Bauen

Die neue Bahnunterführung aus der Luft gesehen. (Foto: Staatliches Bauamt Augsburg)

05.10.2017

Schluss mit Stau

Schluss mit Stau - Die neue Bahnunterführung in Aichach

Mehrmals am Tag lange Staus vor dem Bahnübergang. Die Schranken sind geschlossen, ein Zug steht im Bahnhof von Aichach. Zur Absicherung des sogenannten Durchrutschwegs müssen die Schranken bereits schließen, wenn der Zug in den Bahnhof einfährt. Auch während des Halts im Bahnhof können die Schranken aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet werden. Erst wenn der Zug aus dem Bahnhof ausgefahren ist und den Bahnübergang passiert hat, öffnen sich die Schranken und die Fahrzeugkolonnen können sich langsam abbauen. Nachdem nun aber Anfang September die neue Unterführung der Straße unter der Bahn, die den Bahnübergang ersetzt, dem Verkehr übergeben wurde, gehört diese Situation an der Staatsstraße 2047 in Aichach der Vergangenheit an. Der letzte Bahnübergang im Staatsstraßennetz im Landkreis Aichach-Friedberg ist beseitigt. Die Staatsstraße 2047 ist eine Zubringerstraße zur B 300 für den nördlichen Teil des Landkreises Aichach-Friedberg. Sie verbindet außerdem zum einen die wirtschaftlichen Schwerpunkte der Regionen Aichach und Rain am Lech miteinander und zum anderen den Ortsteil Oberbernbach mit der Stadt Aichach. Die durchschnittliche tägliche Verkehrsbelastung der St 2047 beträgt im Bereich des Bahnübergangs rund 12 400 Kfz/Tag (Straßenverkehrszählung 2010). So ist es nicht verwunderlich, dass minutenlange Schließungen des Bahnübergangs zu derartigen Rückstaus führten, die oft auch die angrenzenden Knotenpunkte über längere Zeit blockierten. Daher entschied man sich Anfang des neuen Jahrtausends, den schienengleichen Bahnübergang zu beseitigen und die Staatsstraße unter die Bahn zu verlegen. Trotz der vielen Zwangspunkte, wie die sehr nahe am Bahnübergang gelegenen Knotenpunkte und Einmündungen sowie der angrenzenden Bebauung wurde eine Lösung gefunden, die weitestgehend unter Aufrechterhaltung des Verkehrs während der Bauzeit realisiert werden konnte. Dies lässt sich an den Steigungen und der Linienführung erkennen. Kernstück der Verlegung der Staatsstraße ist eine etwa 180 Meter lange Grundwasserwanne mit integrierter Eisenbahnüberführung; die Staatsstraße führt unter der Bahnlinie S-förmig hindurch und schließt an beiden Enden mit jeweils einem Kreisverkehr an das bestehende Straßennetz an. Ein zweites Kernanliegen des Projekts ist die Ergänzung eines 4,00 Meter breiten Geh- und Radwegs, der parallel zur Staatsstraße verläuft und ebenfalls die Bahnlinie Ingolstadt – Augsburg unterquert.
Bahnübergänge sind ein Hindernis für den Verkehr, sowohl für Fahrzeuge als auch für Radfahrer und Fußgänger. Aber die Beseitigung solcher Bahnübergänge ist verhältnismäßig teuer, da für die Kreuzung auf zwei verschiedenen Ebenen immer ein Bauwerk (entweder eine Brücke oder eine Unterführung) erforderlich ist. Deshalb beteiligt sich der Bund bei der Beseitigung von Bahnübergängen mit einem Drittel an den Baukosten. Die Bahn als beteiligter Verkehrsträger übernimmt ebenfalls ein Drittel der Kosten. Das Letzte Kostendrittel entfällt auf den Straßenbaulastträger. In diesem Fall wurde dieses Kostendrittel zwischen dem Freistaat als Straßenbaulastträger der Staatsstraße 2047 und der Stadt Aichach als Baulastträger für die Gehwege sowie für die über die Kreisverkehre angeschlossenen städtischen Straßen aufgeteilt. Nachdem in den Jahren 2008 bis 2012 alle erforderlichen Verfahrensschritte abgearbeitet wurden, konnte 2013 mit dem Bau begonnen werden. Zunächst wurde das Baufeld freigelegt sowie der Kreisverkehr auf der Oberbernbacher Seite (Hauptstraße) errichtet. Ebenso wurde der Bahngraben verlegt. 2014 wurden die auf der Ostseite verlaufenden Kanäle den neuen Erfordernissen angepasst.
Ab 2015 konnte mit dem Kernstück des Projekts, der Grundwasserwanne, begonnen werden. Zuerst wurde ein Spundwandkasten für das Baufeld errichtet, innerhalb dessen das Grundwasser während der Bauzeit abgesenkt wurde. Anschließend wurde in dieser Baugrube neben dem Bahngleis ein Rahmenbauwerk (ein Segment der Grundwasserwanne mit integrierter Eisenbahnbrücke) hergestellt und im Mai 2016 in einer 100-stündigen Sperrpause der Bahn in die endgültige Lage eingeschoben.
In dieser Sperrpause mussten zunächst die vorhandenen Gleise getrennt und ausgebaut werden; dann wurden der Boden im Bereich der Bahntrasse ausgehoben und die seitlichen Spundwände entfernt, bevor das Rahmenbauwerk verschoben werden konnte. Nachdem das Bauwerk in der endgültigen Lage angekommen war, musste es gesichert und verankert werden bevor die Gleise wieder vervollständigt und verschweißt wurden. Danach wurde bis Ende 2016 die Grundwasserwanne bis zu den Anschlussbereichen an die beiden Kreisverkehrsplätze betoniert. Seit Mai 2017 wurde unter Vollsperrung der St 2047 der Kreisverkehr an der Einmündung der Bahnhofstraße hergestellt. Derzeit wird noch die Föhrenstraße umgebaut und der neuen Verkehrssituation angepasst. Als letzter Schritt vom Bahnübergang zur Unterführung erfolgt 2018 der Rückbau des nicht mehr benötigten Bahnübergangs mit den erforderlichen Anpassungen im Stellwerk. Bis dahin sind die Schranken Zeugen vergangener Zeiten. (Christoph Eichstaedt) (Die Grundwasserwanne im Bau und die Unterführung unter Verkehr - Fotos: Staatliches Bauamt Augsburg)

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