Am 30. April 2025 hat die Freiwillige Feuerwehr Unterföhring ihr neues Gerätehaus an der Münchner Straße 60 bezogen. Das imposante Gebäude war dort in einer reinen Bauzeit von weniger als drei Jahren auf einem 6350 Quadratmeter großen gemeindeeigenen Grundstück entstanden. Seine gedankliche Genese hatte deutlich länger gedauert.
Weil das bisherige Feuerwehrgerätehauses an der St.-Florian-Straße 5 an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen war, hatte der Unterföhringer Gemeinderat dort schon 2013 zwei zusätzliche Garagen genehmigt. Später sollte eine neue Fahrzeughalle den Engpass beheben, ehe gemeinsam mit der Wehr ein komplexer Ausbau des Gerätehauses selbst diskutiert wurde. Die Überlegungen schlossen letztlich sogar eine Verschwenkung der Straße ein, führten aber zu keinem für alle tragbaren Ergebnis.
Weil sowohl die Einwohnerzahl Unterföhrings als auch die Anforderungen an die Feuerwehr weiter zunahmen, drängte sich schließlich ein Neubau des Feuerwehrgerätehauses an einem anderen Standort als Problemlösung auf. Im Februar 2018 wurde er vom Gemeinderat beschlossen.
Solitärer Baukörper
Das ausgewählte Grundstück grenzt im Osten an drei Kinderbetreuungseinrichtungen. Nördlich erstreckt sich eine kleine Freifläche mit Baumbestand. Im Süden befindet sich ein öffentlicher Sportplatz. Umschlossen wird das Grundstück weitläufig durch die Münchner Straße (M13) im Westen, die Straßäckerallee im Osten und die Mitterfeldallee im Süden.
Den Planungswettbewerb für das Neubauprojekt entschieden die Architekten der kplan AG aus Abensberg für sich. Im Oktober 2019 wurden sie vom Gemeinderat beauftragt, den Komplex mit Platz für bis zu 150 aktive Einsatzkräfte, deren Einsatzfahrzeuge und Gerätschaften in Abstimmung mit Feuerwehr und Bauverwaltung zu entwerfen und voranzutreiben.
Der Bau sollte nicht nur die Standards für Brand- und Hilfeleistungseinsätze gewährleisten, sondern auch Räumlichkeiten für Verwaltung, Schulungen und Wohnnutzung bieten. Ein hohes Maß an Funktionalität bei Wirtschaftlichkeit in Betrieb und Unterhalt war dabei das Ziel.
Entstanden ist daraufhin ein solitärer Baukörper, auf dem Grundstück längsseitig in Ost-West-Richtung platziert, mit Unter- und Erdgeschoss sowie zwei Obergeschossen. In dessen Norden befindet sich der Alarmhof mit der Hauptausfahrt über die Münchner Straße. Alternativ kann die Feuerwehr auch über die Notausfahrt zur südöstlich gelegenen Straßäckerallee ausrücken.
Architektonisch markiert das Gebäude ein auskragender Gebäudekopf mit dem öffentlichen Haupteingang als städtebauliches Zeichen zur Münchner Straße. Die Funktionen der Feuerwehr sind als massiver Baukörper aus Beton mit einer Vorhangfassade aus Klinker abgebildet. Der Ziegel war hierfür das Material der Wahl, als Reminiszenz an die Unterföhringer Geschichte. Zu Zeiten des Lehmrauschs ab 1885 hatte es im Ort 16 Ziegeleien gegeben. Fenster- und Glasflächen wurden durch Pfosten-Riegel-Konstruktionen in Aluminium eingefasst und für den Sonnenschutz mit tageslichtlenkenden Aluminiumraffstores versehen.
Die neun zwischen 38 und 113 Quadratmeter großen Wohnungen im zweiten Obergeschoss für aktive Feuerwehrler und deren Familien wurden in Holzständerbauweise errichtet und sind separat über einen Zugang von der Straßäckerallee erschlossen.
Das Untergeschoss beherbergt die Tiefgarage mit 54 Stellplätzen und Rampeneinfahrten sowohl von der Münchner Straße als auch der Straßäckerallee. Von der Tiefgarage aus gibt es getrennte Zuwege in den Feuerwehrbereich und zu den Wohnungen, auch barrierefrei über zwei Aufzüge.
Im Feuerwehrbereich führt die Alarmtreppe direkt in die Umkleiden im Erdgeschoss. Über die Haupttreppe im Westen sind die Büro- und Schulungsräume des Kopfbaus erreichbar. Außer der Tiefgarage sind im Untergeschoss Lagerräume mit Lastenaufzug, die Kleiderkammer und die Atemschutzübungsstrecke angesiedelt. Eine Gitterkriechstrecke und eine flexibel veränderbare Zielwohnung sind die geräumigsten Bestandteile der Atemschutzübungsstrecke, zu der neben Einweisungsraum, Leitstand und Schleuse auch noch ein Erste-Hilfe-, ein Konditions- und ein CSA-Raum gehören.
Das Erdgeschoss des Hauses prägt die fast 1000 Quadratmeter große Fahrzeughalle mit Sektionaltoren, die Platz für elf Einsatzfahrzeuge bietet. Dort ermöglicht eine Montagegrube Reparaturen an der Fahrzeugunterseite. In der benachbarten Waschhalle werden die Fahrzeuge nach dem Einsatz gereinigt, in der Schlauchpflege die dabei verwendeten Schläuche gewaschen, geprüft und auf die nächste Nutzung vorbereitet.
Die geräumigen Umkleiden sind wie auch die Werkstätten im östlichen Gebäudeteil direkt an die Fahrzeughalle angebunden. Neben der Atemschutzwerkstatt sind hier unter anderem speziell ausgestattete Werkstätten für Holz-, Elektro- und Metallarbeiten zu finden.
Der repräsentative Haupteingang an der Münchner Straße führt zum Stabs- und Funkraum im Erdgeschoss sowie über Treppe oder Aufzug zu den Obergeschossen. Im ersten Obergeschoss liegen die Büros der Verwaltung und die mit hochwertiger Medientechnik ausgestatteten Schulungs- und Besprechungsräume, die sich mittels mehrerer Trennwände in verschiedene Größen teilen lassen. Ein Kraftraum mit Fitnessstudioqualität findet sich ebenfalls in diesem Geschoss.
Das Herzstück des Hauses hinsichtlich der Kameradschaftspflege ist das holzvertäfelte, im Stil einer traditionellen Wirtschaft eingerichtete Stüberl mit Bar und Dachterrasse im zweiten Obergeschoss. Über die angeschlossene professionelle Küche können die Feuerwehrler bei Bedarf verpflegt werden.
Dank eines Notstromaggregats wäre das Haus auch im Falle eines Blackouts fünf Tage lang ohne Einschränkungen nutzbar. Eine Photovoltaikanlage auf den Dächern der Wohnungen liefert mit einer Leistung von 11,5 kWp Strom für den Grundverbrauch des Feuerwehrgerätehauses. Beheizt wird es mit Erdwärme der gemeindeeigenen Tochtergesellschaft GEOVOL Unterföhring GmbH.
Insgesamt hat das neue Unterföhringer Feuerwehrgerätehaus rund 35 Millionen Euro gekostet. Die Wohnungen wurden von der Regierung von Oberbayern mit 1,9 Millionen Euro bezuschusst.
„Wir sind auf dieses Haus alle narrisch stolz“, erklärte der Erste Bürgermeister Andreas Kemmelmeyer. „Jetzt sind wir für viele Jahrzehnte und für die unterschiedlichsten Notlagen hervorragend aufgestellt.“
(Martin van de Flierdt)
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