Seit 2021 wird die Main-Klinik in Ochsenfurt umfassend saniert. Ein erster großer Meilenstein war die Eröffnung des neuen Pflegetrakts im Februar 2025. Was bietet das neue Gebäude?
Die Klinik auf dem Greinberg ist ein wichtiger Eckpfeiler der Krankenversorgung und steht in einer langen Tradition der Heilbehandlung in die Region: Seit mehr als 500 Jahren sind Spitäler, Hospize und Krankenhäuser in Ochsenfurt ansässig.
Mit ihrer Eröffnung im Jahr 1962 erhielten Bewohnerinnen und Bewohner aus Stadt und Landkreis ein Bauwerk, auf das sie „stolz sein dürfen“, wie es eine Broschüre damals formulierte, und das einen Meilenstein im Bereich der Versorgung und sozialen Leistung darstellte. Helle und großzügige Architektur traf auf moderne Ausrüstung; Zweckmäßigkeit und medizinische Leistungsfähigkeit waren Leitgedanken des damaligen Entwurfs.
Aber der medizinische Fortschritt macht nicht Halt: Bereits zwischen 1987 und 2002 wurde die Klinik nach den Erfordernissen der Zeit modernisiert. Mit der aktuellen Generalsanierung, die 2021 begann, erhält sie in vier Bauabschnitten durch Erweiterungen, Sanierung und Neubauten ein neues Gesicht und ein zeitgemäßes, zukunftssicheres Innenleben. Das ist überfällig, denn die Bausubstanz einiger Gebäude reicht in die frühen 1960er-Jahre zurück.
Modular aufgebaut
Am 21. Februar 2025 wurde mit der Eröffnung des ersten neuen Gebäudeteils ein großer Meilenstein der Sanierung erreicht. Der Bau bietet Räume für die Allgemeinpflege, physikalische Therapie, Labordiagnostik, technischen Dienst sowie Bettenaufbereitung und Reinigungsdienst. Die ersten Patientinnen und Patienten zogen ab Mitte März 2025 ein.
Den Fortschritt erleben die Patientinnen und Patienten sofort beim Betreten der Zimmer: „Früher waren Zimmer beziehungsweise Säle mit acht und mehr Betten keine Seltenheit“, erinnert sich Georg Sonnek, stellvertretender Verwaltungsleiter der Klinik. „Nach der Generalsanierung stehen Ein- und Zweibettzimmer zur Verfügung.“ Die Corona-Zeit hat die Notwendigkeit von Isolierzimmern gezeigt, auch diese entstehen im Zuge der Sanierung.
Patientinnen und Patienten sind nach Operationen oft nicht gehfähig und werden deshalb häufig im Krankenbett zu Untersuchungen gebracht. „In den neuen Patientenzimmern lassen sich die Betten viel leichter rangieren“, so Sonnek. Der zunehmende Pflegebedarf spiegelt sich auch in der Planung der Nasszellen wider. Sie sind so geräumig, dass Pflegemitarbeiter darin problemlos Patienten im Rollstuhl versorgen können.
Die neuen Raumkonzepte sollen auch zukünftigen Anforderungen genügen – und ihnen sogar einen Schritt voraus sein: „Bislang hatten die Patientenzimmer feste Größen“, so die Architektin Birgit Braunschmidt, „die neuen Zimmer sind modular aufgebaut und flexibel an verschiedene Flächenanforderungen anpassbar.“
„Bei den Planungen haben wir gemerkt, dass unsere Grundrisse und Bilder das Endergebnis nicht vollständig vermitteln konnten, vor allem in den kleinen Details“, so die Architektin. Daher haben sich die Planer etwas Besonderes einfallen lassen, um die Mitarbeiter der Klinik in den Planungsprozess einzubeziehen.
Ein Zimmer mitsamt Nasszelle wurde als Modell in Originalgröße in einem Zelt auf dem Parkplatz der Main-Klinik aufgebaut. Alle Beschäftigten konnten die neuen Räumlichkeiten vorab gründlich auf Funktion und mögliche Probleme testen – und brachten rund 100 Ideen und Änderungsvorschläge ein. „Besonders aufwendig war die Konstruktion der Nasszellen“, erinnert sich Jamila Sonntag vom Planungsteam der Main-Klinik. „Wir hatten in der kompakten Nasszelle mehr Schwierigkeiten als erwartet, die richtige Anordnung von Kleidung, Hygieneartikeln, dem Patientenruf und den Steckdosen zu finden, die sowohl praktisch für die Reinigung ist als auch den pflegerischen und patientenbezogenen Anforderungen entspricht.“
Nicht nur diese einzelnen Details dienen dazu, den Genesungsprozess bestmöglich zu unterstützen. Die neuen Einrichtungen bieten Patientinnen und Patienten, Besucherinnen und Besuchern sowie dem Personal viele weitere Annehmlichkeiten: Dazu zählen kurze Wege, durchgehende Barrierefreiheit, ein Farbkonzept zur einfachen Orientierung und eine Trennung von Behandlungs- und Versorgungsbereichen.
Vieles, was dem technischen und medizinischen Fortschritt sowie dem Patienten- und Mitarbeiterwohl dient, ist auf den ersten Blick gar nicht zu sehen: „Die Gebäude verfügen über Geothermieanlagen, die kühlen und wärmen“, so Architektin Braunschmidt. Die maximale Raumtemperatur kann dauerhaft unter 24 Grad Celsius gehalten werden – auch im Sommer. „Photovoltaikanlagen gibt es ebenso sowie ein Regenwassermanagement, das bei Starkregen das Wasser zurückhält, um die Kanalisation zu entlasten“, so die Architektin weiter. Ein modernes Rohrpostsystem liefert Laborproben innerhalb weniger Augenblicke quer durch die Klinik zum richtigen Empfänger.
„Schlussendlich“, so Birgit Braunschmidt, „freuen wir uns, wenn Patienten, Besuchern und Mitarbeitern im Klinikalltag der enorme planerische und technische Aufwand an den Gebäuden gar nicht auffällt. Denn wenn man den Bauten ansieht, dass die Planung aufwendig war,“ lacht sie, „haben wir etwas falsch gemacht.“ (BSZ)
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