Dieses Jahr kehrte der Frankenwald Wandermarathon in die Rennsteigregion im Frankenwald zurück und lud Wanderbegeisterte aus Nah und Fern ein, diese Wanderregion zu entdecken. Die sechs Kommunen der ARGE-Rennsteig sind Ludwigsstadt, Steinbach am Wald, Reichenbach, Tettau, Teuschnitz und Tschirn. Durch die Borkenkäferkalamität hat diese Landschaft eine gewisse Veränderung erfahren. So sind aber durch den Verlust vieler Fichtenbestände auch neue Ausblicke entstanden.
Start und Ziel des 12. Frankenwald Wandermarathon lagen in Steinbach am Wald. Allerdings hatte Petrus heuer wenig Einsehen mit den Freunden auf Schusters Rappen. Punkt 7.00 Uhr fiel der Startschuss zum Wandermarathon, der sich mittlerweile zu einem Kultevent gemausert hat. Aber statt strahlend blauem Himmel und Sonnenschein gab es einen sehr durchwachsenen Wettermix aus zum Teil heftigen Regenschauern, Nebel – und dann hatte Petrus zumindest doch für ein gewisses Zeitfenster ein Einsehen – aber auch etwas Sonne.
Kurz nach Thüringen
Die diesjährige Strecke hatte eine Länge von über 45 Kilometern. Wie jedes Jahr gab es ein abwechslungsreiches Höhenprofil, gut 1000 Höhenmeter mussten wieder überwunden werden. Nach jedem kernigen Anstieg gab es für den Tross der offiziell 555 Wanderbegeisterten jedoch immer eine kleine Verpflegungs- oder Erlebnisstation. Die gesamte Wegstrecke war separat ausmarkiert und führte vorbei an saftigen Wiesen, auf tollen Wald- oder Feldwegen und entlang von Wasserläufen. Die Schilder hingen „auf Sicht“, das heißt, man merkte sehr schnell, wenn man von der Route abgekommen war. Gleichzeitig warteten, wie bei jedem Frankenwald Wandermarathon, an ausgewiesenen Shuttle-Stationen innerhalb eines angegebenen Zeitfensters Kleinbusse, die die Wanderer entweder einige Stationen weiter oder direkt zum Ziel brachten.
Vom Freizeit- und Tourismuszentrum in Steinbach am Wald ging es zunächst dem Rennsteig entlang Richtung Ziegelhütte. Dort bogen wir kurz auf den Schönwappenweg ab, wo uns bereits Martin Luther erwartete. Etwas später querten wird – an der Kurfürstensteinhütte bei Kilometer 6,1 – den Kolonnenweg nach Thüringen. Hier erhielten wir einen Passierschein für die „Einreise“ in das ehemalige DDR-Gebiet. Zunächst ging es erst ein gutes Stück bergab und danach wieder bergauf. Kurz vor dem „Grenzübertritt“ fanden wir noch einen alten DDR Grenzstein und erhielten dann beim Grenzübergang im Dobergrund unsere 100-D-Mark-Begrüßungsgeld.
Nach einem guten Stück im Tal der Dober stiegen wir in den FrankenwaldSteig ein, verließen diesen aber auch steil bergauf wieder, um zum Aussichtspunkt „Auf der Wach“ bei Tschirn zu kommen. Im Ort Tschirn angekommen gab es dann eine opulente Brotzeit mit belegten Broten, Brezen, Kuchen und allerlei Heiß- und Kalt-Getränken.
Wärscht, Bier und Honig
Nach dieser Stärkung machten wir uns wieder auf den Weg hinab ins Dobertal, dem wir eine gute Wegstrecke lang folgten. Wir querten einige Male den Fluß über Furthen oder Brücken und stiegen dann am Ende steil bergauf. Oben angekommen ging es wieder runter zur Finkenmühle – 21 Kilometer hatten wir damit bereits geschafft – und über ein paar Umwege schließlich nach Teuschnitz. Vorbei an der Arnika-Akademie und der steinernen Arnika am FrankenwaldSteigla wartete in Teuschnitz (Kilometer 26,2) die Mittagssuppn auf uns.
Auf dem FrankenwaldSteig ging es Richtung Wehrkirchen in Steinbach am Wald. Nach mittlerweile über 32 Kilometern wartete hier auf die Wanderfreunde heißer Kaffee und Tee sowie leckerer Kuchen. Von dort gehts weiter zum idyllischen Ölschnitzsee und weiter fast bis nach Kehlbach. Über die Panoramatafel und den Einsiedlerbrunnen gelangten wir wieder auf den (blauen) Rennsteig und wanderten zielstrebig wieder zurück zum Ausgangspunkt in Steinbach am Wald.
Aber noch hieß es zunächst Vorsicht, denn beim Einsiedlerbrunnen lauerten die weithin bekannten und „gefürchteten“ Frankenwald Weiber am Wegesrand bereits auf die Wanderer. Empfangen mit einem sanften Klapps mit einem Holzscheid auf den Allerwertesten, um die Müdigkeit zu vertreiben und einen Ansporn für die letzten Kilometer zu geben, erhielten wir von den Weibern dann Bier, Brot, Wärscht, Essiggurken und Schnaps. So gestärkt ging es ein paar Meter weiter, an die Alte Kehlbacher Straße. Hier konnten wir uns über Bienen und die Imkerei informieren. Natürlich war auch eine leckere Honigverkostung inbegriffen.
Auf dem letzten Kilometer verabreichte uns Petrus dann als krönenden Abschluss des Marathons noch einen derartig heftigen Regenguss, dass wir beinahe schwimmend schneller im Ziel gewesen wären als zu Fuß. Wir waren nicht nur außen, sondern komplett auch innen nass. Der Wasserpegel in den Wanderstiefeln stieg mit jedem Meter. Dennoch kamen wir glücklich und zufrieden mit unserer Leistung nach gut 45 Kilometern im Freizeit- und Tourismuszentrum in Steinbach am Wald an und wurden trotz des Regenschauers gebührend mit Applaus empfangen.
Für passionierte Wanderfreaks ist der Frankenwald Wandermarathon ein fester Bestandteil im Jahreskalender. Auch wenn man auf der Strecke immer mal wieder einen steilen Anstieg verflucht und sich schwört, das letzte Mal teilgenommen zu haben, der Reiz dieser absolut professionell durchgeführten Veranstaltung lässt einen nicht mehr los. Man kann getrost von Sucht sprechen. Also los, nicht lange überlegen, die Wanderstiefel trocknen, um sie fürs nächste Jahr wieder schnüren zu können. (Friedrich H. Hettler)
Kommentare (0)
Es sind noch keine Kommentare vorhanden!