Freizeit und Reise

Herbert Knaup (Zweiter von links) beim Dreh von Erntedank. (Foto: Allgäu GmbH)

02.12.2011

Vom Schuhkauf zur Mordermittlung

Auf den Spuren von Kommissar Kluftingers Fällen an Originalschauplätzen im Allgäu

Wer kennt ihn nicht, den etwas kauzigen, skurrilen und verschrobenen Allgäuer Kommissar Kluftinger, dessen Fangemeinde immer größer wird und der mittlerweile beinahe schon Kultstatus erreicht hat. Die sechs Fälle (Milchgeld, Erntedank, Seegrund, Laienspiel, Rauhnacht und Schutzpatron, alle Bände sind erschienen im Piper Verlag), in denen Klufti bisher ermittelt hat, verkauften sich bis jetzt weit über 2,5 Millionen Mal. Denn Verbrechen geschehen nicht nur in grauen, anonymen Großstädten, sondern auch in der ländlichen Idylle, auch einer Idylle wie dem Allgäu.
Der fiktive Kluftinger mit seinen Eigenarten wohnt in Altusried, etwa in der Mitte zwischen Memmingen und Kempten, dem Gebiet, in dem er in der Regel seine Fälle zu lösen hat. Aber auch nach Füssen verschlägt ihn seine Ermittlungsarbeit. Der oft etwas raue und eigensinnige Kommissar ist wie dieser Landstrich, oder umgekehrt? Auf alle Fälle lassen seine Eigenheiten Kluftinger zu einem Allgäuer Original werden.

Der bußfertige Sünder


Mittlerweile hat es Kluftinger aber nicht nur zu Buch- und Hörbuch-Ehren gebracht, nein, mittlerweile ist der von dem Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr zum Leben erweckte Kriminaler auch ein Fall fürs Fernsehen. Kluftingers zweiter Fall Erntedank, von Rainer Kaufmann für das Bayerische Fernsehen mit Herbert Knaup in der Rolle des Kommissars verfilmt, lief bereits im Dritten Programm. Milchgeld wurde gerade abgedreht und wird nächstes Jahr zur besten Sendezeit in der ARD gezeigt.
Im Allgäu gibt es jetzt an verschiedenen Orten Führungen beziehungsweise geführte Wanderungen zu Schauplätzen der Kluftinger-Romane. Das Ganze findet im Rahmen der von der Bayern Tourismus Marketing GmbH neu konzipierten Filmkulisse Bayern statt, wo man Drehorte von Kinohits oder Serien erkunden und erleben kann.
In Erntedank führen die Mordermittlungen den Kommissar nach Buxheim, in Begleitung seiner Frau Erika, die es ja war, die den bußfertigen Sünder auf dem rätselhaften Foto als Teil des Buxheimer Chorgestühls erkannte. Das große Finale spielt im Buch am Dengelstein in der Nähe von Kempten. Der Showdown des Films wurde dagegen in der Teufelsküche bei Obergünzburg gedreht. Beide Naturschauplätze lohnen einen Besuch.
Memmingen beherbergt gleich mehrere Orte der Verfilmung: Das Büro des Richters Hartmann aus Erntedank wurde im Stadtmuseum eingerichtet, die Szenen auf dem Erntedankfest wurden auf dem Jahrmarkt und in der Kinderlehrkirche gedreht und das ehemalige LEW-Gebäude lieferte die Kulisse für das Polizeirevier (www.memmingen.de).
Natürlich darf auch Kluftingers Wohnort Altusried nicht fehlen, wo die Welt noch in Ordnung ist und es eine große Freilichtbühne gibt, die unter anderem Schauplatz von Laienspiel ist. Zwei Besonderheiten gibt es bei der Altusrieder-Führung: Zum einen erwartet die Teilnehmer am Ende eine exklusive Videobotschaft der Autoren. Zum anderen wird die Führung nicht nur von einem Altusrieder-Kenner durchgeführt, sondern auch von einem absoluten Kluftinger-Experten: dem Vater von Autor Volker Klüpfel. Ab und zu springt auch Klüpfels Schwester als Führerin ein (www.altusried.de).
Kempten spielt in allen Kluftinger-Büchern eine große Rolle, befindet sich hier doch seine Dienststelle. Und tatsächlich liegt gegenüber der Kriminalpolizeiinspektion Kempten, wie in zwei Kluftinger-Fällen geschildert, ein Bordell. Auch gibt es die Hofeinfahrt und den Parkplatz, wo der Kommissar seinen alten VW-Passat parkt und dann dort vergisst (Schutzpatron), weil es keine reservierten Parkplätze für die Polizeibeamten mehr gibt. Noch nicht einmal für Kluftinger als leitenden Kriminalhauptkommissar.

Die Burgruine Kalden


Auch gibt es in der Kemptener Innenstadt das Schuhgeschäft mit Kinderrutsche, in dem der Kommissar mit seiner Mutter und seiner Frau Schuhe zum Tanzen kaufen will und neun Seiten später in Laienspiel mit Gesundheitsschuhen das Geschäft wieder verlässt. Wer in Kempten auf den Spuren des Kommissars wandeln will, kann dies mit Führungsunterstützung haben (www.kempten.de).
Eine interessante, wenn auch etwas unscheinbare Location ist die Ruine von Burg Kalden, in der in Schutzpatron ein Schatz gefunden wird. Die Burgruine besteht nur noch aus einem von Moos überwucherten Turm und liegt leider etwas abseits.
In Füssen kann man ebenfalls regelmäßig auf den Spuren Kluftingers unterwegs sein. Es geht zum Alatsee, dem Originalschauplatz von Seegrund. In 15 bis 18 Metern Tiefe weist der See eine leuchtend rote Schicht von Purpur-Schwefelbakterien auf, die weltweit zu den ausgeprägtesten in Süßwasserseen zählt. Die Bakterien selbst schwimmen auf einer extrem schwefelhaltigen Schicht Wasser wie auf einem Kissen. Oberhalb der Bakterienschicht ist der See sauerstoffreich und von einer reichen Flora und Fauna besiedelt, unterhalb findet sich so gut wie kein Sauerstoff mehr im Wasser.
Die Füssener Wanderführerin Erih Gößler stellt den kantigen Klufti mit seinen eigenwilligen Ermittlungsmethoden und seiner Vorliebe für Käsespatzen und andere kalorienreiche Genüsse der Allgäuer Küche vor und sorgt mit Vorlesepassagen aus dem Buch für „mörderische“ Stimmung. Sie erzählt darüber hinaus von den Sagen, Geschichten und historischen Begebenheiten, die den Hintergrund für Kluftingers Ermittlungen darstellen. Ungarische Kässpatzen gibt es im Restaurant am Alatsee allerdings nicht mehr, da Besitzer und Koch gewechselt haben. (Friedrich H. Hettler) (Der bußfertige Sünder des Buxheimer Chorgestühls, der Alatsee bei Füssen und die Burgruine Kalden - Fotos: Hettler)

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