ein konservatorisch verantwortbares Maximum an natürlichem Licht ausgenutzt werden. Die aus beweglichen Lamellen bestehende Verschattungsanlage im Dachstuhl reguliert das einfallende Licht und verhindert direkte Sonneneinstrahlung. Abgestimmt auf den Breitengrad Münchens wurde dazu der jeweilige Winkel des Sonnenstands im Jahresverlauf in die Steuertechnik einprogrammiert. Wenn das Tageslicht in den Sälen nicht mehr ausreicht, schaltet sich stufenlos das von Sensoren geregelte neue Kunstlicht zu.
Wer an hellen Tagen die Pinakothek besucht, wird den wohltuenden Effekt des Tageslichts sogleich erkennen. Das sich ständig verändernde natürliche Licht lässt die Gemälde so lebendig wirken wie seit Jahrzehnten nicht mehr. (BSZ)
(Blick in den Holländersaal - Foto: Johannes Haslinger, Bayerische Staatsgemäldesammlungen)
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