Freizeit und Reise

Der Ostflügel des Ulmer Rathauses. (Foto: Hettler)

13.09.2013

Von Brot und Tieren

In Ulm, um Ulm und um Ulm herum

Ulm gehört zu den schönsten Städten Deutschlands. Weithin bekannt ist das Ulmer Münster, das mit 161,53 Metern den höchsten Kirchturm der Welt besitzt, außerdem das historische Fischer- und Gerberviertel, ein mittelalterliches Handwerkerviertel am Flüsschen Blau oder auch das Ulmer Rathaus sowie die gemütliche und malerische Altstadt. Berühmt ist Ulm auch für seinen im November und Dezember stattfindenden Weihnachtsmarkt, der auf eine über 400-jährige Tradition zurückblicken kann und den Jahr für Jahr rund eine Million Gäste besuchen.
Idyllisch an der Mündung der Blau in die Donau liegt das Fischer- und Gerberviertel, Ulms bedeutendstes Altstadtensemble. Wie der Name schon sagt, war es früher ein Handwerkerviertel. Heute befinden sich hier, in dieser malerisch restaurierten Ecke Ulms, Restaurants, Galerien und kleine Fachgeschäfte. Und ein Kuriosum befindet sich in diesem Viertel ebenfalls: Das laut Guinness-Buch schiefste Hotel der Welt.
Bis auf 142 Meter ist der Aufstieg auf das Ulmer Münster möglich, das bedeutet 768 Stufen nach oben, aber auch wieder herunter. Wer es rauf geschafft hat, wird jedoch mit einem prächtigen Rundblick auf Ulm und Neu-Ulm – bei guter Sicht, sogar bis in die Alpen – belohnt. Sehenswert im Innern der Kirche sind unter anderem das Chorgestühl sowie die Kanzel mit Schalldeckel.
Das Ulmer Rathaus ist ein historischer Gebäudekomplex mit multifunktionaler Vergangenheit. Der 1370 erbaute Ostflügel mit seiner Astronomischen Uhr von 1520 war ursprünglich ein Kaufhaus. Spätestens 1383 kam die Funktion als „Gerichtshaus“ dazu, bis der Bau 1419 erstmals als Rathaus erwähnt wird, was es heute noch ist. Die Darstellungen an der Fassade wurden 1907 erneuert, dabei konnte im Ost- und Nordflügel auf alte Vorlagen und Reste zurückgegriffen werden.
Neben all den historischen Gebäuden besitzt Ulm aber auch interessante zeitgenössische Architektur, die in der „Neuen Mitte“ ihr Zentrum hat. Dazu zählen das „Münstertor“, ein Kaufhaus, das neue Sparkassengebäude sowie die Kunsthalle Weishaupt, alle angesiedelt auf dem ehemals sechsspurigen Mittelstück der Neuen Straße. Dass es gelungen ist, diese Nachkriegsverkehrsschneise zu korrigieren und so die durchtrennte Innenstadt wieder zu „einen“, zählt zum vielfach hervorgehobenen „Ulmer Architekturwunder“. Angefangen hat die Entwicklung 1993 mit dem Bau der strahlend weißen Bauskulptur des Stadthauses – ein Werk Richard Meiers – auf dem Münsterplatz. Neben weiteren, kleineren Projekten mit hoher Gestaltungsqualität ragt die gläserne Pyramide der Zentralbibliothek heraus, ein Entwurf von Gottfried Böhm.
Neben all diesen Sehenswürdigkeiten seien noch die Bundesfestung, deren Bauten man überall in Ulm und Neu-Ulm begegnet, sowie der Metzgerturm erwähnt. Dieser Turm hat eine Neigung von 3,3 Grad – zum Vergleich: der Schiefe Turm von Pisa hat eine Neigung von 3,9 Grad.
Museums-Liebhabern sei insbesondere das 1955 gegründete „Museum der Brotkultur“ ans Herz gelegt. Dieses einzigartige Themenmuseum widmet sich, wie der Name erahnen lässt, der 6000-jährigen Geschichte des Brots als unentbehrliche Grundlage menschlicher Existenz, Kultur und Zivilisation. Seine Entstehung und Ausgestaltung verdankt das Museum Willy Eiselen und seinem Sohn Hermann Eiselen, die sich als Unternehmer mit der Herstellung und dem Vertrieb von Backmitteln und Grundstoffen für die Bäckerei befassten.

Backen
als Passion


Die Sammlung umfasst über 16 000 Objekte aus mehr als 30 Sammelgebieten, von denen 700 in der Dauerausstellung zu sehen sind. Sie veranschaulichen sowohl die Technikgeschichte der Brotherstellung als auch die Kultur- und Sozialgeschichte des Brots.
Die Geschichte des Brots beginnt mit der Kultivierung des Getreides. Der Anbau des Getreides wird im Spiegel hochkarätiger Kunstwerke (Skulpturen und Gemälde unter anderem von Peter Brueghel d. J. oder Erich Heckel) dargestellt. Historische Objekte, Modelle und Filme erklären die Entwicklung der Mehlgewinnung und damit der Mühlen, die Teigverarbeitung sowie die Geschichte des Backofens von der Steinzeit bis heute.
Behandelt wird in der Ausstellung aber auch das Hungerproblem. Denn Mangel an Brot war lange Zeit gleichbedeutend mit Hunger. Dabei wird der Bogen vom altägyptischen Reich bis zur heutigen Welternährungslage gespannt.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Darstellung von Brot in der Kunst. Die Liste der Künstler reicht unter anderem von Ernst Barlach, Max Beckmann und Käthe Kollwitz bis zu Pablo Picasso, Marc Chagall und Salvador Dali.
Brot und Backwaren sind nicht nur Geschäft für Heiner Beck, sondern vor allem seine Passion. Er ist Inhaber der Bäckerei BeckaBeck in Römerstein. Der Name stammt von den Kunden, die früher sagten: „Mir ganget zum Bäcker Beck“ – auf schwäbisch: BeckaBeck.
Für Bäckermeister Beck kommt der Geschmack an „allererster Stelle, dann kommt die Regionalität und dann die Bio-Qualität“. Das ist der eigentliche Motor seines ganzen Engagements. Alb-Dinkel, Alb-Kräuter, Alb-Weizen und, seit Neuestem, der Lichtkornroggen – für all das setzt er sich ein.
Begonnen hat alles mit dem Dinkel, der dem Weizen ähnelt, aber in vieler Hinsicht das „edlere“ Getreide ist. Er ist gehaltvoller, geschmackvoller und für den menschlichen Körper auch besser verträglich. Dinkel wird auf der Schwäbischen Alb traditionell seit langer Zeit angebaut. Da der Weizen jedoch ertragsstärker ist, hat er in Deutschland den Dinkel im 20. Jahrhundert weitgehend verdrängt. Selbst auf der Alb wurden in den 1980er Jahren nur noch etwa 100 Hektar Dinkel angebaut.
Durch das vermehrte Auftreten von Allergien fand langsam eine Rückbesinnung auf die Vorteile des Dinkels statt. Zu diesen Pionieren gehörte Heiner Beck, der 1991 für die eigene Backstube 25 Hektar Dinkel auf der Gemarkung der Gemeinde Römerstein anbauen ließ und damit die Marke Uracher Alb-Dinkel kreierte. 2004 wurde daraus der Schwäbische Alb-Dinkel.

Den Nähern über
die Schulter schauen


Beck ist bestrebt, alte Sorten, die optimal zu den Bedingungen der Alb passen und von besonderer Qualität sind, in langjährigem Versuchsanbau neu zu entdecken. Dazu gehören der Schwäbische Alb-Weizen sowie der Lichtkornroggen, der rund zwei Meter hoch auf den Feldern steht. Beck hat die Landwirte, die ihn mit diesen Getreidesorten beliefern, mit langfristigen Verträgen ausgestattet, die ihnen gute Preise zusichern, damit sie sich auf ein Abenteuer wie dieses einlassen können.
Der BeckaBeck veranstaltet regelmäßig Kurse und Besichtigungen der Backstube. Vorherige Terminvereinbarung ist aber notwendig.
Rund eine halbe Autostunde von Ulm entfernt liegt das Steiff Museum. Es ist ein Erlebnismuseum auf dem Firmengelände der Margarete Steiff GmbH im schwäbischen Giengen an der Brenz.
Das Museum zeigt die Geschichte des Teddybären mit dem Knopf im Ohr und die Firmengeschichte. Auf drei Etagen wird man durch die 2400 Quadratmeter große Ausstellungsfläche mit über 2000 Ausstellungsstücken geleitet. Der Besuch beginnt im Nähzimmer der Firmengründerin Margarete Steiff. Danach begleiten Knopf und Frieda den Besucher auf der Suche nach den 3000 verschollenen Bären, die bei einem Schiffsunglück versanken. Dabei kann man den eindrucksvollen Artenreichtum an kleinen und großen Steiff-Lebewesen erleben: Von prachtvoll leuchtenden Fischen zu kuscheligen Pinguinen und Eisbären. All dies zeigt, mit welcher Hingabe seit Generationen bei Steiff Kinderträume Wirklichkeit werden. Bei der Schaufertigung von Steiff-Produkten kann man den Nähern über die Schulter schauen.
Daneben gibt es noch die begehbare Großtierwelt – den weltgrößten Steiff Streichelzoo unter anderem mit Gorillas, Eisbären, Löwe, Tiger, Giraffe, Hirsch, Esel und Elefant. Außerdem gibt es noch eine 15 Meter lange Schlangenrutsche, die in eine gigantische Dschungellandschaft eingebettet ist.
Der erste Spatenstich für das Museum erfolgte am 29. März 2004, neben anderen durch Friedhelm und Joachim Steiff, direkte Nachfahren von Margarete Steiffs Bruder. Am 12. Mai 2004 wurde der Grundstein gelegt. Ins Fundament eingegossen wurden unter anderem eine Replik des Elefäntle, dem ersten weichen Spielzeug für Kinder, sowie eine Replik des ersten Teddybären 55 PB. Am 30. August 2004 wurde Richtfest gefeiert, und anlässlich des 125-jährigen Firmenjubiläums wurde die rund zwölf Millionen Euro teure „Die Welt von Steiff“ am 23. Juni 2005 eröffnet. Ein Besuch des Steiff Museums wird sicherlich nicht nur die Herzen der Kleinen höher schlagen lassen.
Wer für sein Besuchsprogramm noch eine Unterkunft sucht, ist sicherlich im Ulmer Maritim Hotel bestens untergebracht. Das Haus, das durch seine außergewöhnliche Architektur besticht, liegt direkt am Donauufer, unweit der malerischen Altstadt. Die Zimmer und Suiten sind elegant und komfortabel ausgestattet. Wer sich nach einem anstrengenden Besichtigungsprogramm erholen will, für den stehen Schwimmbad, Sauna und Dampfbad zur Verfügung. Wer sich jedoch noch etwas auspowern möchte, kann dies im Fitnessraum oder mit einem hauseigenen Mountainbike tun. (Friedrich H. Hettler) (Das Ulmer Münster mit Detailansicht; Blick ins Brotmuseum; das Nähzimmer von Margarete Steiff und BeckaBeck-Chef heiner Beck bei der Arbeit - Fotos: Hettler)

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