Bauen

Das Pommersche Landesmuseum in Greifswald. (Foto: Wiegand)

17.03.2016

Verbindung von Alt und Neu

Greifswald: Das Pommersche Landesmuseum als Visitenkarte der Hansestadt

Ein strahlend weißes, klassizistisches Gebäude bannt in Greifswald sofort den Blick: das Pommersche Landesmuseum. Eine verwirklichte Vision von 1992 auf dem Areal des ehemaligen Franziskanerklosters. Inhaltlich werden hier 14 000 Jahre Pommerscher Geschichte mit dem 21. Jahrhundert verknüpft. (www.pommersches-landesmuseum.de). Den Wettbewerb für das Museum hatte 1996 das Architekturbüro Georg Sunder-Plassmann gewonnen, doch kein Neubau musste her. Vielmehr gestalteten die Planer von 1998 bis 2005 Vorhandenes zweckgerecht um und vereinigten drei Gebäude: das ehemalige Graue Kloster von 1845, die frühere Stadtschule und die mittelalterliche Klosterbibliothek. Das Graue Kloster, wo zuvor Alte und Kranke gepflegt wurden, verwandelte Sunder-Plassmann in diesen weißen Hauptbau. Der ist Greifswalds neue Visitenkarte und wird durch einen weitläufigen Vorplatz zusätzlich betont. Von diesem Hauptbau mit Service-Bereich, Museumsshop und Restaurant zweigt drinnen die sogenannte Museumsstraße ab. Tatsächlich verlief hier früher die öffentliche Theodor-Pyl-Straße und zerschnitt das Klostergelände. Mit einer geschlossenen Stahl-Glas-Konstruktion machte Sunder-Plassmann daraus einen lichten, multifunktionalen Verbindungsgang – das architektonische Highlight des Museums. Ansprechend und praktisch ist auch die Verglasung des früheren Kloster-Lichthofs.
An die Museumsstraße schließt sich die backsteinerne Klosterbibliothek an, nun genutzt für Museumspädagogik und Sonderausstellungen. Geradewegs führt sie zur Gemäldegalerie, entstanden aus der ehemaligen Stadtschule, die 1795 Johann Gottfried Quistorp, Architekt und Universitätsbaumeister, auf den Fundamenten der einstigen Kirche errichtet hatte. Für viele ist diese Gemäldegalerie ein sehr wichtiger Grund für einen Greifswald-Besuch, besitzt sie doch sieben Werke von Caspar David Friedrich (1774 bis 1840). Durch seine Bilder wurde der Sohn dieser traditionsreichen Hanse- und Universitätsstadt berühmt und Greifswald mitsamt der Ostseeküste durch ihn. Was dieser Romantiker mit Stift und Pinsel festhielt, blieb in der, im Zweiten Weltkrieg unzerbombten Stadt erhalten.

Das Rathaus leuchtet
wieder im Ochsenblutrot

Sein Lieblingsmotiv, die Klosterruine Eldena, ist sogar die Keimzelle Greifswalds. Der 1199 gegründeten Zisterzienserabtei verdankte es seinen Markt und seit 1250 das Stadtrecht. Dieser Markt, das Herz Greifswalds, sieht noch fast so aus wie zu Caspar David Friedrichs Zeiten. Vom Haus Markt 10, nun Sitz der Sparkasse, porträtierte er 1818 seine Familie. Wer von dort mit freundlicher Erlaubnis fotografiert, bannt die gleichen Bauten wie er aufs Bild. So das Rathaus aus dem 13. Jahrhundert, daneben die weiße Ratsapotheke von 1589, die 1880 im neugotischen Stil umgebaut wurde. Dahinter ragt der barocke Turm des Doms St. Nikolai empor. Im Unterschied zu Friedrichs Aquarell leuchtet das Rathaus seit 1997 wieder im ursprünglichen Ochsenblutrot. Allerdings war und ist der Markt keineswegs so leer, wie ihn der Maler für das Familienbild „arrangiert“ hatte. Dreimal pro Woche bauen die Händler ihre Stände auf. Heutiges Leben vor herausgeputzten historischen Fassaden. Der Backsteinbau Markt 11 mit Pfeilerstufen-Giebel und Türmchen ist sogar eines der wenigen erhaltenen gotischen Kaufmannshäuser weit und breit und beherbergt seit Jahren ein Café. Das Haus zählt – genau wie St. Nikolai – zu den Perlen auf der Europäischen Route der Backsteingotik. Wie original Greifswalds Zentrum nach wie vor ist, zeigt – nach 262 Stufen – der Blick vom Domturm. Weit mehr als das rote Rathaus zieht jedoch die gedrungene Kirche St. Marien (13. Jahrhundert), auch „dicke Marie“ genannt, die Blicke auf sich. Im Hintergrund schimmert der Greifswalder Bodden.
Also nur fest gemauerte Historie? Keineswegs. Die rund 12 000 Studierenden an der 1456 gegründeten Universität machen Greifswald laut einer Studie zur jüngsten und dynamischsten Stadt Europas. Vier Forschungsschwerpunkte stellen dort die Weichen für die Zukunft. (Ursula Wiegand) (Blick auf Greifswald; die lichte Museumsstraße und der der verglaste frühere Lichthof des Grauen Klosters - Fotos: Wiegand)

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