Freizeit und Reise

Wracksegment des Kleinst-U-Boots Seehund im Schifffahrtsmuseum Kiel. (Foto: Friedrich H. Hettler)

12.12.2017

Vom Brandtaucher zum Tatort

Kiel: Eine Stadt zum Entdecken und Erleben

Kiel ist beliebt wie nie, nicht umsonst gehört Kiel.Sailing.City zu den attraktivsten Städten Deutschlands. Die Landeshauptstadt Schleswig-Holstein genießt einen guten Ruf und wird als Städtereiseziel sogar sympathischer eingestuft als Berlin. Die Ostseestadt verbindet maritime Gelassenheit und großstädtisches Flair auf eindrucksvolle Art und Weise. Eingeschnitten vom Meeresarm Kieler Förde, der sich bis ins Herz der Stadt erstreckt, hält die Stadt am Meer jede Menge interessante Entdeckungsmöglichkeiten parat. Mehr als 19 Millionen Tagesgäste, über 2,7 Millionen Übernachtungsgäste, rund 1,6 Millionen Fährpassagiere und etwa 486 000 Kreuzfahrtgäste erleben jährlich das Flair von Kiel. Vor allem der innerstädtische Hafen prägt mit seinen täglich ankommenden und imposanten Fähr- und Kreuzfahrtschiffen die Skyline der Stadt. Immer die Ostsee in Blickweite, lädt die Stadt zum Entdecken und Erleben ein. Ganz hoch im Kurs stehen derzeit die Kieler Weihnachtsmärkte. Das nordische Weihnachtsdorf auf dem Rathausplatz feierte 2016 seine Premiere und wurde auf Anhieb zum Publikumsmagneten mit einer Rekordbesucherzahl von rund einer Million. Heuer ist die Fläche noch größer und es gibt noch mehr Stände, immer mit dem Fokus auf hochwertige Qualität und Außergewöhnliches. Die Hütten rund um das Wichtelthema erwecken das Flair eines bunten skandinavischen Dorfplatzes mit Authentizität und Originalität zum Leben. Der Wichtl Kilian in seiner fliegenden Hanskogge ist seitdem der neue Winter-Liebling, wenn er über den Köpfen der Besucher schwebt und seine Weihnachtsgeschichte erzählt. Neu in diesem Jahr ist eine stimmungsvolle Lichtinstallation an der Rathausfassade. Weihnachtsmärkte gibt es darüber hinaus noch auf dem Holstenplatz, dem Asmus-Bremer-Platz und in der Altstadt.
Unbedingt einen Besuch abstatten sollte man auch dem Schifffahrtsmuseum Kiel, das 1978 in der ehemaligen Fischauktionshalle am Sartorikai eingerichtet wurde. Es zeigt die Geschichte der Ostseestadt und ihre maritimen Verbindungen in alle Welt. An der benachbarten Museumsbrücke liegen der Seenotrettungskreuzer Hindenburg, das Feuerlöschboot Kiel, das Fahrgastschiff Stadt Kiel und der Tonnenleger Bussard von 1906. Die Laterne des Feuerschiffes Alexander von Humboldt wurde vor dem Museum aufgestellt. Die Kieler Fischhalle bei den Seegartenbrücken wurde 1910 eröffnet, um den Fischhandel auf einen Ort zu konzentrieren und witterungsunabhängig zu machen. Das repräsentative Gebäude mit dem hohen Dach entwarf der Stadtbaurat Georg Pauly. Im Inneren befanden sich zwei acht Meter lange Becken, um die herum die Fischer ihre Stände errichteten. Außen befanden sich 30 einzeln zugängliche Ladengeschäfte. Allerdings erfüllte die neue Halle nicht die Erwartungen: Für Auktionen war sie zu klein und die Geschäfte sowie Stände fanden keine Mieter. Nachdem die Halle den Krieg unbeschadet überstanden hatte – was man von Kiel im allgemeinen nicht sagen konnte –, verlor sie beim Umzug des Fischmarkts an die Schwentinemündung 1948 ihre Funktion. Nach langem Leerstand wurde 1966 der Abbruch beschlossen, jedoch nicht durchgeführt. 1972 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt und ist in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt eingetragen. Am 30. April 1978 wurde das Schifffahrtsmuseum eröffnet und am 25. April 2014 nach den 2010 begonnenen Sanierungsarbeiten mit einer neu ausgerichteten Ausstellung wieder offiziell eröffnet. Schwerpunkte der permanenten Ausstellung zeigen Kiels Fischereigeschichte, den Nord-Ostsee-Kanal, Marinemalerei und zahlreiche Schiffsmodelle sowie nautisches Gerät. Unter den Exponaten befindet sich auch ein Wracksegment des Kleinst-U-Bootes Seehund, das 1995 beim Bau des dritten Fährterminals aus der Kieler Förde geborgen wurde.

Keimzelle des U-Boot-Baus

Interessant ist auch die im Museum aufbereitete Geschichte des deutschen U-Boot-Baus. Der sogenannte Brandtaucher ist das erste deutsche U-Boot. Sein Konstrukteur – Wilhelm Bauer, er stammte aus Dillingen an der Donau – hatte unter dem Eindruck der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848/1849 diese Idee. Es sollte möglich sein, unbemerkt Brandsätze an Schiffen und Brücken zu zünden. Aus dem Bootsinneren sollte dazu mit Stulpenhandschuhen und Greifarmen ein rund 50 Kilogramm schwerer Explosivkörper, der Brand, an den feindlichen Objekten befestigt werden.
Allerdings sank das U-Boot bei seinem ersten Tauchversuch 1851 im Kieler Hafen. Das Unterseeboot war noch nicht vollendet und aus Geldmangel auch unvollkommen ausgerüstet. Der Rumpf gab nach und Wasser brach ein. Die Besatzung konnte sich aber aus eigener Kraft retten. Im Sommer 1887 wurde der Brandtaucher beim Bau des Kieler Torpedohafens geborgen. Heute befindet er sich im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden. Ein Funktionsmodell eines Tauchboots von Wilhelm Bauer befindet sich im Deutschen Museum in München. Mit der Konstruktion des Brandtauchers gilt Kiel als die Keimzelle des U-Boot-Baus weltweit. Zwar besaß dieser schon die wesentlichen technischen Merkmale eine U-Boots, doch erst 1906 ging mit U 1 der Kaiserlichen Marine der U-Boot-Bau in Serie. Seitdem sind Kieler Werften in der technischen Weiterentwicklung von U-Booten führend. In beiden Weltkriegen setzte das deutsche Militär auf Innovationen von der Förde, seit dem Kalten Krieg baute man hier vor allem für den Export. Mit der Entwicklung der Brennstoffzelle hat sich die Kieler Werft HDW, heute TKMS, eine Führungsposition auf dem Weltmarkt erobert. Fans von Kieler Tatorten haben jetzt eine neue Möglichkeit auf den Spuren von Kommissar Klaus Borowski – gespielt von Axel Milberg –  zu wandeln. Mithilfe eines Faltblatts schickt die Stadt und der NDR die Besucher auf eine Tatort-(Rad) Tour durch Kiel. Dabei können verschiedene Drehorte und Schauplätze der beliebten Krimiserie besucht werden. Borowski ist seit 2003 in mittlerweile 30 Folgen auf Verbrecherjagd. Schauplätze sind/waren unter anderem das Seebad Düsternbrook, der Kieler Hauptbahnhof, die Petruskirche oder die alte Marineschule – hier befindet sich auch das fiktive Polizeipräsidium mit Borowskis Büro. Auch im bekannten Hotel Maritim wurden immer wieder Szenen gedreht wie zum Beispiel für „Borowski und die Sterne“. Es war Borowskis 13. Fall. Zu erwähnen bleibt, dass Milberg, ein gebürtigere Kieler, während der Dreharbeiten im Maritim Hotel Bellevue Kiel ständiger Gast ist und dort auch übernachtet. Bereits 1846 wurde am Standort des heutigen Maritim eine einfache Gastwirtschaft mit einem Aussichtspavillion errichtet. Als diese abbrannte, wurde ein stattliches Logierhaus erbaut, dem später ein Saal für Bankette und Konzerte angeschlossen wurde. 1905 kaufte die Stadt das Anwesen und ließ es weiter ausbauen. Während des Ersten Weltkriegs wurde es als Hilfslazarett und danach als Studentenwohnheim genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wohnten hier über 400 Marineärzte, bis es zerstört wurde. Erst 1957 zur 75. Kieler Woche stand das Haus aus den Ruinen wieder auf. In einem Quader im Stil der 1950er Jahre befand sich die Gastronomie. Der alte Trakt dahinter mit Jugendherberge brannte 1963 fast vollständig ab. Die Gäste der olympischen Regatten 1972 empfing hingegen schließlich das Maritim Hotel Bellevue mit einem Hotelneubau, der den 1950er-Jahre-Quader mit Ballsaal und Restaurant integrierte. Allerdings hat man zur Finanzierung des Neubaus nach den Olympischen Spielen einen Gutteil der Zimmer in Eigentumswohnungen umgewandelt, erklärt Hoteldirektor Joachim Ostertag. Das Konzept des Hotels, wie aller Maritimhäuser, lautet „Tagen und Wohnen unter einem Dach“.
Das Hotel mit seinen 89 komfortablen Zimmern/Suiten – übrigens das kleinste Haus der Maritimgruppe – liegt direkt an der Kieler Förde und bietet eine tolle Aussicht. Es ist jetzt nicht das modernste Haus der Maritim-Familie, hat aber dennoch seinen eigenen Charme. Besonders hervorzuheben sind die Freundlichkeit und das Zuvorkommen der Hotelmitarbeiter, unschlagbar jedoch die Aussicht auf die Kieler Förde. (Friedrich H. Hettler) (Der Marinehafen in Kiel und ein Exponat im Schifffahrtsmuseum; die Petruskirche war auch Schauplatz eine Borowski-Tatorts; ein Frachter auf der Kieler Förde - Fotos: Friedrich H. Hettler; das Hotel Bellevue 1894 und das Maritim heute - Fotos: Maritim)

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