Freizeit und Reise

So wird der neue Wasserspielplatz im ehemaligen Kinderbecken der Südsee, der Mitte Dezember eröffnet wird, aussehen. (Visualisierung: Tropical Islands)

22.10.2018

Von einer verrückten Idee zum Leuchtturmprojekt

Tropical Islands: Europas größte tropische Urlaubswelt südlich von Berlin

Betritt man derzeit die tropische Urlaubswelt Tropical Islands, ereilt einem ein Klimaschock, denn bei einer Außentemperatur von unter zehn Grad Celsius wird der Besucher von einem schwül-heißen Klima empfangen. Weniger die 26 bis 27 Grad Celsius machen dem Tropenfreund zu schaffen, als vielmehr die hohe Luftfeuchtigkeit in der Halle. Es dauert, bis man sich an dieses Kleinklima gewöhnt hat. Allerdings, erzählt Katja Benke, Pressesprecherin von Tropical Islands, hätten bei den diesjährigen hohen Außentemperaturen im Sommer auch zahlreiche Gäste die Halle fluchtartig aufgesucht, um etwas Abkühlung zu finden.

Das rund 66 000 Quadratmeter umfassende Freizeitparadies – rund 60 Kilometer südlich von Berlin an der A 13 gelegen – ist Europas größte tropische Urlaubswelt. Hinter dem Projekt steht die Idee, ein eigenständiges Urlaubsziel mitten in Europa zu realisieren. Die Gäste finden in einer der größten freitragenden Hallen der Welt ein einmaliges und wetterunabhängiges Reiseziel, um sich zu erholen.

Die Halle ist 360 Meter lang, 210 Meter breit und 107 Meter hoch. Die Freiheitsstatue von New York könnte darin stehen, der Eiffelturm von Paris darin liegen und das Brandenburger Tor hätte fünfmal nebeneinander Platz. Auf der Grundfläche finden neun Fußballfelder Platz. Und die Höhe der Halle bietet genügend Raum, um die Skyline des Potsdamer Platzes in Berlin aufzunehmen.

Das riesige Gelände in Brand war zunächst ein Flugplatz, der von der sowjetischen Luftwaffe genutzt wurde. 1998 erwarb die Cargolifter AG das historische und weitläufige Gelände. Ein Jahr später begannen die Arbeiten an der Halle, in der die größten Luftschiffe der Welt für Schwerlasttransporte gebaut werden sollten. Fast 78 Millionen Euro kostete das Bauprojekt, das im Jahr 2000 fertiggestellt wurde. Allerdings scheiterte das Projekt, bevor noch ein Zeppelin gebaut worden war. 2002 war die Cargolifter AG pleite.

2003 übernimmt dann die malaysische Tanjong-Gruppe für 17,5 Millionen Euro – vom Land Brandenburg erhielt man 13 Millionen Euro Subventionen – die Halle und lässt sie in nur wenigen Monaten zu einem tropischen Urlaubsparadies umbauen. Die Idee, die Tropen nach Deutschland zu bringen, hatte Colin Au, ein malaysischer Reeder, der auch immer noch Anteile an Tropical Islands hält, wie Benke erklärt.

Gewaltige Dimensionen

Da die Halle ja ursprünglich als Luftschiffwerft gebaut worden war, entstand für sie die Gebäudeform als „Maßanzug“. Die gewaltigen Dimensionen stellten höchste Anforderungen an die Planer: Die Konstruktion musste mit den Schnee- und Regenmassen von 70 000 Quadratmetern Dach fertig werden. Fast 14 000 Tonnen Stahl wurden verarbeitet. Durch zwei mächtige Schalentore sollten die Luftschiffe ein- und ausfahren. Die 600 Tonnen schweren Öffnungen sind heute jedoch verschweißt und lassen sich nicht mehr öffnen.
Trotz seiner Größe ist das Riesen-Bauwerk ein konstruktives Leichtgewicht. Fünf freitragende Stahlbögen bilden einen halbzylinderförmigen Teil. Die Stahlkonstruktion trägt ein Membrangewölbe. Damit die Halle als tropische Urlaubswelt genutzt werden kann, wurde 2005 an der Südseite eine neue UV-durchlässige Spezialfolie angebracht. Diese ermöglicht den Pflanzen zu wachsen und den Gästen einen natürliche Bräune am Sandstrand der Südsee-Area.

Im Dezember 2004 war es dann so weit, Tropical Islands öffnete erstmals seine Pforten und wurde Schritt für Schritt zu dem, was es heute ist, eine tropische Insel mit Wasserwelt, Themenwelt und Ressort, am Rande des Spreewalds, wie Benke erklärt. Die Freizeitdestination bietet seinen Gästen seitdem einen ganzjährig geöffneten 24-Stunden-Betrieb – geschlossen ist nur am 24. Dezember.

Letztes Jahr besuchten rund 1,1 Millionen Gäste das Tropical Islands, erklärt Pressesprecherin Benke. Für heuer rechnet das Unternehmen mit 1,2 Millionen Besuchern. Insgesamt stehen derzeit rund 1800 Betten zur Verfügung, sei es in der Halle beziehungsweise in diversen Übernachtungsmöglichkeiten auf dem Gelände – unter anderem Stoff-Tipis, Lodge-Zelte, Mobile und Nature Homes sowie Stellplätze. Allerdings habe man vor, die behördliche Genehmigung auf 9000 Betten aufzustocken, erklärt CEO Michiel Illy. Allerdings müsse man vor einer Bettenerweiterung zusätzliche Anreize für die Besucher schaffen.

Um die Gäste länger im Tropical Islands zu halten, gibt es daher seit geraumer Zeit zusätzliche Aktivitäten wie unter anderem einen Niedrigseilgarten, Nixenschwimmen, Tauchen, Tauchscooter oder Wasser-Volleyball. Man sei auch dabei, so Illy, wieder ein abendliches Entertainment-Programm aufzulegen. Darüber hinaus will man nach Benkes Aussage die Besucher dazu bringen, die Umgebung zu erkunden und kennenzulernen, denn die meisten kommen tatsächlich eben nur, um in den Tropen zu baden. Nur so könne man auch eine längere Aufenthalts- beziehungsweise Übernachtungsdauer der Gäste generieren, die derzeit bei maximal zwei bis drei Nächten liegt.

Und Benke ergänzt: „Natürlich wollen wir eines der größten Freizeitresorts in Europa werden.“ Die momentane Auslastung des Tropical Islands liegt laut Illy bei 85 Prozent. Darüber hinaus schreibe man seit nunmehr drei Jahren auch schwarze Zahlen, freut sich der Geschäftsführer.

Rund um und in der Halle wird sich in nächster Zeit einiges ändern, denn lange Zeit, so Illy, wurde nicht über Langfristigkeit nachgedacht. Jetzt denke man in die Zukunft und habe für die kommenden fünf bis sieben Jahre einen Plan. So wird beispielsweise Mitte Dezember im ehemaligen Kinderbecken der Südsee ein neuer, 650 Quadratmeter großer Wasserspielplatz mit unterschiedlichen Rutschen, Türmen und Wasserspielelementen für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren Premiere feiern. Für die 80 Stahlpfosten, die die neue Attraktion tragen und die über eine handbemalte Holzoptik verfügen, mussten in der Betonbodenplatte Kernbohrungen durchgeführt werden, erklärt Development-Manager Robin Wildhagen. Das Investitionsvolumen dafür liegt bei rund zwei Millionen Euro, erklärt der CEO.

Der Tropino Kinderclub wird laut Illy ebenfalls umgebaut und soll nicht mehr nur für Kleinkinder, sondern auch für Teenager interessant sein – Fertigstellung soll Herbst 2019 sein. Unter anderem soll es dort dann einen Hochseilgarten geben. Das 2016 eröffnete Amazonia – bis dahin gab es nur Indoor-Wasserspaß – soll um rund 30 000 Quadratmeter erweitert werden und mit neuen Rutschen weiter aufgewertet werden – Eröffnung 2019/2020. Darüber hinaus ist laut Illy geplant, die Saunalandschaft in den nächsten Jahren aus der Halle nach draußen zu verlegen und so mehr Platz für Liegeflächen zu schaffen.

Für Michiel Illy ist Tropical Islands „von einer verrückten Idee zum Leuchtturmprojekt“ geworden.
Neben all den im Bau befindlichen und geplanten Neuerungen verfügt das Tropical Islands über den größten Indoor-Regenwald der Welt. Weit über 50 000 Pflanzen bilden die tropische Vegetation im Indoor-Regenwald. Insgesamt sind etwa 600 verschiedene Pflanzenarten, wie Palmen, Farne und Mangroven im Tropical Islands zu Hause. Die meisten stammen aus dem asiatisch-pazifischen und südamerikanischen Raum. Besonders auffallend sind im Regenwald die zahlreichen imposanten Palmenarten. Die 20 000 Quadratmeter große Folie zur Südsee der Halle lässt das Sonnenlicht hinein. So können die Pflanzen aber auch Früchte wie Bananen, Papayas, Sternfrüchte oder auch die Jackfrucht gedeihen.

Ein Pfad von rund einem Kilometer Länge führt an den grünen Sehenswürdigkeiten entlang. Eine Brücke überspannt den Mangroven-Sumpf. Darin schwimmen viele verschiedene Fischarten wie maulbrütende Buntbarsche, Rotflossen- und Haiwelse oder Schwarze Pakus aus dem Amazonasgebiet. Im Wasser tummeln sich auch zahlreiche Rot- und Gelbwangenschildkröten. Am Rand der Mangrove haben zehn Flamingos ihre neue Heimat gefunden.

Hauptattraktionen sind neben der Südsee und der Lagune die Wasserrutsche sowie Amazonia. Im Tropical Islands steht der höchste Wasserrutschen-Turm Deutschlands. Mit 27 Metern ist er so hoch wie vier Stockwerke. Bei vier verschiedenen Rutschen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auf der Turborutsche mit einer Strecke von 76 Metern können Geschwindigkeiten von bis zu 70 Stundenkilometern erreicht werden. Die Großwasserrutsche mit ihren geschwungenen Bahnen und Kreisen bietet auf 149 Metern eine Menge Spaß für Groß und Klein. Außerdem stehen eine Breitwellenrutsche mit 21 Metern Länge und eine Reifenrutsche mit 112 Metern Länge zur Verfügung.

Im Frühjahr 2016 ist Tropical Islands, wie bereits kurz erwähnt, um einen ganzjährig geöffneten Außenbereich erweitert worden. Auf über 35 000 Quadratmetern sind Wasserattraktionen mit einer Gesamtoberfläche von 1350 Quadratmetern, ausgedehnte Liegeflächen für über 2500 Gäste, zahlreiche Einrichtungen für sportliche Aktivitäten und Gastronomie entstanden.

Das Portal eines Inka-Tempels bildet den thematischen Durchgang aus der Halle in den Außenbereich von Amazonia. Hier wartet gleich ein echtes Abenteuer auf die Gäste: Der Whitewater River, ein Strömungskanal, der sich über 250 Meter mit Verzweigungen und unterschiedlichem Gefälle bei einem Niveauunterschied von bis zu 3,5 Metern durch die Landschaft windet.

Diverse Wasserspiele

Ein Pool von 530 Quadratmetern mit verschiedenen Sprudel- und Massageliegen, Nackenduschen, Schwallbrause und einer Massagestation bietet Wellness-Fans Entspannung. Verschiedene Wasserspiele wie Geysire, Strudelwellenberg oder Bodenblubber-Anlage sorgen bei Groß und Klein für Badespaß. Während die Kinder ihre Balance auf dem Geschicklichkeits-Parcours trainieren, lassen sich die Erwachsenen entspannt durch den Lazy River Strömungskanal treiben.

Wellness wird im Tropical Islands ebenfalls groß geschrieben. Die Gäste können sich auf sieben verschiedene Saunaattraktionen freuen. Auf einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern lassen sich Sauna-, Dampfbadkultur und fernöstliche Wohlfühl-Zeremonien wie Massagen und Beauty-Anwendungen in einer einmaligen Architektur erleben. Die Saunen, Dampfbäder und Behandlungsräume sind integriert in einer architektonischen Landschaft, die sich von tropischen Originalbauten inspirieren ließ – zum Beispiel von der Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha, der Waiotapu-Geysire aus Neuseeland oder dem Elefanta-Tempel in Indien.

Hungern muss im Tropical Islands auch niemand, denn es gibt verschiedene Restaurants und Bars. Hervorzuheben ist insbesondere das Tropical Garden, das leichte und sehr schmackhafte internationale Küche bietet.

Das Tropical Islands ist eine fantastische und erlebnisreiche Destination, deren Besuch sich auf alle Fälle lohnt, da sie für Jung und Alt etwas bietet. Man möchte es nicht für möglich halten, aber die Tropen können doch ganz schön nah sein. (Friedrich H. Hettler)

(Die Halle vom Amazonia aus gesehen und ein Nature Home. Sonnenaufgang über Amazonia und der Whitewater River sowie der "alte" Rutscheturm in der Halle. Arbeiten in schwindelnder Höhe an der UV-durchlässigen Spezialfolie. Über diesen Gang gelangt der Besucher ins Amazonia - Fotos: Friedrich H. Hettler)

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