Bauen

Der Neubau der Pathologie von Norden her gesehen. (Foto: Stefan Jüttner)

07.12.2022

Optimierte Abläufe und Wohlfühlambiente

Neubau der Pathologie in Ansbach

Die Pathologie Ansbach, in der über 50 Mitarbeiter*innen und sieben Pathologen beschäftigt sind, ist für Ärzte*innen und Krankenhäuser im gesamten Bundesgebiet tätig.

Das Planerteam von hirsch architekten und neumaier innenarchitekten aus Ansbach konnte auf Basis einer sehr ausführlichen Analyse der Inhaber, Ronald Berndt und Harald Schreiber, ein in jeder Hinsicht zukunftsweisendes Gebäude- und Nutzungskonzept entwickeln. Im Rahmen des Neubauprojekts wurden sämtliche Abläufe, die Organisation und der Raumbedarf auf den Prüfstand gestellt, neu gedacht und für zukünftige Herausforderungen aufgestellt. Das Gesamtprojekt bildet eine wesentliche Grundlage zur Zukunftssicherung der Pathologie Ansbach als privatwirtschaftliches Unternehmen.

Maßgeblich zur effizienten Erstellung des Gebäudes und zu einer deutlichen Reduzierung der Bauzeit und Kosten hat die Bauweise aus Beton-Fertigteilelementen beigetragen, die in der Fassade im Obergeschoss und auch im Innenhof mit weißem Beton eine veredelte Ausführung erhalten hat. Ein umlaufendes Band aus Holz-Alu-Fensterelementen im Obergeschoss gliedert den Baukörper in der Höhe und gewährt Einblicke in den Ablauf der Tätigkeiten im Gebäude. Die Verwendung von großflächigen Screens als Sonnenschutz hat sich bereits nach kurzer Zeit bewährt, da diese hohe Windlasten aushalten, die an dem Standort häufig auftreten.

Das Erdgeschoss wurde mit einer strukturierten Metallfassade gestaltet, die im Süden, wo Technikräume und Anlieferzonen angesiedelt sind, einschließlich der Türelemente eine komplett geschlossene, ruhige Ansicht darstellt. Auf dem Flachdach wurde die Technik mit dem gleichen Material eingehaust. Ein Innenhof im Obergeschoss ermöglicht, dass auch die innenliegenden Räume natürlich belichtet werden. Blickfang ist dort eine zwei Meter hohe Bonsai-Kiefer sowie ein Sonnensegel über den Loungemöbeln.

Auch auf die Außenanlagen wurde ein großes Augenmerk gelegt. So wird die Rasenfläche von blühenden Sicheln durchzogen, die den Jahresablauf in einem wechselnden Blütenmeer nachzeichnet. Auf dem großen Parkplatz finden alle Mitarbeiter*innen, Gäste und Lieferanten genügend Platz. Zudem befindet sich dort ein Carport sowie ein integriertes Müll- und Gerätehaus mit der identischen Metallfassade wie die des Erdgeschosses. Ladestationen sowohl für Autos als auch für Fahrräder sind auf dem Gelände vorgesehen.

Multifunktionalität, Flexibilität und Wohlfühlambiente sind die Schlagworte für das umgesetzte Raumkonzept. So dient der Personalraum im Erdgeschoss sowohl als Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter*innen, als Konferenz- und Vortragsraum sowie Veranstaltungsraum. Durch flexible Abtrennungen mit Akustikvorhängen können unterschiedlich große Räume abgetrennt werden, sodass parallel verschiedene Nutzungen möglich sind. Eine Vergrößerung der Fläche ist bei schönem Wetter auf die angrenzende große Terrasse mit vollautomatisch verfahrbarem Sonnensegel denkbar. Darüber hinaus wurde in diesem Bereich ein Ruheraum und ein Massageraum konzipiert, in dem regelmäßig Anwendungen angeboten werden.

Ein separater Besprechungsraum mit hochauflösender Videokonferenztechnik ermöglicht es, in konzentrationsfördernder Umgebung Bilder vom Mikroskop auch mit externen Fachleuten oder in einer größeren Runde unter den Patholog*innen zu besprechen beziehungsweise Schulungen durchzuführen.

Der Laborbereich im Obergeschoss wurde in Teilbereichen als Großraumlabor angelegt, in dem Wegeräume und Flächen zum Beispiel durch den Einsatz von Falttüren optimiert wurden, sodass auf den rund 1200 Quadratmetern noch Platz für mögliche Erweiterungen vorgesehen werden konnte. Das Sekretariat, das als Multispace konzipiert wurde, erhielt einen frei im Raum aufgestellten Technikraum, um Emissionen und Lärm der Geräte zu isolieren. Abtrennungen zwischen einzelnen Arbeitsplätzen wurden mit Pflanzwänden gestaltet, sodass auch im Sekretariat eine wohnliche Atmosphäre mit hoher Aufenthaltsqualität erreicht wurde.
Die Arztzimmer der Pathologen, die konzentriert in Einzelräumen ihre Diagnosen am Mikroskop erstellen können, sind durch Glas-Systemtrennwände in einer Holzkonstruktion vom Sekretariat getrennt. Im Zugangsbereich steht den Ärztinnen und Ärzten eine umfangreiche Bibliothek, die dieses Thema gestalterisch eher traditionell aufnimmt, zur Verfügung.

Im Besprechungsraum wurde dagegen bewusst auf eine übliche Büroatmosphäre verzichtet und mit bequemen Einzelsesseln sowie Beistelltischen gearbeitet. Die Wandgestaltung erfolgte mit stoffbespannten Akustikelementen sowie einer duftenden Almwiesenoberfläche.

Das komplette Obergeschoss erhielt einen Hohlraumboden für die erforderlichen umfangreichen Installationen. Dadurch können auch zukünftige Nachrüstungen und Änderungen problemlos dargestellt werden.
Ein ausgeklügeltes Lüftungssystem, das für jeden einzelnen Laborraum unterschiedliche Anforderungen erfüllt und die Absaugungen von Gefahrstoffschränken, Geräten und Einbauten löst, bildet ein zentrales Technikmerkmal. An allen Laborarbeitsplätzen, bei denen sich Schadstoffe in der Luft anreichern können, wurde konsequent auf eine suffiziente Absaugung gesetzt. Dafür waren zwei Zu- und Abluftanlagen mit jeweils 16 000 cbm/h erforderlich. Die Zuluft wird be- und entfeuchtet, um durch eine konstante relative Luftfeuchtigkeit ein optimales Raumklima und ideale Betriebsbedingungen für die Laborgeräte zu schaffen. Dafür muss auch die Wassertemperatur konstant gehalten werden.

Ein EX-Raum wurde genauso wie sämtliche Lager- und Archivflächen barrierefrei und mit kurzen Wegen zum Außenbereich geschaffen, sodass eine schnelle und sehr sichere Ver- und Entsorgung von Gefahrstoffen möglich ist. Eine Herausforderung war die Einbindung verschiedenster Gebäudefunktionen in die Gebäudeautomation, um den Bauherren einen umfangreichen Werkzeugkasten zur individuellen Steuerung aller technischen Komponenten, von der Beleuchtung inklusive verschiedener Szenarien, über den Sonnenschutz, die Lüftungs- und Medientechniksteuerung, bis hin zur Steuerung und Kontrolle der Brandschutzmaßnahmen und Alarmierung zur Verfügung zu stellen.

Grundlage für das energetische Konzept ist eine gute Wärmedämmung des Gebäudes, die in die Betonfertigteile integriert ist. Im Sommer wird die Abwärme der Kältekompressoren genutzt, um die Warmwasserspeicher aufzuheizen, im Winter die kalte Außenluft, um über einen separaten Wärmetauscher den Kaltwasserspeicher zu kühlen. Eine Photovoltaikanlage mit 51 kWp auf dem Dach und der Einsatz einer Luft-Wasser-Wärmepumpe tragen ebenfalls zur Zukunftsfähigkeit bei.

Im EX-Raum werden drei Recycler betrieben, die den täglichen Abfall von etlichen Litern Gefahrstoffen wieder aufbereiten, damit diese im Labor wiederverwendet werden können und der Restabfall dadurch deutlich reduziert wird. Angrenzend wurde ein separater Raum mit zwei doppelwandigen Tanks zur Formalin-Ver- und -Entsorgung geschaffen. Die Versorgung erfolgt direkt über die Außenfassade, im Entsorgungstank sorgt eine ausgeklügelte Mischtechnik dafür, dass das Formalin auf eine unschädliche Konzentration gebracht wird.

Für die Hunderte täglich anfallenden Transportgefäße aus Kunststoff, in unterschiedlichen Größen, die für den Gewebetransport und Versand verwendet werden, ist eigens eine Reinigungsstraße entwickelt worden, sodass die Gefäße an Formalin-Zapfstellen wieder befüllt und zur Weiterverwendung an die Kunden verschickt werden. (BSZ)
 

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