Bauen

Das Gebäude des Stadttheaters Landshut ist eine Dauerbaustelle, seit Jahren wird deshalb provisorisch in einem Zelt gespielt. (Foto: dpa/Armin Weigel).

01.01.2021

Sanieren in Zeiten knapper Kassen

Die Arbeiten an vielen bayerischen Kulturbaustätten verzögert sich - teilweise deutlich

Theater, Museen, Konzerthäuser - viele bayerische Kulturstätten müssen dringend saniert werden. Vielerorts wird seit Jahren geplant und gewerkelt und oft werden die Vorhaben deutlich teurer als geplant. Doch wegen der Corona-Pandemie sind die Kassen des Freistaats und so mancher Kommunen geplündert und vielerorts wird nun diskutiert: Geht es nicht auch etwas günstiger? Ein Überblick über ausgewählte Kulturbaustellen:

Gute Nachrichten gibt es von der Glyptothek in München. Das Museum für antike Skulpturen am Königsplatz mit dem Säulenportal soll am 27. Januar wieder öffnen. Ob es so kommt? In Pandemiezeiten fraglich, denn noch sind alle Museen geschlossen. Die Eröffnungsausstellung über den dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen werde jedenfalls rechtzeitig fertig sein, sagt Sammlungsdirektor Florian Knauß. Die Außenarbeiten gehen indes weiter. Bis zum Sommer werde man weiter die Fassade sanieren, die in der Nachkriegszeit nur notdürftig repariert wurde. Die Arbeiten sollen die klassizistische Architektur wieder stärker zur Geltung zu bringen. Die Glyptothek ist eines der weltweit bedeutendsten Museen für antike Kunst und wurde von 1816 bis 1830 nach einem Entwurf von Leo von Klenze errichtet.

Zukunftsmuseum wird erst im März eröffnet


Eigentlich sollte das Zukunftsmuseum in Nürnberg im Dezember eröffnen - jetzt wird es wohl frühestens März. Corona hat den Innenausbau des Vorhabens in der Altstadt um drei Monate zurückgeworfen. Zudem sind momentan ohnehin alle Museen zu. "Das Museum wird nach Abschluss der Arbeiten eröffnen, sobald die Corona-Situation das zulässt", sagt Andreas Gundelwein, der für das Projekt verantwortlich ist. Seit 2017 wird gebaut, das Gebäude ist seit einem Jahr fertig. Derzeit richtet das Team die Ausstellung ein. 27,6 Millionen Euro kostet das Ganze, dazu kommen rund 2,8 Millionen Euro jährlich für die Miete. "Die etwas spätere Eröffnung verursacht keine Kostensteigerung", glaubt Gundelwein. Er geht aber davon aus, dass das Haus wegen Corona weniger Einnahmen haben wird, auch weil 2021 der Betriebshaushalt gekürzt werden soll."

Die seit etwa drei Jahren laufende Sanierung des historischen Staatstheater Augsburg könnte sich von einstmals rund 190 Millionen Euro auf mehr als 320 Millionen Euro verteuern. Das hatte die Stadt Augsburg im Sommer bekanntgegeben. Die Kosten entstehen nicht nur durch die Arbeiten am denkmalgeschützten Großen Haus, es sind auch mehrere Neubauten geplant. Trotz der drohenden Kostenexplosion halten der Stadtrat und Bayerns Staatsregierung an dem Projekt unverändert fest.

Bürgerbegehren gestartet


Dagegen hat inzwischen eine Initiative ein Bürgerbegehren gestartet. Die Initiatoren fordern die Prüfung kostengünstigerer Alternativen. Bis Ende 2026 soll die Sanierung des Staatstheaters abgeschlossen sein.

Lange hatten die Bayreuther Festspiele gebangt, nun können die Sanierungsarbeiten am Festspielhaus weitergehen. Der Bund stellt weitere 84,7 Millionen Euro zur Verfügung, auch Bayern will Millionen zahlen. "Wir sind sehr dankbar und erleichtert, dass es nun in großen Schritten mit der Sanierung weitergehen kann", hatte Festspielchefin Katharina Wagner nach dem Beschluss des Bundes Ende November erklärt.

Nach Angaben der Festspiele sind rund 178 Millionen Euro für das Vorhaben auf dem Grünen Hügel nötig, wo alljährlich die Richard-Wagner-Festspiele stattfinden. Ursprünglich ging man von 130 Millionen Euro Gesamtkosten aus, 30 Millionen für den ersten Bauabschnitt wurden schon weitgehend verbaut. Mit den nun bewilligten Geldern soll das Festspielhaus bis 2027 weiter saniert werden.

Noch lange Zeit Arbeiten beim Deutschen Museum


Beim Deutschen Museum in München wird noch lange gewerkelt, während Teile des Hauses für Besucher offen bleiben. Erst 2028 soll alles fertig sein, deutlich später als geplant. Die im ersten Bauabschnitt modernisierten Bereiche sollen in diesem Jahr wieder eröffnen, dann beginnen die Arbeiten an Teil zwei. Bund und Freistaat lassen sich die Sanierung des berühmten Museums für Technik und Naturwissenschaften einiges kosten. Statt den anfangs kalkulierten 400 Millionen Euro rechnen sie mit 745 Millionen Euro. Die Kosten seien aus dem Ruder gelaufen, hatte Ende Oktober der Bund der Steuerzahler moniert. Als Gründe werden etwa unvorhersehbare Mängel in der Bausubstanz und überproportionale Preissteigerungen im Baugewerbe genannt. Auch die Corona-Krise hinterlässt Spuren.

Das Landestheater Coburg soll bis 2029 renoviert werden. Doch das Bauvorhaben wird wohl fast dreimal so teuer wie anfangs gedacht. Das Staatliche Bauamt rechnet inzwischen mit 190 Millionen Euro, bei einer ersten Schätzung waren es noch rund 65 Millionen Euro. Der Grund: Der Anstieg der Baupreise und die Einberechnung von Risikokosten. Außerdem werde nach der Generalsanierung mehr Platz für Fluchtwege, bestehende Büros und Übungsräume benötigt. Diese Räume sollen im Kyrill-Palais und einem angrenzenden Neubau unterkommen.

Ungewöhnlich ist in Coburg der Bau des Globe-Theaters nach englischem Vorbild. Die kreisrunde Bauweise geht auf das Globe Theatre in London zurück, das durch Aufführungen von Shakespeare-Werken weltberühmt wurde. Es soll ab Herbst 2022 als Ausweichspielstätte für das Landestheater dienen, mit Platz für mehr als 500 Zuschauer. Rund 30 Millionen Euro soll das Vorhaben kosten. Was dort stattfinden soll, wenn das Landestheater wieder ausgezogen ist, steht noch nicht fest. Auf der Internetseite ist die Rede von einem "multifunktionalen Ort".

Start des Museums für Franken verschiebt sich von 2025 auf 2032


Umsäumt von Weinreben thront die Festung Marienberg seit mehr als 800 Jahren über Würzburg. Ein perfekter Ort für ein Vorzeigemuseum über fränkische Geschichte, befand die Staatsregierung bereits vor acht Jahren. 100 Millionen Euro für die Sanierung der Festung und ein neues "Museum für Franken" sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU), damals noch Finanz- und Heimatminister, zu. Der erste Bauabschnitt kostete den Freistaat rund 17 Millionen Euro. Der zweite Bauabschnitt wird laut Finanzministerium 2021 beginnen - mit geschätzten Kosten von bis zu 230 Millionen Euro. Auch die Fertigstellung des "Museum für Franken", die für das Jahr 2025 angedacht war, verzögert sich: Die Pforten des neuen Museums sollen nach derzeitigem Stand 2032 öffnen.

Das Stadttheater Landshut ist eine Dauerbauerstelle. Neben den Häusern in Passau und Straubing ist es eigentlich eine Spielstätte des Landestheaters Niederbayern. Doch seit mehreren Jahren ist das Gebäude wegen der geplanten Sanierung geschlossen. Das Ensemble spielt stattdessen in einem Zelt. Für die Bauarbeiten waren zuletzt fast 80 Millionen Euro veranschlagt. Der Stadtrat stimmte im Herbst einem Entwurf für den Theaterbau zu.

Konzerthauskosten stiegen rasant


Mit Konzertsälen ist München nicht gesegnet. Stargeigerin Anne-Sophie Mutter sieht die Stadt hier gar "im finsteren Mittelalter". Schnelle Lösungen gibt es nicht. Der Gasteig mit der Philharmonie muss saniert werden, das Konzerthaus im Werksviertel wird seit Jahren geplant. Ursprünglich sollte der "Konzertsaal von Weltklasse-Spitzenniveau" ab 2018 gebaut werden. Doch seit 2019 dreht sich am geplanten Standort ein Riesenrad - vermutlich auch noch 2021.

Im Sommer wurde dann diskutiert, ob das Prestigeprojekt wegen der coronagebeutelten Kassen so machbar ist wie geplant. Denn die Kosten für den Bau, der auch Spielstätte des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks werden soll, sind deutlich gestiegen. Zahlen wurden nicht genannt, es wird aber nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bekannte sich jedoch weiter zu dem Vorhaben. Das Konzerthaus sei für die Kultur in München "ein bisschen der Leuchtturm dazu, den wir haben müssen". (dpa)

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