Aller guten Dinge sind drei, sagt man. In Weiden, dieser herrlichen Stadt in der nördlichen Oberpfalz, eingebettet zwischen Böhmerwald, Fichtelgebirge und dem fränkischen Jura, trifft dieser Satz auf jeden Fall zu. Das dort ansässige Architekturbüro SHL Weiden steht seit den 1950er Jahren für Städtebau, Hochbau und Landschaftsbau. Die Initialen SHL stehen für die ehemaligen Büropartner Schneeberger, Hüttmann und Lehner.
Der Fußweg vom Bahnhof Weiden in die Christian-Seltmann-Straße 2 entpuppt sich als Route durch die jüngste Industrie-Geschichte Weidens. Vorbei an den langen Werkshallen des mittlerweile zum Otto-Konzern gehörenden Versandhauses Witt-Weiden, gelangt der Besucher direkt in die Größe ausstrahlende, ehemalige Eisenbahn-Betriebsdirektion, wo SHL eine riesige

Mansardenfläche als Architekturbüro stilvoll in Beschlag genommen hat. Von hier aus ist es auch nicht weit zu den ehemals berühmten Porzellanmanufakturen Seltmann und Bauscher. Dass Weiden schon 1877 zum Zentrum des gesamten Bahnbaus der nördlichen Oberpfalz geworden war und hier noch bis 1998 Eisenbahnwaggons gebaut wurden, prägt das Ambiente der Stadt bis heute. Umso erstaunlicher ist, dass sich mittendrin ein so renommiertes Architekturbüro wie SHL Weiden, mit dem Schwerpunkt auf öffentliche Bauten, Stadtplätze und Stadtparks, etablieren konnte.
Wie auch die aktuelle Wanderausstellung des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst der TU Dortmund in München zeigt, gab es in deutschen Ortskernen nach dem Ende des 2. Weltkriegs mehr „Platzwunden“ als der Architektur und dem jeweiligen Stadtbild guttaten. 14 Städtebeispiele im Früher-Heute-Vergleich belegen, wie souverän und kunstvoll es Städteplanern gelang, auch riesige „Löcher“ noch mit bester und zeitgemäßer Architektur aufzufüllen. In diese Architektenklasse gehören auch Emil Lehner, seine Tochter Christina Lehner und Uwe Reil, die sich, bereits vielfach prämiert, als Stadtplaner des Architekturbüros SHL Weiden hervorgetan haben.
Interdisziplinäre Arbeitsweise
Als Beispiele seien hier nur der Stadtplatz in Neustadt und der Stadtplatz in Bad Griesbach genannt – beide wurden von der Bayerischen Architektenkammer im Rahmen der Architektouren 2014 beziehungsweise 2015 prämiert. Zur Zeit ist die Altstadt von Schrobenhausen „in Arbeit“. Am Plakat „Wie gehts’s weiter?“ lässt sich nachvollziehen, wie SHL Weiden arbeitet. Gemäß Kurzprofil im Internet: „Das Büro zeichnet sich durch seine interdisziplinäre Arbeitsweise (Architektur, Stadtplanung, Landschaftsarchitekten) aus und begreift Planungsaufgaben ganzheitlich. Die Kommunikation mit dem Bauherrn/Nutzer/Bürger ist ein zentrales Element der Projektbearbeitung, um sicher zu stellen, dass dessen Wünsche und Vorstellungen frühzeitig erkannt und in den Planungsprozess einbezogen werden können...“
Sollten sich trotz frühzeitiger Abstimmung dennoch einmal Unstimmigkeiten zwischen Auftraggeber und Architekturbüro ergeben, ist man bei SHL Weiden auch hierfür bestens vorbereitet. Wie Christina Lehner und Uwe Reil fast einstimmig kommentieren, hätten sie sich sehr intensiv, aber auch zeitraubend an Wochenenden von der Bayerischen Architektenkammer in München in Sachen Mediation schulen lassen. Der Aufwand habe sich sehr gelohnt und käme der alltäglich Arbeit zugute. Seit 2005 bietet die Bayerische Architektenkammer regelmäßig die Ausbildung zum Mediator im Planungs-, Bau- und Umweltbereich an.
Wie zu erwarten, beschränken sich die Aktivitäten von SHL Weiden nicht nur auf Städtebauprojekte, sondern umfassen auch den Hochbau, Konzeptionsstudien, städtebauliche Grobanalysen und Entwicklungskonzepte sowie die Teilnahme an Architekturwettbewerben. Zu den kleineren Projekten gehörte in der letzten Zeit die Dorfscheune von Trogen. Dass aus einem schon abgeschrieben, verfallenen Gebäude mit viel Einfühlungsvermögen auch seitens der beteiligten Bürger ein Vorzeigeobjekt wurde, in dem heute auch kleinere Konzerte der Hofer Philharmoniker stattfänden, darauf sei man, so Uwe Reil, nicht wenig stolz.
Zu den größeren Hochbauprojekten der jüngsten Zeit gehört das in Tirschenreuth erbaute (neue) Amt für ländliche Entwicklung (ALE), das sich wie selbstverständlich in die Oberpfälzer Landschaft, dem „heimlichen Paradies für Mountainbiker“, so Reil, integriert. Ursprünglich in Regensburg beheimatet, wurden hier im Jahre 2013 150 neue Arbeitsplätze geschaffen.
Auf dieses Vorzeigeobjekt ist man bei SHL Weiden ebenfalls besonders stolz, weil es gelungen ist, zahlreiche ökologische Auflagen und Wünsche im Vorfeld zu berücksichtigen. Wie heißt es doch nicht zu Unrecht auch bei Architekten: Noblesse oblige. (
Ulrich Probst)
Abbildung (Foto: Probst):
Christina Lehner, Uwe Reil und Emil Lehner sind SHL Weiden (von links).
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