Freizeit und Reise

Im Burgenjahr 2024 verwandelt sich die Bertholdsburg in ein Märchenschloss mit vielen Märcheninstallationen. (Foto: Robert Fehringer)

23.05.2024

Sagenhafter Thüringer Wald

Geschichten von Nixen und Poltergeistern sowie der wilden Bertha

Im Thüringer Wald lässt sich ein sagenhafter Urlaub verbringen. Und das im doppelten Sinne: Einerseits verlebt man seine Zeit in einer herrlichen Landschaft, andererseits ranken sich um den Wald eine Menge mythischer Geschichten. Denn er ist die Heimat vieler Märchen und Sagen. Erzählforscherin Janin Pisarek kennt viele davon und kann erzählen, wo Poltergeister Spaziergänger erschrecken und warum Wanderer in der Nähe von Saalfeld der wilden Bertha lieber Platz machen sollten. Außerdem gibt es ein vielfältiges Ausflugsangebot für Familien wie die Feengrotten, den Märchenpark der Brüder Grimm sowie eine Auswahl an Märchen- und Sagen-Wanderungen.

Aufgepasst, wer der wilden Bertha und der Buschgroßmutter begegnet

„Ich habe als Kind immer Märchen-Hörspielkassetten gehört", erzählt Pisarek. Während ihres Philosophie-Studiums in Jena wurde sie schließlich von einer Dozentin mit der Faszination der Erzählforschung infiziert. „Sie hat mich mit ihren Seemannsgarngeschichten richtig angefixt“, erinnert sich Pisarek. Heute hält sie selbst Vorträge und ist publizistisch aktiv, hat Bücher über Fabeltiere und Hausgeister veröffentlicht.

Pisarek kennt viele mythische Volkssagen, die im Thüringer Wald ihren Ursprung haben. Eine davon ist die der wilden Bertha, die sich in einem Wald in der Saalfelder Gegend zutrug. Ein Bauer traf in einem engen Hohlweg auf die wilde Bertha in ihrem von Katzen gezogenen Wagen. Weil er Bertha keinen Platz machte, schlug sie ihm ein Beil mitten in den Kopf. Damit musste der Bauer ein Jahr leben, bis er der wilden Bertha erneut begegnete. Diesmal weicht er respektvoll aus. Daraufhin streicht sie ihm über die Stirn und das Beil fällt aus seinem Kopf. Zu seiner Freude ist es aus purem Gold. „Die Moral der Geschicht: Wer Rücksicht auf andere nimmt, wird belohnt.“ Aber Pisarek warnt augenzwinkernd: „Auch der Buschgroßmutter, die am linken Saalufer in der Nähe von Leutenburg wohnt, muss man ausweichen.“ 

Motive der „Schläßla in Judenbach“ finden sich bei Harry Potter wieder

„In der Sage über die ,Schläßlä‘ in Judenbach findet man sogar Elemente, die in den Harry-Potter-Romanen auftauchen“, verrät Pisarek. So wird erzählt, dass sich in einem Bauernhaus zu Judenbach einige Wichtelmännchen (hier „Schläßlä“ genannt) aufhielten. Sie waren fleißig, verrichteten zur Nachtzeit viele Dienste wie das Vieh zu füttern, den Stall zu reinigen und beim Dreschen zu helfen. Der Bauer wurde mit dieser Hilfe ein wohlhabender Mann und wollte sich dankbar zeigen. Eines Tages ließ er ihnen neue rote Höschen und bunte Jäckchen vom Schneider anfertigen und legte sie so, dass die Schläßlä sie finden mussten. Als diese aber die Kleider fanden, wurden sie traurig und sagten: Der will uns ablohnen; wir müssen nun fort. So zogen sie von dannen. Und von der Stunde an war es mit dem Wohlstand des Bauern vorbei. „Das Motiv findet sich in Harry Potter und die Kammer des Schreckens wieder“, sagt Janin Pisarek. „Da schenkt Harry Potter dem Hauselfen Dobby durch einen Trick eine Socke und befreit ihn so aus der Knechtschaft der Malfoys.“

Auch an vielen anderen Orten im Thüringer Wald wird in Sagen von allerlei Fabelwesen berichtet. So sollen am Blessberg Spukgesichter festgebannter Poltergeister Spaziergänger erschrecken, in der Reußengasse in Meiningen ersetzte der Teufel einst einer frommen Frau ihr bildschönes Kind durch einen Wechselbalg. In Schleusingen soll sich an einem Wasserloch (die Totenlache genannt) eine tragische Liebesgeschichte zwischen einer Nixe und einem Junggesellen namens Frieder zugetragen haben. Wer also durch den schönen Thüringer Wald spaziert, sollte immer aufmerksam sein. Vielleicht entdeckt er den einen oder anderen Waldgeist.

Vor allem Familien finden im Thüringer Wald eine große Auswahl an spannenden Tagesausflügen. So kann man den Besuch der Feengrotten mit ihrer farbenprächtigen Tropfsteinwelt, dem Heilstollen und seinem Museum mit einem Abstecher in die Erlebniswelt Feenweltchen verbinden. Hier gibt es für den Nachwuchs reichlich zu spielen und zu entdecken. Das gilt auch für die Sandstein- und Märchenhöhle in Walldorf bei Meiningen, in der mehr als 30 liebevoll dargestellte Märchenbilder zu sehen sind. 

Darüber hinaus lockt Schloss Elisabethenburg in Meiningen mit einer Kostümführung mit der Prinzessin Sophie und im Märchenschloss Bertholdsburg sind Installationen von „Der gestiefelte Kater“ bis „Schneewittchen“ zu sehen. Im Museum Schloss Burgk in Schleiz werden regelmäßig Märchen als Puppentheater aufgeführt. (BSZ)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist eine Barzahlungsobergrenze von 10.000 Euro sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.