Beruf & Karriere

„Aber morgen fang ich richtig an“: Viele Berufstätige sind in der „Prokrastinieren-für-Fortgeschrittenen-Falle“gefangen. (Foto: dpa)

07.12.2018

Wenn sich der innere Schweinehund meldet

Hobbies sind Kraftquelle für Beruf und Alltag, nur bleibt dafür am Ende des Tags oft keine Zeit – Tipps für ein besseres Zeitmanagement

Der Alltag ist für viele von uns eins: stressig. Morgens zwischen 6 und 8 Uhr klingelt der Wecker, wir hetzen ins Büro oder vorher noch in die Kita, arbeiten bis abends, machen Überstunden und wundern uns, wenn das Wochenende schon wieder ansteht, an dem dann endlich „alles andere“ erledigt werden muss – „Wie schnell doch die Zeit vergeht…“, denken wir uns. Für Hobbies oder Leidenschaften bleibt selten die Zeit übrig.

Um dennoch mehr vom Leben zu haben und Freizeit zu generieren, gibt es Zeitmanagement-Tipps wie Sand am Meer – mit starren Anweisungen wie bei einem Rezept. Das Problem: Sie machen keinen Spaß, sind längst bekannt und meist schwer in den Alltag zu integrieren. Das Resultat: Man gibt auf und fällt in den alten Trott zurück – und das, was man gerne macht, wird wieder hinten angestellt.

Alter Trott trotz Selbstdisziplin-Peitsche

„Dann setz’ dich doch einfach mal hin und nimm’ dir Zeit für dein Hobby“ – gut gemeinte Ratschläge wie diese kennt sicherlich jeder oder hat sie selbst schon gegeben. Doch warum klappt es mit der Selbstdisziplin-Peitsche meistens nicht? Ganz einfach: Die Basis wird nicht beachtet – und das ist der Mensch in seiner Individualität. Das heißt: Wir Menschen sind widersprüchliche Wesen mit ganz vielen Bedürfnissen, die sich oft gegenseitig in die Quere kommen. Aber jedes einzelne Bedürfnis möchte bedient werden, sonst sabotiert es einfach alles. Ignorieren hilft hier nicht, weshalb die Selbstdisziplin-Peitsche auch selten langfristig hilft. In meinen Zeitmanagement-Kursen für Romanautoren arbeite ich mit meinen Klienten an der Basis – und das sollte jeder, der sich mehr Zeit im Leben wünscht. Erst danach können die typischen Zeitmanagement-Tipps wirklich greifen.

Wenn man Stress vermeiden will, sollte man dem inneren Schweinehund zuhören. Er verrät nämlich, was wir brauchen. Ihn als lästiges Untier abzutun, wäre zu einfach und geht meist nach hinten los. Richtig rund geht es, wenn man anfängt, mit ihm zusammenzuarbeiten. Dazu gehört als Erstes, mit sich selbst abzuklären, was man wirklich möchte und warum man sich überhaupt Zeit für den Tangokurs oder den eigenen Roman freischaufeln sollte. Passt das Hobby vielleicht gerade doch nicht in den eigenen Lebensrhythmus? Ein Beispiel aus meinem eigenen Leben: Für mich als Trainerin für Romanautoren stehen aktuell meine Kinder an erster Stelle – erst, wenn diese in die Schule kommen, werde ich weitere eigene Romane schreiben.

Den Spaß-Auslöser finden und Stress vermeiden

Was sich vielleicht auf den ersten Blick nach einem Rückschritt anhört, ist eine wichtige Maßnahme, um die Lust an der Leidenschaft nicht zu verlieren! Denn durch Ehrlichkeit und Offenheit zu sich selbst, befreit man sich vom Druck, etwas Schaffen zu müssen, perfekt oder erfolgreich zu sein. Man grenzt sich ganz klar von den eigenen Erwartungen und die der anderen ab, indem man sich Raum gibt. Wieso nicht klein anfangen und dem Hobby eine statt fünf Wochenstunden einräumen? So fällt das Anfangen nämlich viel leichter und man endet nicht in der „Prokrastinieren-für-Fortgeschrittenen-Falle“, durch die man plötzlich Socken bügeln, Wohnung aufräumen oder Putzen spannend findet.

Warum machen wir das, was wir machen, eigentlich gerne? Warum hat der eine Freude am Stricken, der nächste Spaß am Tanzen und der Übernächste Interesse, seine Gedankenwelt aufs Papier zu bringen? Eine wichtige und doch so selten gestellte Frage, um Stress beim Zeitmanagement zu vermeiden. Die Antworten sind nämlich der Motor für unsere Zufriedenheit und die Ausdauer „am Ball zu bleiben“. Um zu erkennen, weshalb die investierte Zeit es Wert ist, für ein Hobby genutzt zu werden, notiert man sich am besten alle positiven Aspekte des Hobbies auf Papier. Was dabei bei meinen Klienteninnen und Klienten zum Vorschein kommt, ist immer wieder phänomenal – denn plötzlich wird die Leidenschaft zu einer Kraftquelle im Alltag und Beruf. Neue Ressourcen bis hin zu kleinen und großen Veränderungen kommen zum Vorschein. Und damit ist unser innerer Schweinehund zutiefst befriedigt und hat keine Angriffsfläche mehr, das Hobby als unwichtig abzutun. Er investiert gerne Zeit!

Kein Maulkorb beim Hobby, alles ist erlaubt

Es gibt keine Regeln für die eigenen Hobbies – erlaubt ist,was Spaß macht und die Leidenschaft fördert. Ich zum Beispiel schreibe sehr gerne im Bett – auch wenn viele Forscher sagen, dass man genau das nicht machen soll. Damit setze ich mich bewusst über Regeln hinweg und bin damit sehr erfolgreich. Wichtig ist nämlich, dass wir uns wohlfühlen und unseren Spaß-Auslöser stärken. Das bedeutet: Hör’ in dich und folge dem, was dir guttut. Dann bleibst du in Zukunft bei dir und deinen Hobbies, verzettelst dich nicht und du gerätst nicht in Stress. (Jurenka Jurk)

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