Freizeit und Reise

Wie wir Deutschen kann Tschechien auf eine lange und stolze Biertradition bis ins 10. Jahrhundert zurückblicken. (Foto: Czech Tourism, David Marvan)

09.10.2024

Kulturgut Bier

Über den Trinkgenuss hinaus – tschechisches Kulturgut Bier

Wie wir Deutschen kann Tschechien auf eine lange und stolze Biertradition bis ins 10. Jahrhundert zurückblicken. Vor allem wird das erstklassige Pils international für seinen einzigartigen Geschmack geschätzt. Tief eingebettet in die landeseigene Kultur ist das Thema weit über den Trinkgenuss hinaus omnipräsent. Im Angebot zahlreiche Führungen, die sich nicht nur mit dem Herstellungsprozess oder Geschmack befassen, sondern zum Beispiel auch die architektonische Seite des Brauereiwesens beleuchten. Offizielle Wanderwege durch Hopfengärten oder die Gebirgswelt mit zahlreichen (Bier-)Lokalen oder Brauereien als Teil der Route schlagen den Bogen zur Natur. Und ein Bad im Bier zeigt die gesundheitliche Wirkung.

Stadtfeeling mit Schuss – Prag, Pilsen und Saaz

Bereits die Hauptstadt bietet eine Fülle von Erlebnissen in Sachen Bier und Braukunst. Neu sind Stadtführungen, die in hippe Viertel wie Vinohrady und Žižkov und die dortige Architektur zum Thema näherbringen. Außerdem können Besucher Prags in der "Pilsner Urquell The Original Beer Experience" seit über einem Jahr die Geschichte des berühmten Pilsner Lagerbiers interaktiv und sehr unterhaltsam erleben. Wer tiefer in die Historie eintauchen möchte, kann die Stadt Pilsen eine gute Stunde von Prag entfernt besuchen. Hier wurde die Führung des Pilsener Brauereimuseums zur besten Brauereibesichtigungstour Europas gekürt. Eine weitere Bierattraktion befindet sich im Nordwesten in Saaz (Žatec) mit seinem Umland, dem Saazer Hopfenland. Seit 2023 gehört dieser Landstrich zum UNESCO-Weltkulturerbe als erstes Hopfenanbaugebiet überhaupt. Hier zeigt sich die jahrhundertelange Tradition des Hopfenanbaus und der Verarbeitung. Besonders sehenswert ist der Gebäudekomplex „Hopfen- und Biertempel“, wo zahlreiche technische Denkmäler den kompletten Prozess vom Hopfenanbau bis zum Handel veranschaulichen.

Aktiv auf den Spuren des Biers – Naturerlebnisse mit Hopfennote

Praktisch jede Region Tschechiens hat ihre eigene Bierwanderkarte, genauso das größte Gebirge Tschechiens – das Riesengebirge. Die hiesige Route von ungefähr 30 Kilometern beinhaltet Stopps an fünf Minibrauereien wie Hendrych, Trautenberk oder Pec. Auch die Karlsbader Region, die sonst für ihre Heilmineralquellen berühmt ist, hat eine spezielle Karte auf den Spuren der lokalen Brauereien. Ganz im Osten des Landes an der slowakischen Grenze erstrecken sich die Beskiden. Auf dem 88 Kilometer langen (Rad-)Wanderweg Radegast Cyklotrack finden sich an die 40 (Bier-)Lokale am Wegesrand.

Genussvoll eintauchen in den Bierspas der Minibrauereien

Auch im Riesengebirge gelegen, wartet auf 1410 Metern das höchstgelegene Bierspa Tschechiens in der gleichzeitig in Mitteleuropa höchstgelegenen Bergbrauerei Luční Bouda. Gäste genießen erholsame Behandlungen wie Bäder, Wickel und Massagen inmitten der Natur. Das älteste Bierspa Tschechiens in der Familienbrauerei Chodovar bietet ebenso Wellness im Zeichen des Hopfens. Zwei Restaurants, eines davon spektakulär im Fels gebaut, interessante Brauereiführungen und ein Hotel als urige Unterkunft machen den Familienbetrieb auch für mehrtägige Aufenthalte attraktiv. In den UNESCO-Kurorten Karlsbad, Marienbad und Franzensbad stehen Bierbäder neben den klassischen Kurbehandlungen ebenfalls auf dem Programm.

Mit göttlichem Segen – Tschechiens Klosterbrauereien

Ein besonderes Flair bieten Tschechiens Klosterbrauereien. Gleich zwei davon – Břevnov und Strahov – findet man in Prag. Die erstgenannte ist zugleich die älteste Brauerei in Tschechien. Weitere bekannte Klosterbrauereien sind zum Beispiel das ostböhmische Broumov oder Želiv an der böhmisch-mährischen Grenze. Keine Kloster- jedoch historisch bedeutend ist die Brauerei Lobeč in Mittelböhmen, die im Jahr 2023 den Europa-Nostra-Preis für eine außergewöhnliche Leistung fürs europäische Kulturerbe erhielt. Die Geschichte reicht bis ins Jahr 1586 zurück. (BSZ)

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