Beruf & Karriere

Die Geburt eines Kindes bringt viele Eltern dazu, ihr Leben zu hinterfragen. (Foto: dpa/Wolfram Steinberg)

28.06.2019

„Immer den Partner mit einbeziehen“

Karrierecoach Mirjam Niedermeier über die Gründe für einen Jobwechsel nach der Elternzeit und welche finanzielle Unterstützung es dafür gibt

Die Geburt eines Kindes und die Elternzeit lässt manche über die Karriere grübeln. Weiter wie bisher? Oder einmal etwas Neues probieren? Eigentlich ist die Auszeit die beste Gelegenheit für einen Wechsel – sowohl für Mütter als auch für Väter. Im Interview erklärt Karrierecoach Mirjam Niedermeier, wie man’s anpacken sollte.

BSZ: Frau Niedermeier, wer orientiert sich in der Elternzeit beruflich neu – eher die Mütter oder die Väter?
Mirjam Niedermeier: Es ist tatsächlich so, dass es hauptsächlich Mütter betrifft. Sie sind noch immer diejenigen, die hauptsächlich die Elternzeit nehmen und dadurch länger raus sind aus dem Job. Und auch nach dem Wiedereinstieg übernehmen sie nach wie vor oft die Haupterziehungsrolle. Sie arbeiten danach häufig auch in Teilzeit.

BSZ: Was sind die Motive dafür, etwas verändern zu wollen?
Niedermeier: Die sind wirklich vielfältig. Manche können und möchten den alten Beruf nicht mehr ausüben – zum Beispiel die Beraterin, die viel reisen muss, oder eine Krankenschwester, die sich geregelte Arbeitszeiten wünscht, um mehr Zeit für ihr Kind zu haben. Andere wollen eine sinnvollere Arbeit.

BSZ: Was heißt sinnvoller?
Niedermeier: Eine Geburt ist eines der prägendsten Erlebnisse im Leben. Danach ist alles anders, vieles wird überdacht, es wird auch zurückgeblickt – und man macht sich Zukunftsgedanken. Oft kommt dann die Frage in den Sinn: Bin ich noch zufrieden mit meinem Job?

Weiterbildung, Teilzeit oder Neu-Bewerbung

BSZ: Wie geht man eine berufliche Neu-Orientierung dann an?
Niedermeier: Mein Rat ist, erst einmal Klarheit zu schaffen. Wenn man etwas Neues möchte, setzt man sich erstmal hin und sammelt. Welche Stärken und Kompetenzen bringe ich mit? Welche Erfahrungen habe ich? Was motiviert mich und was will ich? Dann geht es darum, eine Vision zu finden. Man blickt in die Zukunft: Was könnte mein Ziel sein? Dann kann man überlegen, was einem fehlt, um zu dem Ziel zu gelangen: eine Weiterbildung machen oder Strategien für Neu-Bewerbungen entwickeln, um nur zwei Beispiele zu nennen.

BSZ: Ist alles möglich oder gibt es Grenzen?
Niedermeier: Ich bin ein positiv denkender Mensch. Wenn man etwas in Bewegung setzt, ist sehr viel möglich. Es hängt aber auch von der Persönlichkeit ab. Für manche wäre es eine Überforderung, sich in der Elternzeit auch noch um das berufliche Thema zu kümmern. Dann wäre es erstmal sinnvoll, die Zeit für Reflexion zu nutzen, dann aber nicht allzu sehr in die Aktion zu gehen und etwa schon eine zeitintensive Weiterbildung zu beginnen. Andere wollen früh Bewerbungen schreiben, um gleich nach der Elternzeit neu einzusteigen.

BSZ: Welche Rolle spielt der Partner?
Niedermeier: Es ist wichtig, dass der Partner die Entscheidung für eine Neuorientierung mitträgt. Er wird sich sicherlich mehr um die Kinder kümmern müssen. Das birgt aber auch Konfliktpotenzial im Alltag. Das ist nicht zu unterschätzen. Deshalb ist es wichtig, klare Absprachen zu treffen, wer in welchen Fällen zuständig ist, etwa wenn Kinder krank daheim sind.

BSZ: Welche finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?
Niedermeier: Es gibt vielerlei Möglichkeiten. Unter bestimmten Voraussetzungen kann etwa der Schritt in die Selbstständigkeit über einen Gründungszuschuss erfolgen. Und Weiterbildungskosten können in manchen Fällen über eine Bildungsprämie anteilig finanziert werden.

BSZ: Gibt es noch andere Varianten als den kompletten Neuanfang?
Niedermeier: Was auch eine Option darstellt, ist in Teilzeit weiterzuarbeiten, auch wenn man im Job nicht so glücklich ist. Dann kann man sich nebenbei weiterbilden und den Übergang in eine neue Tätigkeit sanfter und aus einer gewissen finanziellen Sicherheit heraus gestalten. (Interview: dpa)

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