Bauen

Um trotz Bautätigkeit für je eine Fahrspur je Richtung ausreichend Platz vorhalten zu können, hat das Baureferat im März 2020 Behelfsbrücken für den Rad- und Fußverkehr beiderseits parallel zur Ludwigsbrücke installiert. (Foto: Panterra)

30.04.2025

Operation am offenen Herzen

Generalinstandsetzung der Ludwigsbrücke in München

Ohne sie, hätte München, wie wir es kennen, wohl ein anderes Gesicht: die Ludwigsbrücke. Wo einst Heinrich der Löwe 1158 am Fuß des „gachen Steig“ eine Isarquerung für den mittelalterlichen Salz- und Warenstrom errichten ließ, herrscht seit Ende 2020 abermals rege Bautätigkeit. Altersbedingt und wegen der hohen Verkehrsbelastung des historischen Bauwerks muss die Stahlbeton-Bogenkonstruktion Baujahr 1935 generalsaniert werden – unter laufendem Kfz-, Fuß- und Radverkehr. Eine bauliche Operation am offenen Herzen zugunsten der innerstädtischen Verkehrs- und Netzinfrastruktur.

Die Landeshauptstadt München nutzt gemäß Artikel 74 der Bayerischen Gemeindeordnung die Generalsanierung auch, um mit der Brücke in unmittelbarer Verbindung stehende Infrastrukturen für die kommenden Jahrzehnte zu ertüchtigen. Das Baureferat konnte die konstruktive Instandsetzung der Ludwigsbrücke bereits 2022 abschließen und die entsprechenden Baufelder an die Stadtwerke München übergeben. Nun steht das Gesamtprojekt kurz vor dem Abschluss.

Eine besondere Herausforderung für die Projektplanung lag in der Aufrechterhaltung der nicht schienengebundenen Verkehrsbeziehungen. Um trotz Bautätigkeit für je eine Fahrspur je Richtung ausreichend Platz vorhalten zu können, hat das Baureferat im März 2020 Behelfsbrücken für den Rad- und Fußverkehr beiderseits parallel zur Ludwigsbrücke installiert. Schon für sich ein Kraftakt, konnte durch diese Maßnahme die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer gewährleistet werden. Zudem dienten die Behelfsbrücken als provisorische Spartenbrücken. Die Behelfsbrücken wurden Ende 2024 wieder ausgehoben.

Eine besondere Herausforderung der Bauaufgabe bestand darin, die aktuellen Spartenanforderungen in die konstruktiven Gegebenheiten eines historischen Bauwerks einzupassen. Nicht nur die Anzahl der Sparten, auch die notwendigen Querschnitte werden größer, der zur Verfügung stehende Raum in zu sanierenden Brücken ist jedoch limitiert. Die Instandsetzung der beiden Brücken sowie die Arbeiten der Stadtwerke München (SWM Sparten- und Gleisbau) am Brückenbauwerk und im unmittelbaren Umfeld erforderten entsprechend kontinuierliche Anpassungen der Bauausführung und deren Planung.

Die SWM Sparten hat im Zuge der Generalsanierungen Leitungen umverlegt und teilerneuert (Fernwärme, Strom, Gas, Wasser). Diese Arbeiten stehen zumindest in großen Teilen in unmittelbarem Zusammenhang der Erfordernisse der Energiewende und den damit verbundenen Zielen der Landeshauptstadt München. Nachträglich in die Projektplanung eingeflossen war so etwa der Bedarf einer Neuverlegung einer Fernkältetrasse durch die Stadtwerke München. Auch andere Spartenträger führten Arbeiten im Rahmen der Generalinstandsetzung durch (zum Beispiel Telekommunikation). Neue Leitungsanschlüsse erfolgten auch an die Gebäude des Deutschen Museums auf der Museumsinsel.

Lieferengpässe

Geplagt wurde dieses Großprojekt wie andere auch von der Corona-Pandemie. Durch Lieferengpässe kam es zu Verzögerungen. Diese wurden durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine noch verschärft. Umstellungen des Bauablaufs konnten diese Rückschläge nur teilweise wieder kompensieren.

Die Gleisbauarbeiten der SWM konnten weitgehend fertiggestellt werden. Die Münchner Verkehrsbetriebe planen den Trambahnbetrieb ab Mai 2025 wieder aufnehmen zu können.

Bis Mitte 2025 führen die SWM im Fahrweg sowie das Baureferat noch Restarbeiten durch, wie beispielsweise die Sanierung der Fassade, den Rückbau der Fundamente der Behelfsbrücken, Abdichtungsarbeiten im Bereich der Westlichen Unterführung und die Wiederherstellung der Brüstungen und Geländer. Parallel findet eine Sanierungsmaßnahme der MSE am Kanaldüker auf dem Vorplatz des Kongressbaus des Deutschen Museums statt bis voraussichtlich Juli 2025 – dann kann unter, auf und durch die Brücke wieder alles fließen, wie es soll.

Nach dem Abschluss des Projekts Ludwigsbrücke wird es den städtischen Ingenieurinnen und Ingenieuren aber ganz sicher nicht langweilig. Die Erfahrungen aus dem komplexen und langwierigen Projekt Ludwigsbrücke dienen der Landeshauptstadt als Learning für weitere Brückensanierungsprojekte. Der Stadtrat hat bereits im November 2023 das sogenannte koordinierte Bauwerkerhaltungsprogramm Brücken beschlossen, um künftige Bedarfe vorausschauender ermitteln und alle relevanten Akteure frühzeitig in den Planungen einbinden und zu können. Mit dem laufenden Ersatzneubau der Kreuzhofbrücken sowie der anstehenden Generalsanierung der Hackerbrücke ab voraussichtlich 2027 sind die ersten beiden Projekte des Programms bereits in der Umsetzung.

Das Gesamtprojekt Generalsanierung Ludwigsbrücke besteht aus mehreren Teilprojekten, welche in zwei Beschlüssen des Münchner Stadtrats beschlossen wurden. Mit Beschluss vom 24. Juli 2019 für die „Generalinstandsetzung der beiden Ludwigsbrücken über die Isar Innere Ludwigsbrücke (BW 33/10A) Äußere Ludwigsbrücke (BW 33/10B)“ wurden Projektkosten in Höhe von 25 Millionen Euro genehmigt. In diesem Beschluss werden die Brückeninstandsetzungsarbeiten beschrieben sowie die notwendigen Schnittstellenmaßnahmen zu weiteren tangierenden Projekten insbesondere in den Anschlussknoten und in den Haltestellenbereichen.

Mit Beschluss vom 3. Dezember 2019 über die „Anschlussbereiche westlich/östlich der Ludwigsbrücken zwischen Rumford-/Thierschstraße und Am Gasteig“ wurden Projektkosten in Höhe von 11 Millionen Euro genehmigt. In diesem Beschluss werden die umfangreichen Gleiserneuerungsarbeiten auf den Ludwigsbrücken und in den Anschlussbereichen der Zweibrückenstraße bis Haltestelle Isartor und östlich der Äußeren Ludwigsbrücke in der Rosenheimerstraße bis Am Gasteig beschrieben. Ebenfalls sind hier die Umgestaltung der Trambahnhaltestellen Isartor und Deutsches Museum sowie die Umgestaltung der Kreuzungsbereiche Zweibrücken-/Erhardt-/Steinsdorfstraße sowie Zweibrücken-/Rumford-/Thierschstraße beschrieben. (BSZ)

 

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