Freizeit und Reise

Dreharbeiten zum Film "Ludwig II". (Foto: Bavaria Productions)

17.10.2014

Film und Tourismus, ein Traumpaar

Bayerischer Tourismustag 2014 stand unter dem Motto "Filmkulisse Bayern"

Bayern ist nicht nur das beliebteste Urlaubsland, sondern auch einer der wichtigsten Filmstandorte Deutschlands. Samuel L. Jackson rettet die Welt nach einem Flugzeugabsturz in den bayerischen Alpen, Kult-Kommissar Kluftinger löst seine Fälle im Allgäu und die drei Musketiere kämpfen in der Bamberger Altstadt – Bayern dient häufig für nationale und internationale Produktionen als eindrucksvolle Filmkulisse. Allein im letzten Jahr wurden 26 Kinofilme und über 60 TV-Produktionen im Freistaat gedreht. Laut Wirtschafts- und Medienministerin Ilse Aigner konnte 2013 mit fast 3500 Drehtagen in Bayern ein neuer Rekord aufgestellt werden. Für Aigner sind daher Film und Tourismus auch ein Traumpaar. „Sie passen so zusammen wie Bayern und der weißblaue Himmel.“ Aus diesem Grund stand der diesjährige Bayerische Tourismustag unter dem Motto „Filmkulisse Bayern“.
Das im Januar gegründete Netzwerk „Filmkulisse Bayern“ kann auf eine sehr erfreuliche Entwicklung zurückblicken. Die gemeinsame Initiative der Bayern Tourismus Marketing GmbH (by.TM) und der Film Commission des FilmFernsehFonds Bayern (FFF), unterstützt durch das Mediennetzwerk Bayern, macht es sich zur Aufgabe, die Originalschauplätze der in Bayern gedrehten Kino- und Fernsehfilme für Gäste erlebbar und Bayern für nationale sowie internationale Produktionen noch attraktiver zu machen. Säulen des Netzwerks sind die Tourismusförderung, das Destinationsmarketing und das Standortmarketing.
„Dem Engagement des Netzwerks Filmkulisse Bayern und der touristischen Leistungsträger ist es zu verdanken, dass in den letzten Monaten verstärkt internationale Produzenten für die facettenreiche und filmreife Landschaft Bayerns begeistert werden konnten. Doch landschaftlich eindrucksvolle Kulissen alleine reichen nicht aus, um von internationalen Produzenten gesehen zu werden. Die Bereitschaft der Menschen, sich auf Neues einzulassen und dennoch der Tradition treu zu bleiben, ist wichtige Voraussetzung um Projekte in dieser Art zu realisieren“, betonte Aigner. „Mit einem inspirierenden und innovativen Maßnahmenkatalog konnte die Initiative unserer Landesmarketingorganisation den Filmtourismus in Bayern vorantreiben.“ Die erste Zwischenbilanz des filmfördernden Netzwerks der by.TM und der Film Commission des FFF kann sich nach den Worten der Ministerin sehen lassen.
Mehrere internationale Kinofilm-Produktionen sind für die kommenden Monate geplant und konnten unter anderem durch die individuellen Scoutings für Filmschaffende nach Bayern geholt werden. So steht München in nächster Zeit ganz im Zeichen von zwei internationalen Produktionen: Colonia mit Emma Watson und Daniel Brühl in den Hauptrollen sowie der Verfilmung von Edward Snowdens Enthüllungsroman Time of the Octopus. Ebenfalls in Bayern wird der Thriller Postcard Killings mit Bruce Willis und Naomi Watts in den Hauptrollen gedreht. Im Jahr 2010 brachte es die Geschichte über ein frisch vermähltes Pärchen mit mörderischen Absichten bis an die Spitze der Bestsellerliste der New York Times.

Exklusive Besichtigungen


Zudem starten in den nächsten Wochen in Lindau am Bodensee die Dreharbeiten der deutsch-französischen Produktion Bamberski – Der Fall Kalinka. Die Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und sorgte im Sommer dieses Jahres erneut für Schlagzeilen, als André Bamberski zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, weil er 25 Jahre nach dem gewaltsamen Tod seiner Tochter deren damaligen Stiefvater Dieter Krombach entführt, um ihn in Frankreich vor Gericht zu bringen. Im Frühjahr 2015 wird im Freistaat das Drama über den Fall sowie die letzten Lebensjahre des Bühnenautors Oscar Wilde in The Happy Prince verfilmt. In den Hauptrollen werden unter anderem Rupert Everett, Colin Firth und Emily Watson zu sehen sein.
In kürzester Zeit ist es der „Filmkulisse Bayern“ gelungen, sich als Dienstleister für nationale und internationale Filmschaffende zu etablieren. Seit Beginn der Initiative wurden vier exklusive Motivbesichtigungen für die Filmbranche angeboten. Zum Beispiel fand eine grenzübergreifende Locationtour mit internationalen Produzenten und eine weitere im Rahmen des Filmfests München mit Gästen des Festivals, statt. Auch wurde ein individuelles Scouting zu mehreren Drehorten in Bayern für einen Hollywood-Produzenten organisiert, um Bayern als perfekte Location für eine geplante Produktion vorzustellen.
Um filmtouristische Effekte nutzen zu können, müssen vielfältige Angebote rund um die Originalschauplätze entstehen. Im Bereich Tourismusförderung setzt die „Filmkulisse Bayern“ auf die Sensibilisierung der Tourismuspartner für das Thema Filmtourismus. „Wir sehen die Filmkulisse Bayern als Impulsgeber für den Filmtourismus“, erklärt Jens Huwald, Geschäftsführer der by.TM. „Wir werden Workshops zur touristischen Produktentwicklung im Bereich Filmtourismus anbieten, um die entstehenden Angebote für das Destinationsmarketing nutzen zu können.“ Ein weiterer Baustein im Bereich Tourismusförderung sind Workshops mit touristischen Partnern zur richtigen Zusammenarbeit mit der Filmindustrie. „Wer professionell und kooperativ mit Produktionsfirmen zusammenarbeitet, ist als Drehort attraktiv und kann von diesen beispielsweise durch Hotelübernachtungen und Ausgaben für Gastronomie direkt profitieren“, betont Huwald. Auch gehe es darum, durchdachte Anschlusskonzepte für die Zeit nach dem Dreh frühzeitig mit anzudenken.
Weiteres, wichtiges Instrument des umfangreichen Maßnahmenkatalogs ist die Webseite der „Filmkulisse Bayern“. Dort liefert eine stetig wachsende, zweisprachige Datenbank mit Drehortangeboten viele Fakten zu möglichen Motiven. Die Zugriffszahlen auf www.filmkulisse-bayern.de haben sich seit Einführung der Datenbank und der interaktiven Moviemap, die Filmproduktionen und Drehorterlebnisse in Bayern übersichtlich darstellt, verdreifacht. Das daraus wachsende Interesse und Informationsbedürfnis der User unterstreicht die Bedeutung des Themas für den Tourismus und die Filmproduktionen.
Die Basis für die „Filmkulisse Bayern“ sind die beliebten Kino-, Fernsehfilme und Serien in Bayern. Gabriele Pfennigsdorf, stellvertretende Geschäftsführerin des FilmFernsehFonds Bayern sieht die Ziele des Standortmarketings mit dem Schaffen von Anreizen zur Erleichterung der Rahmenbedingungen bei der Drehortauswahl als zentralen Punkt. „Wir wollen die Filmkulisse Bayern als Dienstleister für nationale und internationale Filmschaffende etablieren. Dabei soll der Imagegewinn für den Produktionsstandort vor allem durch die Vernetzung der Tourismus- und Filmbranche ermöglicht werden.“ Als konkrete Maßnahmen werden dabei exklusive Angebote an Location-Touren für die Filmbranche geschaffen. Es soll individuelle Scoutingtouren für internationale Produktionsteams geben und zusätzlich eine Datenbank mit Drehorten von öffentlichem Interesse aufgebaut werden. Zudem soll die Filmbranche auch beim Einholen von Genehmigungen sowie weiteren Dienstleistungen (unter anderem Unterkunft, Logistik) vor Ort unterstützt werden.
Wie eine Urlaubsdestination erfolgreich von Film- und Fernsehproduktionen profitieren kann, veranschaulicht beispielsweise das Wikingerdorf Flake am Walchensee. Im Sommer 2008 wurde dort der Film Wickie und die starken Männer von Michael „Bully“ Herbig gedreht. Einen Teil der Filmkulisse hat die Gemeinde Kochel am See erhalten und diesen wieder in Walchensee aufgebaut. Im Sommer gibt es hier kostenlose Führungen rund um Wickie und seine Filmheimat. Im September findet jährlich ein traditioneller Wikingermarkt mit Wikingerlagern, Handwerksvorführungen, Schaukämpfen und Kinderprogramm statt.

Auf Kluftingers Spuren


Auch ein gelungenes Beispiel für ein erfolgreiches Filmtourismus-Angebot sind die Führungen zu den Schauplätzen der Kluftinger-Romane und -Filme. Die Touren – ob zweistündige Stadtführung oder Tagestour – bringen die Fans des Allgäuer Kultkommissars zu Tat- und Drehorten.
Ministerin Aigner ist sich sicher, dass Film und Tourismus prächtig miteinander harmonieren und gegenseitig voneinander profitieren.
Nur ein geringer Teil der Filmproduktionen initiiert auch Filmtourismus, so Stefan Rösch, Filmtourismusexperte und stellvertretender Geschäftsführer Centrum für marktorientierte Tourismusforschung der Uni Passau. Deshalb sei auch ein filmtouristisches Netzwerk wie die „Filmkulisse Bayern“ nötig. Denn häufig werden seiner Ansicht nach Chancen zu spät erkannt. Allerdings gebe es auch keine Erfolgsgarantien. Gleichzeitig müsse man zwischen Film- und Drehorttourismus unterscheiden. Ganz wichtig sei es, bei Touren Filmszenen nachzuspielen und Filmausschnitte zu zeigen. Denn, so Rösch, „fantasy ist reality“.
Auch „negativ“ behaftete Filmschauplätze können sich zu Besuchermagneten entwickeln, wie die Beispiele Brügge (Kinofilm Brügge sehen und sterben oder die TV-Serie Breaking Bad, die hauptsächlich in Albuquerque spielt) beweisen. In Bayern ist das „Mörderisch spannende Allgäu“ bestes Beispiel für gut funktionierenden Film- und Drehorttourismus. Eine Karte führt zu allen Dreh- und Tatorten der Kluftinger Krimis. (Friedrich H. Hettler) (Dreharbeiten zu den Filmen "Winterkartoffelknödel", "Ludwig II." und "Big Game" - Fotos: Constantin Film/Bavaria Pictures/Stephanie Kulbach Egoli Film)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.