Nach drei Jahren Bauzeit ist die Sanierung der Klosterkirche Langenzenn mit Gesamtkosten von rund 4,4 Millionen Euro abgeschlossen. Die Kirche gilt als Wahrzeichen der mittelfränkischen Kleinstadt im Nordwesten des Landkreises Fürth. Seit Mitte Mai steht die Trinitatiskirche der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde ohne Innengerüst für Gottesdienste zur Verfügung.
2021 können die Klosterhofspiele wieder im Innenhof der historischen Klosteranlage stattfinden. Seit August 2017 wurde die Langenzenner Stadtkirche konstruktiv instand gesetzt sowie an Außenhaut und innerer Raumschale restauratorisch überarbeitet.
Entsprechend große Baumaßnahmen stellen in der Geschichte eines solchen Bauwerks seltene Ereignisse dar. Die letzten großen Eingriffe fanden Ende des 19. Jahrhunderts statt. Insofern handelte es sich auch für das ausführende staatliche Bauamt Erlangen-Nürnberg um eine besondere Bauaufgabe, zumal die Klosterkirche Langenzenn die einzige staatseigene Kirche in dessen Liegenschaftsbereich ist.
Die das Stadtbild prägenden Mauern und das markante 63,5 Grad geneigte Dach erstrahlen nun in alt-neuem Glanz. Und schon in wenigen Jahren werden die erneuerten Oberflächen, beispielsweise die durch die mannigfaltigen Farbnuancen neuer Spitzbiberschwanzziegel schattiert wirkende Dachhaut, wieder von einer ebenmäßigen Patina überzogen sein. Die Komplexität der darunter befindlichen Tragkonstruktion und der Wert historischer Einbauten und jahrhundertealter Farbfassungen lässt sich von außen nur im Ansatz erahnen.
Dendrochronologische Untersuchungen der Dachtragwerke – Altersbestimmungen anhand der dort verbauten Hölzer – deuten darauf hin, dass das Kirchengebäude in Teilen bereits aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt, der Turmeinbau nach 1388 erfolgte und das Langhaus ab 1391 entstand.
Als die Nürnberger 1388 im Städtekrieg Langenzenn verwüsteten, blieb eine durch den Brandruß geschwärzte Marienplastik vom Feuer verschont. Die Schwarze Maria begründete von da an den neuen Wallfahrtsort, dem die Nürnberger Burggrafen 1409 ein Kloster stifteten, das bis 1533 vom Augustinerorden betrieben wurde. In dieser Zeit erfolgte der Ausbau bis hin zum heutigen Erscheinungsbild des unter Denkmalschutz stehenden Ensembles.
Im Zuge der ersten Säkularisation wurde das Kloster aufgelöst. Es fiel in den Besitz des weltlichen Souveräns, des Markgrafen von Ansbach, blieb für katholische Gottesdienste dennoch bis 1537 genutzt. In der Folgezeit wechselten die Funktionen der Gesamtanlage, der sakrale Gebäudeteil wurde evangelische Stadtkirche.
Mit der Säkularisation übernahmen die weltlichen Herrscher Eigentumsrechte, mit diesen aber auch die Verpflichtung zum Erhalt der kirchlichen Bauten. Es entstand ein komplexes Gefüge an Gewohnheitsrechten, Rechtsvorschriften und Verträgen. So ging die Verantwortung für den Erhalt dieser sakralen Bausubstanz und deren liturgische Nutzbarkeit auf den Freistaat Bayern als Rechtsnachfolger über. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde besitzt das kostenfreie Nutzungsrecht der Sakralräume.
Fehlerhafte Eingriffe
Die Baumaßnahme wurde unerlässlich, weil es in der Baugeschichte der Anlage in den vergangenen Jahrhunderten zu baukonstruktiv fehlerhaften Eingriffen in das Dachtragwerk gekommen war. Diese wirkten sich auf das Gesamtgefüge derart aus, dass einzelne Konstruktionselemente versagten.
Während der anfänglichen Arbeiten zeigte sich zudem die Verformung von weitaus mehr Bauteilen und Holzverbindungen als erwartet. Die vorgefundenen Konstruktionen waren durch den beteiligten Statiker in weiten Teilen rechnerisch nicht nachweisbar, sodass die schadhaften Hölzer in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege einzeln ersetzt werden mussten. Zuvor hatte das statische System über mehrere Jahrhunderte hinweg offenbar allein durch die innere Materialfestigkeit der Konstruktion gehalten.
Den Planungsauftrag zur Erstellung der Haushaltsunterlage-Bau sowie der Ausführungsunterlage-Bau erhielt das Bauamt im April 2014. Zur Planung und Bauüberwachung beauftragte das staatliche Bauamt ein Team aus den Architekten Fritsch Knodt Klug + Partner, den Statikern Barthel & Maus sowie weiteren Fachplanern und Restauratoren.
In der Maßnahme galt es vor allem die Tragfähigkeit und Festigkeit der Dachwerke für die Zukunft herzustellen. Auch Teile des Unterbaus bis in die Mauerwerkskonstruktion mussten dafür instand gesetzt werden. Schäden an exponierten und wasserführenden Teilen der Außenmauer aus Nürnberger Burgsandstein wurden saniert, die Wandmalereien trockengereinigt, verfestigt und partiell retuschiert. Auch die aus dem 19. Jahrhundert stammenden Chorfenster mussten restauriert und vor künftiger Bewitterung mit einer Schutzverglasung bewahrt werden. Die ursprünglich vorgesehene Bauzeit erhöhte sich wegen des erheblichen Aufwands zur konstruktiven Instandsetzung der Dachtragwerke.
Die Pandemielage seit März 2020 führte nicht zu weiterem Bauverzug. Vielmehr konnten die letzten Arbeiten mit freigewordenem Personal der beteiligten Bauunternehmen beschleunigt fertiggestellt werden.
Nunmehr finden die letzten Arbeiten in der um 1536 an das Hauptschiff angebauten Rosenkapelle statt. Hier war es durch Feuchtetransport und Salzausblühungen insbesondere an den Außenwänden zu Schäden gekommen. Diese wurden entsalzt und gereinigt. Derzeit werden die Decken- und Wandmalereien teilweise noch retuschiert.
Um die gesamte Anlage für die kommenden Jahrhunderte fit zu machen, sind weitere Maßnahmen an angrenzenden Gebäudeteilen noch in diesem Jahrzehnt zu erwarten. Bis es soweit ist, kann das Ensemble wieder uneingeschränkt genutzt werden.
Aufgrund der aktuellen Pandemielage musste allerdings auf einen feierlichen Einweihungsakt der Klosterkirche in offiziellem Rahmen verzichtet werden. Die Kirchengemeinde plant dafür die Einweihung im Rahmen eines Gemeindegottesdienstes im September 2020. (Viktor Hess)
(Blick vom Chorraum ins Hauptschiff und das historische Dachwerk - Fotos: Oliver Heinl, Heinl-Foto.de)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!