Bauen

Innenansicht der Halle. (Foto: Peter Litvai, Landshut)

27.07.2022

Zahlreiche Gebäude für unterschiedliche Zwecke

Neubau des Instandsetzungszentrums 11 der Bundeswehr am Flugplatz Ingolstadt/Manching

Am Flugplatz Ingolstadt/Manching wurde im Auftrag der Bundeswehr und unter Leitung des Staatlichen Bauamts Ingolstadt das Instandsetzungszentrum (InstZ) 11 neu errichtet. Der Neubau war erforderlich geworden, weil der ursprüngliche Standort des InstZ 11 am Fliegerhorst Erding aufgegeben werden musste. Die letzte Strukturreform der Bundeswehr hat die militärische Nutzung des Fliegerhorst Erding signifikant reduziert. Die Verlegung des bisher dort stationierten InstZ 11 ging damit einher und machte den Weg für den sogenannten Erdinger Ringschluss frei, eine Verbesserung der Anbindung des Münchner Flughafens an das Schienennetz der Bahn.
Als neuen Standort für das InstZ 11 wählte die Luftwaffe den 80 Kilometer entfernten Flugplatz Ingolstadt/Manching. Er befindet sich im Eigentum des Bundes, seine beiden Start- und Landebahnen dienen neben der Wehrtechnischen Dienststelle 61 auch der Firma Airbus sowie dem privaten Flughafenbetreiber Ingolstadt-Manching-Airport.

Das InstZ 11 hat den Auftrag, Geräte und Austauschteile der Militärluftfahrt instand zu setzen. Daneben werden auch Modifikationen und Hochrüstungen an Luftfahrzeugkomponenten durchgeführt.
Der Planung für die neuen Gebäude ging eine städtebauliche Studie voraus, die unterschiedliche Standorte auf dem Flugplatz und eine optimale Verteilung der geforderten Funktionen auf unterschiedliche Gebäude untersuchte und bewertete. Sowohl die Studie als auch die spätere Gebäudeplanung übertrug das Staatliche Bauamt dem renommierten Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner aus Hamburg. Im Ergebnis wurde eine Fläche am Rande des Flugplatzes ausgewählt, die es erlaubte, die Baustelle aus dem Sabotageschutzbereich des Flugplatzes herauszunehmen und damit die Zufahrt für die Vielzahl von ausführenden Firmen und deren Lieferanten zu erleichtern. 

Aufgrund der Lage waren im Zuge der Baufeldfreimachung umfassende Maßnahmen im Bereich Naturschutz, Kampfmittelräumung und Archäologie notwendig. Die Fläche des InstZ 11 befindet sich auf einem ursprünglich bewaldeten, ökologisch wertvollen Bereich der Liegenschaft. Es wurden vorab 9,9 Hektar Ausgleichflächen durch Entsiegelung und Bepflanzung aufgewertet. Der Rodung des Baufelds von 53 000 Quadratmetern durch den Bundesforst folgte eine großflächige Kampfmittelräumung. Archäologisch wurden in diesem Bereich ein historischer Graben sowie einzelne Kleinfunde identifiziert; sie sind Teil des keltischen Oppidums, dem Hauptort der Vindeliker aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. 

Das InstZ 11 selbst umfasst ein Verwaltungsgebäude, zwei Lagergebäude, neun Werkstattgebäude, die auf unterschiedliche Zweckbestimmungen zugeschnitten sind, sowie ein Heizhaus. Die Gebäude folgen einem einheitlichen Gestaltungsprinzip. Es erscheint bei jedem Gebäude in abgewandelter Form, je nach Größe und Funktion des Gebäudes, Integration der Haustechnik und Ausmaß der nötigen Öffnungen. Die Gebäude haben jeweils einen Gang in der Längsachse, welcher die diversen Hallenbereiche links und rechts davon erschließt. Darüber liegt ein begehbarer Dachgraben, der durch große Fenster sicherstellt, dass die Hallenbereiche im Brandfall entraucht werden können.

Die Dächer sind nach außen geneigt, die Dachfläche ist aus Metall. Die Dachkonstruktion besteht aus Brettschichtholzträgern und einer tragenden Brettstapel-Massivholzdecke. Die Fassaden sind teilweise mit hinterlüftetem Trapezblech beziehungsweise Glattblech bekleidet, teilweise mit transluzenten Elementen aus U-Profilglas, die den Arbeitsräumen eine Blickbeziehung nach außen und ein wohltuendes gleichmäßiges natürliches Licht verschaffen. 

Für die Wärmeversorgung der Gebäude ist eine thermische Leistung von 3,2 Megawatt (MW) erforderlich, die von einem Pelletkessel zur Grundlastabdeckung regenerativ bereitgestellt wird. Der Rest der benötigten Wärme speist sich aus den Reserven eines bestehenden Heizhauses der Liegenschaft.

Zahlreiche Lüftungsanlagen sorgen dafür, dass in jedem Bereich Luft in der richtigen Menge und Qualität zur Verfügung steht.

Die erforderliche Kälte mit einer Leistung von 1,7 MW wird von drei Kaltwassersätzen mit dem umweltfreundlichen Kältemittel Propan erzeugt und über ein Nahkältenetz auf die Gebäude verteilt.

Für die vielfältigen Instandsetzungsaufgaben der Bundeswehr wurden verschiedene Werkstätten und Labore zur Qualitätssicherung realisiert: unter anderem CNC-Fertigung, Schweißerei, zerstörungsfreie Werkstoffprüfung, Elektromechanikwerkstatt, Tragflächeninstandsetzung, Bordwaffenwerkstatt, Gefahrstofflager. Großteils wurden Maschinen und Geräte aus Erding nach Manching transferiert und in die neu erstellte technische Gebäudeausrüstung eingebunden.

Ein technisch besonders anspruchsvolles Großgerät ist die sogenannte Dry-Stripping-Anlage. Es handelt sich um eine hermetisch abgeschlossene Halle im Gebäude, in der nach dem Prinzip des Sandstrahlens der Lack von großformatigen Flugzeugteilen (zum Beispiel Tragflächen) entfernt wird. Da der Lack kanzerogene Gefahrstoffe enthält, sind die Anforderungen an die Arbeitssicherheit extrem hoch, die Beschäftigten müssen im Vollschutz mit Atemluftversorgung arbeiten.

Zur elektrischen Versorgung der neuen Gebäude wurde ein Leistungsbedarf von 1,85 MW ermittelt. Unter Berücksichtigung weiterer laufender Baumaßnahmen erhöht sich der zu erwartende Bedarf auf insgesamt fünf MW. Diese Leistungserhöhung erforderte die direkte Anbindung an das nahe gelegene Umspannwerk der Bayernwerk AG. Für das InstZ 11 wurden zwei Versorgungsbereiche gebildet, welche jeweils über eine eigene Transformatorstation im Lastschwerpunkt verfügen und an das 20 kV-Mittelspannungsnetz der Liegenschaft angebunden sind.

Zur Telekommunikations- und IT-Versorgung wurde in einem Gebäude ein Knotenpunkt mit redundanter Anbindung an den Liegenschaftszentralknoten (LZK) des Flugplatzes eingerichtet. Die Primäranbindung der restlichen Gebäude des InstZ 11 erfolgt sternförmig in Kupfer- und LWL-Technik.

Im LZK ist die bestehende Telefonanlage der Gesamtliegenschaft vorhanden, an der das InstZ 11 mittels Kupferkabel aufgeschaltet worden ist. Jedes Gebäude verfügt über einen separaten IT-Raum mit Gebäudeverteiler, aus welchen im Sekundärbereich die Etagenverteiler mittels LWL beziehungsweise die Datenanschlusspunkte in strukturierter Verkabelung nach Klasse EA direkt versorgt werden.
In einigen Werkstattbereichen werden dem Nutzer Sonderspannungen von 200 V beziehungsweise 150 V bei einer Frequenz von 400 Hz sowie Gleichspannungsanschlüsse mit 28 V DC zur Verfügung gestellt. 

Die Außenanlagen wurden in Anlehnung an die ursprüngliche Bewaldung als sich durch die Anlage ziehende Grünverbindungen mit Baumpflanzungen realisiert. Das Gelände fügt sich somit wieder in die umgebende Landschaft ein.

In den Randbereichen des Baufelds konnten einige Bestandsbäume erhalten werden. Bei der Baumauswahl wurden aus Nachhaltigkeitsgründen sowohl Laub- als auch Nadelgehölze gewählt. Das in den notwendigen Verkehrsanlagen anfallende Oberflächenwasser wird dezentral in den Grünflächen versickert, die weitestgehend naturnah als Wiesen angelegt sind. 

Das InstZ 11 wurde nach etwa sechs Jahren Planungs- und Bauzeit fertiggestellt. Haushaltstechnisch bestand das Projekt aus vier Baumaßnahmen: der Baufeldvorbereitung mit Erschließung, dem Neubau der Gebäude, der Stromversorgung und der Wärmeversorgung. Die Planungs- und Baukosten betrugen etwa 120 Millionen Euro. Die Übergabe des zweiten (und letzten) Bauabschnitts fand im September 2021 statt.
(Norbert Knoblach, Jens Herbst, Markus Moser, Nicole Poloczek)
 

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