Dinkelsbühl ist eine historische Kleinstadt in Bayern mit gut erhaltenem mittelalterlichen Stadtbild, Renaissance- und Barockelementen, bemalter Giebelhäusern, der Stadtmauer und dem Heilig-Geist-Spital. Der malerische Marktplatz mit historischem Rathaus, enge Gassen, Museen und kulturelle Veranstaltungen prägen das lebendige Stadtleben.
In der Altstadt steht ein Bauwerk von außerordentlicher Bedeutung. Das Carl-Fortunat-Haus, Teil der spätmittelalterlichen Heilig Geist Spitalanlage, erzählt in Steinen, Mauerwerk und Glas die Geschichte von Armen und Kranken, von Fürsorge und gesellschaftlicher Verantwortung. Seit Jahren wird es behutsam saniert und modernisiert, um nun eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu schlagen. Ein Bild, das den Charakter dieser Stadt widerspiegelt: offen, beständig, zugewandt gegenüber Kultur, Bildung und sozialer Begegnung.
Das Gebäude gehört, wie bereits erwähnt, zur spätmittelalterlichen Heilig Geist Spitalanlage und diente lange Zeit als Waisenhaus sowie als Siechenhaus zur Pflege Armer und Kranker. Die Grundmauern und das Kellergewölbe stammen aus der Zeit um 1280, während sich die äußere Erscheinung in der Endphase Renaissance und dem beginnenden Barock widerspiegelt.
Ursprünglich als Siechenhaus genutzt, diente das Gebäude später als Pfründehaus, das Wohnrecht gegen Spitalgelt bot. Im Zeitraum 1599 bis 1600 entstand der heutige, denkmalgeschützte Repräsentativbau. 1730 folgte eine größere Renovierung. Von 1828 bis 1940 nutzte die Stadt das erste Obergeschoss als Wai-senhaus, wodurch der Bau eine zentrale Rolle im sozialen Netz der Stadt einnahm.
Die Spitalgerichtsbarkeit manifestierte sich durch eine Gerichtsstube und an der Nordost-Ecke erinnert der Richtblock als Zeugnis an die damalige Rechtspraxis. Der Historische Verein betrieb hier bis 2008 ein Heimatmuseum und vor der großen Sanierungsmaßnahme nutzten der Dinkelsbühler Tisch sowie das Landestheater das Gebäude.
In den letzten Jahren wurde das Gebäude umfangreich saniert: 2021 wurde eine Schadstoffsanierung eingeleitet und Voruntersuchungen durchgeführt. Mitte 2022 begannen Zimmerer mit der Ersetzung beschädigter Fachwerksbalken, wobei über 35 Kubikmeter Holz ausgetauscht wurden. Die Kellergewölbe erhielten statische Sicherungen; sieben Meter tiefe Mikropfähle sowie Stahlbetonabstützungen wurden installiert, um die Tragstruktur zu stabilisieren.
Über 100 Kubikmeter Holz kamen zum Einsatz
Bei den Außenelementen erfolgte die Rückverankerung des 2. Obergeschoss-Fachwerks und der Westgiebel, während der Dachstuhl repariert und die Dachdeckung neu eingedeckt wurde. Insgesamt kamen mehr als 40 Tonnen Material und über 100 Kubikmeter neues Holz zum Einsatz.
Im Jahr 2023 wurden die historischen Fenster der 2. Etage restauriert, neue Fenster eingesetzt und Natursteinsanierungen an Fensterrand- und Gewänden vorgenommen. Technisch wurden ELT- und HLS-Systeme um-gesetzt, Fassadenmalerarbeiten ausgeführt, der Heizestrich im Erdgeschoss sowie Gussasphalt im 1. und 2. Obergeschoss eingebracht. 2024 standen Putzerarbeiten, der Ausbau des Außenbereichs inklusive Verlegung von Grundwasserleitungen und die Anlage der Südhof-Außenanlagen im Fokus.
Nach der Sanierung ist das Gebäude nun barrierefrei mit einem Aufzug nutzbar. Im Erdgeschoss befinden sich Büros von Hand in Hand sowie der Hospizverein, Warte- und Infobereich, ein Begegnungscafé der Konrad-Biesalski-Schule, Lagerraum, WC und Technikraum.
Im ersten Obergeschoss finden sich die Räume der Theaterverwaltung, Stuhllager, Drucker, Teeküche, Probe-raum und WCs. Das zweite Obergeschoss beherbergt Seminarräume, Büros des Theater- und Kulturrings, des Citymarketings, der VHS sowie den Seniorenbeirat, daneben Musikschule, Umbau- beziehungsweise Übungsräume, Teeküche und WCs.
Die finanzielle Realisierung des Projekts wurde erst durch eine Privatspende in Höhe von einer Million US-Dollar möglich. Die Gesamtfinanzierung beläuft sich auf rund 8,9 Millionen Euro, wobei die Stadt Eigenmittel in Höhe von etwa 1,2 Millionen Euro einbringt. Über das Bayerische Städtebauförderprogramm „Innen statt Außen“ konnten Fördermittel in Höhe von rund sieben Millionen Euro gewonnen werden. Die Deutsche Stiftung Denk-malschutz spendete 10 000 Euro.
„Ohne die eine Millionen Dollar Spende einer ehemaligen Dinkelsbühlerin wäre die Finanzierung des Projekts nicht möglich“, ist Oberbürgermeister Christoph Hammer überzeugt.
„Dadurch und durch die staatliche Förderung des bayerischen Bauministeriums ist es uns gelungen, ein Haus für unsere Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, das für Alt und Jung geöffnet ist. Das zeigt uns, dass der Freistaat Bayern zu seinen historischen Gebäuden und deren Erhaltung steht. Das Carl-Fortunat-Haus ist seit der Sanierung ein wahres Schmuckstück in unserer schönen Stadt. Ein echter Ort der Musik und Begegnung, für Kunst, Kultur und Soziales“, freut sich Oberbürgermeister Hammer. (BSZ)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!