Wirtschaft

Takeaway, To-Go oder Außer Haus: Diese Geschäftsform ist für die Gaststätten nicht kostendeckend. (Foto: dpa/Oliver Berg)

12.03.2021

Die Nerven liegen blank

Die Lage in Bayerns Gastgewerbe ist verzweifelt – immer mehr Betriebe geben auf

Während sich für den Einzelhandel zumindest kleine Lichtblicke ergeben, sieht es in Gastronomie und Hotellerie nach wie vor zappenduster aus. Erst vor ein paar Tagen gab die Hotelkette Star Inn bekannt, nach dem Corona-Lockdown ihre sieben Häuser in Deutschland, darunter eines in Unterschleißheim bei München und eines in Regensburg, nicht mehr zu öffnen. Folge: 120 Menschen verlieren ihren Job. Und auch der Geschäftsführer eines Bistros mitten in der zu normalen Zeiten gut frequentierten Fußgängerzone im oberfränkischen Forchheim gibt auf. Sein Lebenswerk lohne sich nicht mehr. Er wolle wieder als Immobilienmakler arbeiten.

„Nach über vier Monaten unverschuldeter Schließung ist die Lage im Gastgewerbe äußerst verzweifelt – die Betriebe ringen trotz Wirtschaftshilfen um ihre Existenz“, sagt Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga Bayern. Private Rücklagen seien meist aufgebraucht und die Nerven lägen blank. 24 Prozent der bayerischen Dehoga-Mitgliedsbetriebe denken derzeit über eine dauerhafte Schließung nach.

Michael Jachan, Geschäftsführer eines Wirtshauses und einer Fußballkneipe in München, hat noch Hoffnung. „Die November- und Dezemberhilfe hat uns wirklich geholfen.“ Und die Vermieter kämen ihm mit der Pacht entgegen. „Aber mit dem To-go-Geschäft erwirtschaften wir nur 20 bis 25 Prozent unseres üblichen Umsatzes“, erklärt Jachan. Das sei nicht kostendeckend. Wie lange er mit seinem Kollegen die beiden Betriebe noch halten kann, sei deshalb ungewiss. Vieles hinge von der Überbrückungshilfe III des Bundes ab. Diese sei aber extrem bürokratisch und fast jeden Tag änderten sich die Bedingungen.

Hilfszahlungen wegen Betrugsfällen gestoppt

Zudem wurde die Hilfe jetzt wegen Betrugsfällen gestoppt. Hätte man die Auszahlung der Hilfsgelder den Finanzämtern übertragen, gäbe es kaum Missbrauch, weil die Ämter bereits alle relevanten Unternehmensdaten haben.

Aufgeben ist aber auch für die Munich Hotel Partners GmbH (MHP) mit ihren Le Méridien Hotels in Hamburg, München, Stuttgart und Wien sowie dem Sheraton am Düsseldorfer Flughafen keine Option. „Wir konnten selbst in Krisenzeiten und im Lockdown unseren Cash-Bestand gut managen. Vom Staat erwarten wir weiterhin die Auszahlung der außerordentlichen Wirtschaftshilfen auch an Verbundunternehmen, sprich Hotelgruppen mit Sitz in Deutschland, wie wir es sind“, erklärt Jörg Frehse, Managing Partner bei MHP.

Klar ist aber auch: Große Hotelketten könnten die Pandemie leichter überstehen, da sie auch auf Kapital von Investoren bauen können. Kleine Gastronomiebetriebe, Clubs und Diskotheken können das nicht. Darum fordert Dehoga-Chef Geppert zu Recht: „Angesichts der sieben Monate andauernden Schließung unserer Branche ist es nun Aufgabe der Politik, alles dafür tun, dass die unverschuldet in Not geratenen Betriebe eine Chance zum Überleben haben.“

Denn Opfer gibt es bereits jetzt immer mehr: So musste zum Beispiel auch Bayerns ältester Irish Pub, gegründet 1978, in Erlangen aufgeben.
(Ralph Schweinfurth)

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